Lilli Koisser

Wie kann man als Freelance-Texter*in Kunden finden, die gut bezahlen?

Was mich andere freie Texter am öftesten fragen, ist: Wie findest du Kunden?

Die Antwort ist: Sie kommen größtenteils von selbst zu mir.

Ca. 80 – 90 % meiner Kunden finden mich über Google und Social Media. Sie landen auf meiner Texter-Website und schreiben mir von selbst eine E-Mail, oder füllen mein Kontaktformular aus. Der Rest ergibt sich durch Empfehlungen und Beziehungen. Mit vielen meiner Kunden arbeite ich außerdem schon jahrelang zusammen, wodurch ich weniger Akquise betreiben muss.

Wie das möglich ist – und wie du auch erreichen kannst, dass die Kunden zu dir kommen – erfährst du in diesem Beitrag!

In 5 Schritten zu guten Kunden für Freelance-Texter

Schritt 0: Erstmal machst du einen ganz großen Bogen um Texter-Jobbörsen wie Textbroker. Im Ernst, lösche am besten jetzt sofort deinen Account und investiere deine kostbare Zeit lieber in die folgenden 5 Schritte!

Ich möchte dir auf diesem Blog zeigen, wie du auch ohne Content-Fabriken Kunden finden kannst – und zwar angenehme Kunden mit profitablen Aufträgen. Es ist gar nicht so schwierig, wie du denkst!

Schritt 1: Deine Spezialisierung

Warum brauche ich unbedingt eine Spezialisierung als Freelance-Texter?

Bevor du Kunden findest, solltest du zuerst deine Nische als Texter finden. Eine gute Positionierung ist mit Abstand der wichtigste Faktor, wenn du den Jobbörsen entfliehen und mehr verdienen möchtest. Warum?

Nehmen wir an, du willst heiraten. Würdest du einen generischen Event Planner buchen, der alle möglichen Arten von Events plant – oder einen spezialisierten Wedding Planner? Eben.

Du würdest einen Spezialisten an deiner Seite wissen wollen, der sich mit den Einladungen, der Zeremonie, dem Menü und allem rund um deine Hochzeit am besten auskennt.

Dem du nicht erst alles erklären und bei dem du dann zittern musst, ob die Zusammenarbeit klappt.

Der damit genügend Erfahrung hat und diese auch vorweisen kann. Bei dem du dich gut aufgehoben fühlst und dem du vertraust!

Und für so einen Experten wärst du auch ganz selbstverständlich bereit, mehr zu zahlen – weil das ruhige Gewissen, dass bei deiner Hochzeit alles glatt laufen wird, dir mehr wert ist.

Genauso geht es deinen potenziellen Kunden: Es interessiert professionelle, gut zahlende Kunden nicht, ob du andere Textarten oder für andere Branchen gut schreiben kannst. Ihnen ist nur wichtig, dass du für SIE und ihr spezielles Anliegen die besten Ergebnisse erzielen kannst.

Du fragst dich jetzt wahrscheinlich: Verkleinere ich meinen Kundenkreis nicht, wenn ich mich nur auf eine Branche und / oder Textart spezialisiere? Nein, im Gegenteil: Du erweiterst ihn um gut zahlende Auftraggeber!

Professionelle Unternehmen, die gut bezahlen, wollen keinen Generalisten beauftragen. Sie suchen händeringend nach Experten! Meine Kunden fragen mich immer wieder, ob ich nicht Medizin-, Technik- oder männliche Lifestyle-Texter kenne. Und nein, ich kenne leider keine – dafür aber einen Haufen „normale“ Texter, die „für alle Zielgruppen und über alle Themen“ schreiben.

Texter, die über alles und jeden schreiben, gibt es wie Sand am Meer – und sie prügeln sich um schlecht bezahlte, unseriöse Jobs, die ihnen keinen Spaß machen. Die Konkurrenz ist einfach zu groß, und das wissen Content-Fabriken und dubiose Auftraggeber auszunutzen. Und: Kannst du WIRKLICH über alle Themen für alle Zielgruppen schreiben? Wie glaubwürdig und realistisch ist das? Ich kann z. B. überhaupt nicht über Medizin oder IT schreiben, weil es mich einfach nicht interessiert. Diese Aufträge gebe ich lieber an andere Texter weiter!

Spezialisierte Texter sind hingegen äußerst gefragt: Du hebst dich mit einer Spezialisierung von der Masse ab, ziehst genau die richtigen Kunden an, die deine Dienstleistung brauchen und suchen, und schreibst dazu noch über Themen, die dich interessieren!

