Lilli Koisser

Einsamkeit im Home-Office? Nicht mit diesen Tipps von Anna Milaknis!

Einsamkeit im Home-Office: Interview mit Anna Milaknis von der Frog List

Anna Milaknis ist seit 2014 als Design-Thinking-Beraterin selbstständig und die Gründerin der Frog List – eines Matching-Programms für Selbstständige, die nicht alleine und einsam in ihrem Home-Office arbeiten möchten. Wir haben uns beim „Online Business Retreat“ von Sonja Kreye kennengelernt. Anna ist Expertin für produktives und entspanntes Arbeiten im Home-Office, wozu ich sie für dieses Interview befragt habe: 

Liebe Anna, wie lange arbeitest du schon im Home-Office, und warum?

Seit zwei Jahren. Früher, als ich noch in Berlin gelebt habe, war ich immer mit meinem Team zusammen im Büro. Das war schon eine Umstellung, als ich dann nach München gekommen bin und alleine im Home-Office war. Seit ein paar Monaten habe ich ein Büro gemietet, führe meine verschiedenen Businesses aber immer noch alleine. Jetzt verbringe ich meine Zeit zu 10 % beim Kunden, 40 % im Home-Office und 50 % im Büro.

Was sind aus deiner Sicht die Vor- und Nachteile eines Heimbüros?

My Home-Office is my Castle! Ich liebe mein Home-Office, wenn ich wirklich Ruhe brauche, um meine Aufgaben abzuarbeiten. Oft arbeite ich in den verschiedensten Positionen: Im Liegen auf meinem Flausch-Teppich, sitze an meinem Schreibtisch oder mache es mir bequem auf meinem Sofa.

Die absoluten Nachteile bei mir: Es gab Zeiten, da habe ich drei Tage lang kaum mit jemandem gesprochen. Und dann habe ich mich gewundert, dass ich ganz grimmig bin. Die normale Wohnung hält tausende Ablenkungen parat: Spülmaschine ausräumen, auf dem Sofa schlafen, Essen kochen. Ich war in der Anfangszeit so krass unmotiviert im Home-Office, dass ich sämtliche Produktivitätsmethoden erkundet habe und daraus meinen perfekten Arbeitstag geschaffen habe.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir zuhause aus? Und wie planst du ihn?

Mein typischer Arbeitstag startet schon am Abend vorher. Ich plane für jeden Tag nur drei Aufgaben, die ich erledigen möchte. Diese Aufgaben heißen bei mir Frogs. Das ist abgeleitet vom Spruch „Eat the Frog first“*. Wenn du sonst von sehr vielen Aufgaben überwältigst bist, hilft nur eins: Klarheit schaffen.

Morgens stehe ich gegen 7:30 Uhr auf, mache meine Morgenroutine, die aus Tanzen, Yoga, Meditation und Dankbarkeit besteht. Dann arbeite ich konzentriert bis zur Mittagspause an meinen Frogs. In der Zeit habe ich keine Termine, öffne nicht meine Mails und lasse mich nicht durch Social Media ablenken. Mittags plane ich mir Telefonate und kleine Krims-Krams-Aufgaben ein. In meinem Kopf ist der Tag beendet, wenn ich meine drei Frogs geschafft habe. Dann gehe ich meistens gegen 16 Uhr los zum Yoga.

Das wäre so ein typischer Tag. Trotzdem gibt es Tage, da habe ich Lust, ganz anders zu arbeiten. Wenn ich gerade in einem kreativen Flow bin, dann kann es auch mal sein, dass ich meine eigene Struktur breche. Wegen dieser Flexibilität bin ich selbstständig geworden.

Viele Selbstständige klagen über Einsamkeit im Home-Office. Welche Strategien kennst du, um diese zu lindern?

Ich plane meine sozialen Kontakte fest in meine Woche ein, weil ich gemerkt habe, dass ich sonst alleine im Office gammle und mich wundere, warum keiner Zeit hat. Fast jeden Nachmittag habe ich einen Call mit Kooperationspartnern, Kunden oder gebe ein Coaching zum Thema Kreativität für die Frog List.

