Dies ist ein Gastbeitrag von Vanessa Beyer von hearts and habits. Vanessa war die erste Texterin, die ich gecoacht habe – sie hat mich einfach per E-Mail angeschrieben, ob ich das gerne machen würde. Das fand ich echt mutig und bewundernswert! Ihr proaktives Verhalten, ihre herzliche Art und ihr ständiges Streben nach Wissen und Weiterentwicklung machen sie zu einer sympathischen und erfolgreichen Freelance-Texterin. Ich bin stolz darauf, wie sie sich entwickelt hat!
Mehr über die Autorin erfährst du am Ende des Artikels.
Wie möchte ich meinen Arbeitsalltag gestalten? Für welche Auftraggeber und Projekte möchte ich arbeiten? Wie organisiere ich meine Zeit am besten und welche Ziele verfolge ich? – Als Freelancer genießen wir bei Entscheidungen viel Freiheit. Gleichzeitig tragen wir allerdings auch die volle Verantwortung und werden so manches Mal mit Herausforderungen konfrontiert.
Und die Wahrheit ist: Auch unser Tag hat nur 24 Stunden und unsere gute Laune Grenzen. Irgendwann kommt jeder an einen Punkt, an dem er einfach mal Nein sagen muss. Doch:
Wann hast du das letzte Mal eine Anfrage oder Bitte abgelehnt?
Viel zu selten sagen wir privat und beruflich Nein, denn dieses Wort verbinden wir oft mit negativen Konsequenzen, zum Beispiel:
- Ablehnung
- Konflikte und Verluste
- Angst, als egoistisch und herzlos dazustehen
- Befürchtung, andere zu verletzen, zu verärgern oder zu verschrecken
- Unsicherheit, zu wenig oder keine Aufträge zu haben
- Wahnvorstellung, dass schlecht über uns geredet wird
„Wenn du Ja zu anderen sagst, pass auf, dass du nicht Nein zu dir sagst.“
Paulo Coelho
Insbesondere als Freelancer sollten wir uns jedoch vor Augen führen: Ein Nein kann genauso auch bedeuten, dass du freier, selbstbewusster und erfolgreicher bist. Denn wenn du Projekte und Anliegen ablehnst, die dir nicht gefallen, hast du mehr Zeit, das zu machen, was du wirklich willst und was dich weiter bringt.
Versteh mich bitte nicht falsch: Ich meine nicht, dass du nur auf dein eigenes Wohl bedacht sein und anderen Menschen nicht mehr helfen sollst. Es sollte jedoch nicht zur Gewohnheit werden, dass du deine Vorhaben und Ziele immer hintendran stellst und anderen einen Gefallen tust, obwohl du dich schlecht dabei fühlst.
In diesem Blogbeitrag möchte ich dir Situationen vorstellen, bei denen es total okay ist, wenn du Aufträge von Kunden und Bekannten ablehnst. Außerdem teile ich 9 Tipps mit dir, die mir geholfen haben, kein Ja-Sager mehr zu sein.
5 Situationen, in denen du als Freelance-Texter Aufträge ablehnen solltest
1. Wenn es sich um einen mittelmäßigen Auftrag handelt
Stell dir mal vor: Du arbeitest eifrig an Aufträgen von C-Kunden, die dir eigentlich gar nicht so viel Freude bereiten und vielleicht auch nicht wünschenswert entlohnt werden. Dann meldet sich plötzlich dein absoluter Traumkunde mit einem großen Projekt – und du hast einfach keine Kapazitäten mehr für ihn! Wäre es dann nicht besser, du hättest dem irrelevanten Auftrag abgesagt? Ja, denke ich nämlich auch…
Verschwende deine Zeit, deine Kreativität und deine Liebe nicht an mittelmäßige Aufträge! Richte dein Personal Branding und dein Marketing auf deine Traumkunden aus, ziehe so die richtigen Auftraggeber an und arbeite nur für Projekte, die dein Herz wirklich zum Strahlen bringen.
2. Wenn du deine freie Zeit genießt
Ich gestehe: Ich habe zu Beginn meiner Selbstständigkeit spontane Aufträge auch am Abend, an Feiertagen oder an Sonntagen angenommen. Nicht nur, dass ich böse oder enttäuschte Blicke und Unverständnis von meinen Liebsten geerntet habe. Ich habe in der Eile oftmals meine eigenen Ansprüche an meine Arbeit nicht erfüllt.