Und: Du kannst auch einen höheren Stundensatz verlangen, wenn du eine Spezialisierung hast. Selbst wenn du teurer als ein anderer Texter bist, werden deine Kunden gerne dich anstatt eines „allgemeinen“ Texters wählen, weil

  • du mit ihrer Materie bereits vertraut bist,
  • sie dich als Experten sehen, und
  • es nicht so wirkt, als würdest du eine minderwertige Leistung anbieten.

Schritt 2: Deine Textproben

Nun geht es daran, Textproben für deine Nische zu sammeln. Denn: Wenn ein gut zahlender Kunde dich beauftragen soll, dann musst du ihm zeigen, dass du in seiner Branche Erfahrung hast und überzeugende Texte liefern kannst.

Es gibt übrigens kein Gesetz, das vorschreibt, dass diese Textproben bezahlte Jobs sein müssen! Sie müssen nur beweisen, dass du überzeugend schreiben kannst und das Themengebiet deines Kunden verstehst.

Du brauchst dafür auch keine Ausbildung, kein Diplom und keine Auszeichnung. Viele Experten der heutigen Zeit haben sich ihr Wissen selbst beigebracht – mit Blogs, Büchern, Kursen und persönlicher Erfahrung. Auch ich habe keinerlei Ausbildung in Content Marketing, meiner Nische: Ich habe einfach wie wild Artikel, eBooks und Newsletter dazu verschlungen, und tue es immer noch.

Wie kann ich schnell überzeugende Textproben sammeln?

Eine einfache Idee, um noch heute Textproben zu sammeln:

Schreibe einen oder mehrere Artikel über deine Nische auf Medium, LinkedIn, deinem Blog oder als PDF.

Wenn du dich zum Beispiel auf Content Marketing für die Reisebranche spezialisierst, könnten das deine Artikel sein:

5 unaufhaltsame Marketing-Trends in der Reisebranche

3 Wege, wie Reiseanbieter mit Blogs mehr Kunden gewinnen können

Das Geheimrezept für effektives Content Marketing in der Reisebranche

Siehst du, wie das auf einen Kunden aus der Reisebranche 100 x anziehender wirkt, als „Hier sind meine besten Arbeiten“?

Mit deinen Textproben positionierst du dich als Experte in deiner Nische und als beste Wahl für deinen Kunden. Ob du wirklich schon Experte bist, spielt absolut keine Rolle: Mit diesen 3 Artikeln wärst du schon eher ein Experte als ein anderer Texter, der noch nie zum Thema Reisen geschrieben hat.

Und wenn diese 3 Textproben deinem Kunden aus der Reisebranche gefallen, und er ähnliche Texte für sein Unternehmen haben möchte – wen juckt es dann, ob du eine Ausbildung, Erfahrung oder andere Kunden aus der Reisebranche nachweisen kannst? Das ergibt sich dann sowieso mit der Zeit. Erlaube dir, irgendwo zu starten.

Am besten wäre es natürlich, wenn du die drei Artikel oben schon an Kunden verkaufen könntest, anstatt sie erst für dich selbst zu schreiben! 😉 Wenn du dich noch nicht wirklich traust, Geld für deine Texte zu verlangen, könntest du deinen ersten drei Kunden einen Rabatt anbieten.

Allein durch meine Positionierung als Texterin für Online und Content Marketing von Anfang an konnte ich

  • die Nr. 1 Online-Agentur und die größte Content-Agentur Österreichs als Kunden gewinnen (in meinem ersten Monat bzw. Jahr als Freelance-Texterin!),
  • nach einem halben Jahr als Freelancerin für den größten Anbieter von Content Marketing Software bloggen,
  • im ersten Jahr 2 bezahlte eBooks über Content Marketing schreiben,
  • den Auftrag für eine wöchentliche Kolumne über Content Marketing bekommen,
  • zahlreiche Websites, Blogartikel, Newsletter und Postings (also Elemente des Content Marketing) texten.

Hat mich irgendeiner dieser Auftraggeber nach einem Zeugnis, Diplom, Kurs oder sonstigen Nachweisen für mein Wissen rund um Content Marketing gefragt? Nope! Die Spezialisierung und Textproben (und danach hoffentlich die Qualität deiner Arbeit) reichen aus, um dein Wissen und deine Glaubwürdigkeit zu demonstrieren!

Schritt 3: Dein Portfolio

Was ist ein Portfolio?

Dein Portfolio ist eine Sammlung deiner besten – und für deine Nische aussagekräftigsten – Arbeiten.

Wenn du mehrere Nischen hast, empfehle ich dir, mehrere Portfolios zu erstellen – für jede Nische ein eigenes. So zeigst du deinen potenziellen Kunden nur das, was sie wirklich interessiert: Textproben für ihre eigene Branche!

Wie erstellt man ein Portfolio?