Meine sozialen Kontakte der letzten Woche sahen zum Beispiel so aus:

  • Montag: Frog-List-Coaching, abends Yoga.
  • Dienstag: regelmäßiges Mittagessen mit einem befreundeten Selbstständigen.
  • Mittwoch: Yoga unterrichten, danach Frühstücken mit einer Freundin, mittags ein monatlicher Call mit einem Businesskontakt, der genau wie ich an seiner Instagram-Strategie arbeitet.
  • Donnerstag: ein Call mit einer Design-Thinking-Kundin, danach mein wöchentlicher Mastermind-Call mit Eva Hunger und Yoga.
  • Freitag: Mittagessen mit einer Businessfreundin, danach ein Frog-List-Coaching bei mir im Office und wieder Yoga.

Auch wenn du nicht der Arbeitstyp bist, der die ganze Zeit Kontakt mit Menschen haben möchte, solltest du überlegen, welche Termine dir Spaß machen und sie bewusst in deine Woche einplanen!

Einsamkeit im Home-Office: Die besten Tipps im Interview mit Anna Milaknis von der Frog List

Wie kann ich das Home-Office gezielt für mehr Produktivität nutzen?

Das Tolle am Home-Office ist, dass du gleich morgens anfangen kannst – ohne großen Arbeitsweg. Die ersten 3 bis 4 Stunden des Tages sind die wertvollsten! Wenn ich zuhause bin, stehe ich manchmal auf, mache meine Morgenroutine und arbeite direkt los. Erst nachdem ich meinen ersten Frog erledigt habe, mache ich mir mein Frühstück. Außerdem ist es im Home-Office oft leichter, den Körper zufriedenzustellen. Klingt komisch im Bezug auf Produktivität, oder? Du kannst mal beobachten: Wenn sich dein Körper nicht wohl fühlt, dann hast du auch weniger Lust, deine To-dos zu erledigen. Das können so einfache Dinge sein wie: trinken, essen, Pulli anziehen, eine gemütliche Sitzhaltung wählen, frische Luft tanken.

Wie schaffst du es, schon am frühen Nachmittag Feierabend zu machen?

Dafür gibt es drei „Geheimnisse“:

1. Ich stecke relativ viel Zeit in meine Planung des Jahres, des Quartals, der Woche und des Tages und arbeite dann fokussiert meine drei Aufgaben ab.

2. Priorisieren der Aufgaben, die mich massiv meinen Zielen näherbringen und den größten Effekt auf meine Arbeit haben.

3. Nein sagen zu allen Aufgaben, die nicht meine Prio 1 sind – und das Gefühl aushalten, dass ich nicht „alles“ schaffe.

Was ist die Frog List – und wie wirkt sie der Einsamkeit und Demotivation im Home-Office entgegen?

Die Frog List ist letztes Jahr als Idee und Prototyp gestartet. Ich habe getestet was passiert, wenn ich Selbstständige im Home-Office zu Accountability-Partnern verbinde und sie sich durch zwei Telefonate pro Tag gegenseitig unterstützen, täglich ihre drei Frogs zu erledigen. Das kann man sich vorstellen wie ein Sportpartner, der dich motiviert, doch ins Fitti zu gehen, auch wenn du keine Lust hast.

Egal welchen Produktivitätsguru du fragst: Accountability-Partner, also jemand, der in der gleichen Lage ist wie du und auf den du dich verlassen kannst, sind die Wunderwaffe für mehr Motivation im Arbeitstag. Der Prototyp hat gezeigt, dass die Paare, die ich verbunden habe, nach 3 Monaten noch zu 80 % regelmäßig telefoniert haben. Einige haben sich sogar persönlich getroffen und sind heute noch Businessfreunde.

Gleichzeitig habe ich durch den Test gemerkt, dass das Telefonieren alleine noch nicht reicht. Gerade arbeite ich an einem Online-Coaching-Programm, in dem ich den Teilnehmern beibringe, wie sie mit dem richtigen Mindset, Planung und Struktur ihre Selbstständigkeit so gestalten, dass sie motiviert aus dem Bett springen und ihre Ziele schneller erreichen, als sie selbst glauben können. Das Matching der Partner wird es als Unterstützung immer noch geben!

Du hast einen Online-Kurs für kreative Freiberufler*innen entwickelt. Was lernt man darin?

