Am 26.04.2014 versammelten sich ca. 120 Teilnehmer im wunderschönen LOFT in Salzburg, um beim Content Day mehr über Content Marketing, Social Media, SEO und Storytelling zu lernen. Nachdem im Oktober 2013 ja schon der Smart Content Day in Wien stattgefunden hatte, war ich gespannt, wie die Mozartstadt im Vergleich abschneiden würde. Und tatsächlich habe ich 9 neue Dinge gelernt!
1. Längere Inhalte verbreiten sich besser.
Björn Tantau hielt eine leidenschaftliche Keynote über den Wandel von der markenzentrierten zur nutzerzentrierten Kommunikation und warum und wie das Sinn macht. Die Rede hat mich sehr mitgerissen und den ganzen Raum elektrisiert. Diese interessante Grafik geht mir nicht mehr aus dem Kopf:
Sprich, je länger und intensiver der Inhalt, desto mehr wird er geteilt. Gut fand ich auch die Beobachtung, dass Marken sich immer mehr über ihre Inhalte als über ihre Produkte definieren und Content Marketing so immer mehr zum Brand Building wird. Ein schöner Gedanke! Als Erfolgsfaktoren für gutes Content Marketing definierte Björn Tantau Zielgruppe, Thema und Seeding. Alles in allem die perfekte Keynote und ein gelungener Einstieg in einen tollen Tag! Bonuspunkt für die Case Study von The Walking Dead!
2. Facebook-Fans wollen nicht immer iPads gewinnen.
Karim Bannour stellte die „kross-mediale“ Facebook-Strategie von Resch & Frisch vor (I see what you did there!). Ich dachte immer, dass Resch & Frisch einfach nur liefert, aber offensichtlich haben sie auch Filialen in Oberösterreich und Salzburg. Man lernt nie aus! Jedenfalls ist Resch & Frisch auch sehr erfolgreich auf Facebook unterwegs, weil sie ihre Zielgruppe
1. gut kennen und
2. gut bedienen.
Die Bäckerei-Marke hat über 18.000 Fans und einen hohen „Sprechen darüber“-Wert auf Facebook. Da wird nicht jede Woche ein iPad verlost, sondern man kann z.B. zum Muttertag eine Torte mit einem Foto von sich selbst und seiner Mutter drauf gewinnen. Das kostet das Unternehmen praktisch gar nichts, passt super zur Marke und kommt bei der Zielgruppe bestens an.
Witzig war auch das Produkttester-Gewinnspiel: Es wurde dazu aufgerufen, sich als Produkttester für ein neues Weckerl zu bewerben. Alles, was man dafür bekam, waren 2 Stück des besagten Weckerls (=Brötchens) und einen Fragebogen. Aus sage und schreibe 2.200 Teilnehmern (!) wurden dann 20 glückliche Weckerl-Tester ausgewählt. Wahnsinn!
„Beim Gewinn geht es nicht um die materielle Wertigkeit, sondern er muss zur Zielgruppe passen und möglichst exklusiv sein. Man will ja nicht die Hausfrauen-Mafia anziehen.“ Resch & Frisch betreibt auch einen erfolgreichen Blog rund um Spezialthemen wie gluten- und laktosefreie Ernährung. Definitiv ein sehr schönes, regionales Beispiel für gelungenes Content Marketing!
3. Es gibt da etwas, das Sichtbarkeitsindex heisst.
Während wir früher noch auf Altavista, LYCOS oder msn suchten (ich erinnere mich!), hat Google heute einen Marktanteil von 94 %. Alles, was über textliche On Page SEO hinausgeht, bedeutet für mich Bahnhof. Das SEO-Panel von Oliver Hauser wollte ich mir deswegen auf keinen Fall entgehen lassen. Zurecht: Ich weiß jetzt, dass ich bei meiner Website noch viel mehr kontrollieren und messen kann als z.B. die Besuche und Klicks: Der sogenannte Sichtbarkeitsindex zeigt, wie sichtbar meine Seite bei Google ist.