Ein Portfolio kann eine Galerie auf deiner Website, ein PDF zum Download und E-Mail-Versand oder ein Profil auf einem Portal für Portfolios sein, zum Beispiel auf:

Clippings.me

Contently.com

JournoPortfolio.com

Pressfolios.com

Behance.net

Carbonmade.com

Ich habe mein erstes Portfolio damals von einem befreundeten Designer erstellen lassen – mit etwas Geduld und Geschick solltest du das aber auch selbst hinkriegen, z. B. in Microsoft Word, Apple Pages oder mit Canva. Auf Contently sammelte ich außerdem laufend meine veröffentlichten Blogartikel für Kunden.

Du kannst dein Portfolio auch auf LinkedIn oder Pinterest anlegen. Das minimalste Portfolio kann auch ein einseitiges PDF sein, das die Links zu deinen Textproben enthält! Heute schicke ich einfach in einer E-Mail eine Handvoll Links zu meinen Artikeln mit, die zum Thema oder Ziel des Kunden passen, weil ich schon aus einem großen Pool auswählen kann.

Hauptsache, der Kunde hat das Gefühl, dass er bei dir an der richtigen Adresse ist!

Schritt 4: Deine Website

Warum brauche ich eine Texter-Website?

Wenn du keine Website hast, bist du im Prinzip unsichtbar. Wie soll ein potenzieller Kunde, der einen Texter für seine Branche sucht, dich online finden? Wie soll jemand, den du bei einer Konferenz kennengelernt hast, mehr über dich erfahren? Was soll ein Kollege, der dich empfehlen will, seinem Kunden über dich weiterleiten?

Deine Website ist das Zentrum für all deine Marketing-Aktivitäten als Freelance-Texter.

Was soll meine Texter-Website beinhalten?

Eine einfache Texter-Website sollte folgende 5 Inhalte aufweisen:

  1. Infos über dich und deine Nische, z. B. in Form eines Elevator Pitch auf der Startseite und einer Über-mich-Seite
  2. Deine Leistungen und Angebote plus eine Verkaufsseite (z. B. „Arbeite mit mir“ oder „Buchung“)
  3. Glaubwürdigkeitselemente (z. B. Referenzen, Kundenliste, Kundenstimmen, Bewertungen, Erfolge…)
  4. Kontakt inkl. Links zu deinen Social-Media-Profilen
  5. Impressum und Datenschutzerklärung

Wichtig ist, dass du deine Spezialisierung glasklar kommunizierst. Sie sollte auf deiner Website, in deinem LinkedIn- und XING-Profil, in deiner Twitter-Bio, auf deiner Facebook-Seite etc. gut sichtbar stehen! Jetzt noch einige Kundenstimmen dazu, um deine Expertise zu untermauern, und es sollte laufen. Wenn du noch keine Kundenstimmen hast, dann führe deine Textproben an. Eine ausführliche Checkliste für deine Texter-Website findest du auf dem Blog!

Wie soll ich meine Texter-Website erstellen?

Von Websites bei Jimdo, Blogger & Co. solltest du Abstand halten – eine selbst gehostete Seite bei WordPress.org ist heutzutage der Standard für professionelle Websites. Du kannst deine Texter-Website damit komplett nach deinen Wünschen konfigurieren und anpassen. Bei WPBeginner gibt es zahlreiche kostenlose Tutorials dafür, z. B. How To Start A WordPress Blog. Über SquareSpace als Alternative habe ich mittlerweile auch schon Gutes gehört und einen Gastartikel veröffentlicht.

Für die Erstellung deiner Texter-Website kannst du dir aber auch Hilfe bei einem Webdesigner oder einem Virtual Assistant holen – im Idealfall übernimmst du die fertige Website und kannst gleich loslegen! So habe ich es damals gemacht.

Ein Webdesigner kostet ca. 70 Euro pro Stunde. Das ist für jemanden, der gerade ein Unternehmen gründet, vielleicht eine Menge Geld. Aber: Wenn du dich selbst tagelang damit herumschlägst (und dadurch Zeit verplemperst, die du an Kunden verkaufen könntest), und das Endergebnis noch dazu mittelmäßig ist, ist dir auch nicht geholfen. Du musst deine Website als das wichtigste Investment in deine Texter-Karriere begreifen!

Für kleinere Anpassungen kannst du auch das HootProof WordPress Service einfach online beauftragen. Und vielleicht hast du das Glück, eine virtuelle Assistentin zu finden, die fit in Webdesign ist.

Tipp: Mach dich über Förderungen für Jungunternehmer schlau – vielleicht bezahlt dir jemand deine Designer-Rechnung! Den WordPress-Support für diesen Blog habe ich übrigens bei einem Gewinnspiel von miss webdesign gewonnen. Es gibt immer Wege, wenn du etwas wirklich willst!