Bitte deine Kunden um genügend Vorlaufzeit und plant am besten zusammen die Deadlines. Habe den Mut, Aufträge an freien Tagen abzulehnen, denn das ist deine Zeit! Du bist die Grundlage für dein Business und nur wenn du gesund und munter bist, wirst du als Freelance-Texter erfolgreich sein können.
3. Wenn du ausgebucht bist
Eine Deadline jagt die nächste und du weißt gar nicht mehr wo dir der Kopf steht. Solltest du dann weitere Aufträge annehmen? Nein. Denn wenn du überfordert bist, wirkt sich das auf jeden Fall negativ auf dein Wohlbefinden, deine Arbeit und die Kundenbeziehung aus. Ich weiß, viele Interessenten möchten ihre Texte am liebsten schon gestern fertig haben. Dann hätten sie sich jedoch auch eher melden müssen. Du musst es nicht allen recht machen. Dein Job soll dir Spaß machen und dich nicht in ein Burnout treiben.
Kommuniziere offen, ab wann du den Auftrag fest einplanen kannst. Bis dahin können Kunden zum Beispiel das Briefing und alle Inhalte zusammenstellen, damit es dann gleich losgehen kann. Und noch dazu: Dass du ausgebucht bist, zeigt deinen Interessenten, dass deine Arbeit geschätzt wird.
4. Wenn Bekannte mal schnell etwas brauchen
„Ich schreibe gerade meine Facharbeit.“ – Spätestens, als dieser Satz im Chatverlauf mit einem Bekannten aufpoppte, wusste ich, warum er sich mal wieder gemeldet hatte. Ich helfe Freunden wirklich gerne bei Bewerbungen, Flyern oder anderen Schreibkram und freue mich, wenn sie mich dann mal auf einen Kaffee oder ins Kino einladen. Sicher kennst du aber auch diese Leute, die sich nur melden, wenn sie deine Hilfe brauchen – und zwar jetzt sofort. Schluss damit!
Frag dich: Was bringt dir ein „Freund“, der dich und dein Können nur ausnutzt und dir deine kostbare Zeit stiehlt? Wie wäre dein Leben ohne diesen Menschen?
5. Wenn du ein schlechtes Bauchgefühl hast
Du stehst kurz vor einem Projekt und irgendwie fühlst du dich nicht wohl dabei: sei es, dass der Kunde dir unbehaglich oder unsympathisch ist, dir das Thema Kopfzerbrechen bereitet oder dich andere negative Gedanken dabei begleiten. Oft bewahrheitet sich unsere Intuition und dann wäre es definitiv das kleinere Übel gewesen, diesen Auftrag abzulehnen.
Zugegeben, manchmal müssen wir erst Erfahrungen machen, aus denen wir lernen können. Ich habe beispielsweise die Internetseite für eine internistische Gruppenarztpraxis getextet. Puh… Dieser Auftrag hat sich angefühlt wie ein halbes Medizinstudium und noch viel schlimmer: zu wissen, was in unserem Körper passiert und vor allem was schief gehen kann, hat mich emotional fertig gemacht. Sollte wieder mal so eine Anfrage reinkommen, werde ich sie ablehnen.
Vertraue dir und deinem Bauchgefühl!
9 Tipps, die dir helfen, Nein zu sagen
- Nehme dir Bedenkzeit.
- Definiere deine Werte, Prioritäten und Grenzen.
- Kenne deine Wünsche, Ziele und die einzelnen Schritte, wie du sie erfüllst.
- Versetze dich in die Situation hinein, wenn du Ja sagst und wenn du Nein sagst. – Was fühlt sich besser an?
- Schlage deinem Gegenüber Alternativen vor, zum Beispiel andere Freelance-Texter, die sich bei dem Thema besser auskennen oder gerade freie Kapazitäten haben.
- Bereite dich auf das Gespräch vor bzw. formuliere die E-Mail gewissenhaft.
- Erfinde keine Ausreden oder Notlügen, denn die machen das Herz noch schwerer. Sei offen und ehrlich und stehe zu deiner Antwort.
- Akzeptiere auch selber dein Nein.
- Vertraue dir!
Als Freelancer selbstbewusst Nein sagen zu können, erfordert das richtige Mindset, Übung und Erfahrungswerte. Auch wenn die Absage am Anfang noch holprig über deine Lippen kommt, wirst du schnell den großen Vorteil sehen: Zufriedenheit bei deinen Kunden, den Lesern und bei dir! Und das ist es doch, was wir als Texter möchten, oder?