Und anscheinend ist dieser Sichtbarkeitsindex – logischerweise – das Um und Auf für jede SEO-Agentur. Die Sichtbarkeit kann auch durch viele winzige Fehler zunichte gemacht werden, wie z.B., wenn man in WordPress das Kästchen „Indexierung unterbinden“ anhakt. Jetzt hab ich noch mehr gesunden Respekt vor dem ganzen Technik-Kram! Die Präsentation steht zum Download bereit (in bester Inbound-Manier kostenlos gegen Ihren Datensatz!).
4. Es gibt auch etwas, das Wiener Sachtextformel heisst!
Philipp Helminger sprach aus SEO-Sicht über den Ranking-Faktor Content und erwähnte neben dem Flesch Reading Ease auch die Wiener Sachtextformel als Lesbarkeitsindex. Diese Formel speziell für deutsche Texte kannte ich noch nicht: Sie gibt an, für welche Schulstufe ein Sachtext geeignet ist. Sehr interessant!
Außerdem verglich Philipp Helminger die Content-Produktion mit der Film-Produktion: Es gibt Pre-Production, Production und Post-Production, wobei die Pre-Production seiner Meinung nach die Hälfte der Zeit in Anspruch nimmt. Die Production sei nur „Recherchieren und Schreiben“. Dem muss ich naturgemäß widersprechen!
Die Produktion umfasst meiner Meinung nach genauso Beratung, Konzeption, Suchmaschinenoptimierung (On Page SEO), Lektorat… Nur weil bei einem Brainstorming rauskommt „Wir machen einen Blogpost über Social Sharing„, heisst das noch lange nicht, dass ich gleich zu schreiben beginnen kann. Auch in dieser Session wurde übrigens viel Gewicht darauf gelegt, wie wichtig Text & Content auch für die Suchmaschinenoptimierung ist. „Er darf nicht als Füllmittel angesehen werden“. Das kann ich nur unterstreichen!
5. WDF*IDF wird mir immer unsympathischer.
A fool with a tool is still a fool. Das war die Quintessenz dieses Vortrags, von dem ich leider den Anfang verpasst hatte. Ich weigere mich weiterhin, die Mathematik wieder zurück in mein Leben zu lassen, und dann auch noch in Form einer Formel, nach der ich meine Texte schreiben soll. Nein danke!
Stephanie Ludermann bekräftigte auch immer wieder, dass man sich beim Texten auf seinen Verstand verlassen und WDF*IDF höchstens ergänzend einsetzen sollte. Als sie einmal bei einem Job frei von der Seele schrieb und den Text danach interessehalber überprüfte, stellte sich heraus, dass er ohnehin perfekt nach WDF*IDF optimiert war. Wozu dann das ganze Geschrei? Bin aber für Gegenmeinungen bzw. Überzeugungsarbeit offen!
6. Geschichten haben immer eine Intention.
Schon die Geschichten, die Indianer sich gegenseitig beim Lagerfeuer erzählten, verfolgten immer ein Ziel: Die Identität des Stammes zu stärken. Den sozialen Zusammenhalt zu fördern. Den Medizinmann in seiner Autorität zu bestätigen. Oder als Motivation für Kriege.
„Es wacht ja keiner morgens auf und denkt sich: Hey, ich hab jetzt voll Bock, in den Krieg zu ziehen!“ führte Nora Feist in ihrer herrlichen Berliner Schnauze aus. Auch sie thematisierte das Storytelling von TV-Serien und versuchte sich an einer Abgrenzung zwischen PR und Content Marketing.
7. Bei der APA kann man Content kaufen.
Robert Varga von der APA machte nicht nur ein paar sehr richtige Statements über den Prozess der Content-Produktion, als da wären:
- Die meisten Firmen wissen nichts über ihre Kunden.
- Informieren Sie sich über die Mediennutzung Ihrer Zielgruppe!
- Ein Video funktioniert nur, wenn es emotional ist.
- Es spricht überhaupt nichts dagegen, dass man Inhalte outsourct.