Durch SEO (Suchmaschinenoptimierung) deiner Texter-Website, das Netzwerken on- und offline, persönliche Empfehlungen von anderen Kunden und das Entdecken deiner Artikel online werden Unternehmen in deiner Nische von selbst auf dich zukommen. Richte daher deinen gesamten Online-Auftritt darauf aus, gefunden zu werden, und vergiss nicht, auf deine Kontaktmöglichkeiten hinzuweisen!

Schritt 5: Deine Bewerbungen

Hast du nun deine Texter-Website erstellt, kannst du anfangen, dich bei deinen Wunschkunden als freie Texterin zu bewerben – ganz klassisch per Post oder in Deutschland und der Schweiz auch per Telefon.

Hast du noch keine Website, kannst du dich trotzdem schon mal mit deinen LinkedIn-Artikeln oder deinen PDF-Textproben vorstellen! Auch ich habe schon VOR meinem Gründungstermin die größten Online- und Content-Agenturen Österreichs angeschrieben und angekündigt, dass ich mich bald in diesem Bereich selbständig machen werde. Meine Website war überhaupt erst einige Monate nach meiner Gründung online! 😉

Mein Artikel „31 Ideen, als freier Texter neue Kunden zu finden“ geht noch mehr auf die verschiedenen Akquisekanäle für Freiberufler ein. Jobbörsen wie Textbroker habe ich weggelassen! 😉

Viel Erfolg bei der Kundenakquise!

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19 Antworten

  1. Liebe Claudia,

    vielen Dank für das tolle Kompliment – ich bin ganz gerührt! 🙂 Und: Nur Mut! Bei mir ist das alles auch nicht über Nacht passiert. Wenn man sich dahinterklemmt, wird das schon!

    GLG Lilli

  2. Hi Lilli! Ich bin erst heute auf deinen Blog aufmerksam geworden und zolle dir allerhöchsten Respekt. Für den Blog mit tollen Inhalten und deine Arbeit. Deine Beiträge machen mir Mut! Mal sehen, ob sich für mich etwas umsetzten lässt…

  3. Hi Lilli, vielen Dank für die schnelle Antwort. Ich vergaß zu erwähnen, dass Deine Artikel hier sehr hilfreich für Mompreneurs sind. Diesen Blogbeitrag habe ich deshalb in meiner Lieblingsfremdsprache bei Facebook und Twitter empfohlen.

  4. Hallo Rainer,

    vielen Dank für dein tolles Kompliment – es freut mich, dass du neuen Mut fassen konntest!

    Ich würde die Lukrativität so reihen:

    Anwaltskanzleien
    Immobilienmakler
    Hoteliers

    Einerseits aufgrund des verfügbaren Budgets für Texter, und andererseits, weil professionelle rechtliche Texte mehr wert sind und du daher mehr Honorar dafür verlangen kannst.

    Natürlich kommt es individuell auch auf die Größe des Kunden (kleine Pension vs. internationale Hotelkette) und die Art deiner Leistung (hoch spezifische Website-Texte vs. einfache Facebook-Postings) an.

    Weiters sollte die Wahl deiner Nische nicht nur aufgrund finanzieller Überlegungen getroffen werden – mehr dazu liest du hier: http://www.lettersblog.de/nische-freelance-texter.

    Viel Erfolg!

  5. Kompliment! Dein Artikel hat mir neuen Mut gegeben. Besonders der Tipp mit der Spezialisierung. Ich schwanke nun zwischen Hoteliers, Immobilienmaklern und Anwaltskanzleien. Welche dieser 3 Zielgruppen zahlt am besten?

    Vielen Dank im Voraus.

  6. Liebe Tina,
    vielen Dank, das freut mich sehr – es war mein Ziel, einen Ort zu schaffen, an dem sich Freelance-Texter gut aufgehoben fühlen und gerne wiederkommen!
    Ein großes Dankeschön auch für die Aufnahme ins Roundup, ich bin schon sehr gespannt! Die Suche nach guten Kunden ist ein ganz wichtiges Thema und schon jetzt der meistgelesene Artikel.
    GLG und bis bald bei LETTERS! 🙂

  7. Hallo Lily, zuerst einmal ein großes Lob für deinen neuen Webauftritt. Hier fühle ich mich sehr wohl und werde garantiert öfter vorbeikommen, alleine schon weil ich mich jetzt für den Newsletter angemeldet habe… 😉
    Das nächste Lob kommt direkt hinterher: Dieser Beitrag ist mehr als wertvoll und den nehme ich am Freitag für meine Wochenschau rein, denn: Gutes darf man nicht für sich behalten…

    Weiter so!
    LG Tina

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