Erzähl doch mal: Sagst du oft Nein? Wie fühlt es sich für dich an? In welchen Situationen lehnst du Anfragen ab und wie waren bisher die Reaktionen darauf? Ich freue mich auf den Austausch mit dir!
Über die Autorin
Vanessa Beyer arbeitet seit Ende 2015 als freiberufliche Texterin. Am liebsten entwickelt sie Konzepte und schreibt Texte für Selbstständige und Unternehmen aus der Lifestyle-, Kreativ- und Coaching-Branche. Das Ganze läuft unter dem Namen hearts and habits – denn ebenso liebt Vanessa es, Herzensgeschichten und Gewohnheiten in Worte zu fassen.
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15 Antworten
Hallo Anke,
danke für dein Kompliment – ich gebe es gerne an Vanessa, die Autorin des Beitrags, weiter. 🙂
Es tut mir sehr leid, dass du diese Erfahrung machen musstest. Aber aus Fehlern lernen wir – und beim nächsten Bauchschmerz-Kunden kommt das Nein dann wie von selbst. 😉
GLG Lilli
Liebe Lilli,
ich lese gern in Deinem Blog und über Deine Erfahrungen in der Texter-Welt. 🙂
Gern hätte ich ich meinem derzeitigen Kunden ein „Nein“ schon vorweg gegeben. Doch leider hat es sich erst während unserer Zusammenarbeit herausgestellt, wie der Kunde mit Dienstleistern umgeht. Jetzt stehe ich mittendrin und muss mir sagen lassen, wie ich meinen Job zu erledigen habe. „Man verwendet keinen Flattersatz … ein Onlinesatz besteht nur aus 9 Wörter etc. etc.“. „Ach ja, haben Sie eigentlich Germanistik studiert?“ Ich bekomme ständig falsche Infos und habe die Texte schon zum x-ten Mal überarbeitet. Ich habe so die Nase voll von diesem Kunden …
Liebe Grüße,
Anke
Danke, Susanne! 🙂
Bei guten Freunden lehne ich solche Bitten natürlich auch nicht ab – im Gegenteil. Wenn es sich aber um jemanden handelt, der sich, wie im besagten Fall, nur wegen der Facharbeit meldet, dann tut mir das mittlerweile nicht mehr leid.
Jaja, die Facharbeiten … #lach „Kannst du mal eben?“ / „Du machst das doch beruflich, dann geht’s doch eh schnell“ / „Sind 40 Seiten, hat aber bis morgen Zeit“ – ich bin ganz ehrlich: Es fällt mir schwer, sowas abzulehnen – mit zunehmender Erfahrung werde ich da aber auch selbstbewusster. Schöner Artikel!
Hallo Karo,
lieben Dank für deinen Kommentar und deine Erfahrungen.
Solche Flauten fühlen sich erstmal richtig doof an, klar. Langfristig können sie jedoch wertvoll sein, wenn wir sie richtig nutzen: für unser Unternehmen und Marketing, eigene Herzensprojekte oder einfach für Pausen.
Prima, dass du dieses Vertrauen hattest.
Herzliche Grüße
Vanessa
Liebe Vanessa,
vielen Dank für diesen Artikel! Er macht Mut und zeigt, dass nicht immer negative Konsequenzen drohen, wenn man Nein sagt, sondern sich dieses Nein sogar positiv auswirken kann. Ich habe im letzten Jahr einige Aufträge abgelehnt. Entweder, weil ich wusste, dass ich den Auftrag nicht vernünftig erledigen kann, weil der vorgegebene Zeitraum viel zu knapp war, weil mir das Auftreten des Auftraggebers nicht behagte oder weil der Auftrag schlicht und ergreifend unterirdisch bezahlt war. Dann folgten unerwartet zwei Monate absolute Flaute, weil mein größter Kunde plötzlich seine Planung änderte und ein anderer ganz absprang, weil nichts mehr „rausgegeben“ wird. Dann kommt man ins Grübeln, ob man doch hätte Ja sagen sollen. Ob ein schlecht bezahlter Auftrag nicht besser ist als gar nichts. Doch ich bin hart geblieben, auch wenn’s finanziell weh getan hat. Ich verkaufe mich nicht mehr unter Wert und nicht an jeden, der wer was will. Sonst kommt man aus dieser Spirale nämlich nicht mehr raus … 😉
Viele Grüße
Karo