Der Online-Kurs* zeigt dir, wie du deinen Tag als Selbstständige*r so gestaltest, dass du super entspannt und produktiv durch den Tag gehst. Besonders wenn du deine Zeit zwischen Kundenaufträgen, Hobbys und deinem eigenen Herzensprojekt aufteilen musst, hilft dir der Kurs zu erkennen, welche Aufgaben wirklich wichtig sind. Du lernst, wie du Zeit findest, um an den Dingen zu arbeiten, für die du sonst nie Zeit hast.

Welchen Buchtipp zum Thema kannst du uns mit auf den Weg geben?

Ich habe gerade The One Thing von Gary Keller* gelesen. Er empfiehlt, nur eine Aufgabe am Morgen zu planen (statt drei), aber die fokussierte Zeit am Anfang des Tages haben beide Methoden gemeinsam.

Vielen Dank für das Interview! 

Über Anna

Anna Milaknis von der Frog List. Foto: Farina Deutschmann

Anna Milaknis ist Design-Thinking-Beraterin und Gründerin der Frog List, einer Produktivitätsmethode für kreative Freiberufler. Zum Design Thinking ist sie durch Zufall gekommen. Im Studium begleitete sie eine Freundin spontan zu einem Design-Thinking-Workshop. Da hat es gefunkt: Kurz darauf machte Anna an der HPI School of Design Thinking in Potsdam die einjährige Ausbildung. Danach gründete sie mit zwei Kollegen die Berliner Design-Thinking-Beratung openmjnd.

Zwei Jahre lang baute sie die Beratung mit auf, bevor sie nach München zog, wo sie jetzt ihre eigene Vision verfolgt. Ihre neueste Gründung: die Frog List, bei der sie Einzelunternehmern hilft, durch Mindset und Organisation erfolgreich ihre Herzensprojekte zu verwirklichen. Du kannst Anna auf Facebook und Instagram folgen.

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6 Antworten

  1. Ich habe mein Home Office tatsächlich zu Hause. Aber hier ist tagsüber auch wenig los, so dass ich manchmal an einer gewissen Einsamkeit verzweifle. Mir fehlen die Kollegen – zum Ratschen, zum Austauschen und um mich über sie zu ärgern.
    Auch ich habe gelernt, bewusst Kontakte zu anderen Menschen zu suchen und sie einzuhalten. Denn in einer solchen Arbeitssituation fliegen sie einem nicht so einfach zu.
    „Eat the frog first“ ist eine nette Herangehensweise, die ich mir mal merken muss. Ansonsten organisiere ich mich nach der „Tomato-Methode“ und räume in den Pausen die Spülmaschine aus.
    Das erdet! 😉
    Aber es hat mich gefreut, dass ich mit dieser Einsamkeit nicht alleine dastehe, danke!
    LG
    Sabienes

  2. Vielen Dank für deinen Kommentar, Daniela! Jetzt im Sommer stehe ich auch auf, mache Kaffee und arbeite von 8 Uhr bis mittags. Am Nachmittag geht’s dann ins Freibad. 😛 Aus meiner Zeit als Au Pair weiß ich noch, dass das mit Kindern natürlich nicht so einfach ist. Da habe ich immer gearbeitet, während die Kids im Kindergarten waren … aber diese wertvolle Morgenenergie war dann schon dafür aufgebraucht, um sie morgens aus dem Haus zu bekommen! 😀
    Ich wünsche dir viel Energie und Motivation!
    GLG Lilli

  3. Ein sehr interessantes Interview. V. a. die Aussage „Die ersten 3 bis 4 Stunden des Tages sind die wertvollsten! Wenn ich zuhause bin, stehe ich manchmal auf, mache meine Morgenroutine und arbeite direkt los. Erst nachdem ich meinen ersten Frog erledigt habe, mache ich mir mein Frühstück.“ finde ich gut. Das ging bei mir früher auch so am besten: Aufstehen, direkt hinsetzen und arbeiten (ja, ok… Kaffee habe ich noch gemacht…). Und ja… in den ersten 2-3 Stunden des Tages habe ich mehr hinbekommen, als den ganzen übrigen Tag.

    Mit Kind ist das leider schon wieder nicht so einfach, weil bis ich meine Tochter geweckt habe, Frühstück gemacht habe, Brotdose… sie im Kindergarten abgeliefert habe… ist die morgendliche Motivation schon deutlich weniger geworden. Leider.

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