Er klärte die Teilnehmer auch darüber auf, dass man bei der APA Content kaufen kann – generische Beiträge oder maßgeschneiderte, exklusive Inhalte. Diese Info stieß auch im Publikum auf reges Interesse! Wie auch Nora Feist davor erklärte er den Unterschied zwischen Paid, Earned und Owned Media. Außerdem verwies er als weiterführende Quellen bzw. Denkansätze auf Sticky Content, NewsCred, Google ZMOT und mein geliebtes BuzzFeed!
8. Es gibt unentdeckte Tools für Recherche und Seeding.
Eric Kubitz, neben Björn Tantau und Oliver Hauser die dritte überregionale Branchengröße, hielt eine sehr konkrete und fachlich fundierte Rede über den Prozess „Von der Idee zur erfolgreichen Kampagne“ im Content Marketing und hatte viele hilfreiche Tricks parat. Ein Vortrag ganz nach meinem Geschmack!
Die Präsentation finden Sie hier. Zwei tierische Tatsachen, die gerne vergessen werden, möchte ich noch festhalten:
Der Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
Wer mit Peanuts bezahlt, wird von Affen bedient.
9. Der Knowledge Graph wird die neue Seite 1 bei Google.
Daniel Herndler hielt den letzten Vortrag über Semantic & Conversational Search. Fast 6 Milliarden Suchanfragen bearbeitet Google pro Tag. Dazu bringt es ca. 500 Updates pro Jahr heraus – und wird dabei immer intelligenter und menschlicher. Über die semantische Suche und den Knowledge Graph habe ich bereits geschrieben. Neu war mir, dass bereits 1/3 der Suchanfragen von Google im Knowledge Graph beantwortet werden können!
Das hat z.B. zur Folge, dass die Seitenaufrufe bei Wikipedia und anderen Seiten sinken – man muss nicht mehr auf Suchergebnisse in den SERPs klicken, wenn die Frage schon auf den ersten Blick im Knowledge Graph beantwortet werden konnte. In Zukunft wird man das so nutzen, dass man versucht, mit seinem Content in den Knowledge Graph zu kommen – z.B. mit einem guten, richtig benannten Bild. Sehr spannend! Hier geht’s zur Präsentation auf SlideShare.
Da bleibt mir nur noch zu sagen, dass die Szene in Salzburg sich vor der Hauptstadt überhaupt nicht zu verstecken braucht und die Reise ins Salzkammergut jeden Cent wert war. Gerne wieder! Auch den Vortrag Mobiles Storytelling von Günter Exel und seine Live-Reportage sowie die Posts der Live-Blogger Viktoria und Conny gibt es online. Viel Vergnügen beim Lesen!
Fotos: Günter Exel, Content Day, Vortragende, salzburg-cityguide.at
Verwandte Beiträge
- Wie Blogilates mit Content-Marketing zum Fitness-Phänomen wurde
Cassey Ho ist steinreich, weil sie kostenlose Workout-Videos, Ernährungs- und Trainingspläne bereitstellt. Das hört sich…
- 5 unverzichtbare Apps für dein Content-Marketing
Nach einigen Monaten Selbständigkeit im Content Marketing und durch die Betreuung von mehreren Blogs und Social…
- So wird Content viral: 9 Geheimnisse von Gawker
HubSpot hat kürzlich eine unglaublich interessante Präsentation auf SlideShare gepostet: Ein Mitarbeiter bei Gawker generiert…
12 Antworten
Nachdem ich diese Zusammenfassung vom letzten Jahr gelesen habe, würde ich noch viel lieber auf den Contentday 2015 kommen, aber … großes ABER.
Leider nein!
Dann hoffentlich 2016!
Danke Ines, ich freu mich schon auf nächstes Jahr! 🙂
Danke Lilli für die super Zusammenfassung des ContentDays 2014 in Salzburg. Freut mich, dass es dir gefallen hat und du auch Learnings mitnehmen konntest. Schließlich geht es bei jeder Konferenz genau darum.
Danke Ben! 🙂 Ganz meine Meinung!
Hallo Lilli, wieder mal ein toller Blogbeitrag! Ich habe nützliche Informationen rausziehen können und fühle mich zudem gut unterhalten. 🙂
WDF*IDF ist meines Erachtens nach totaler Unfug und nur für Leute, die aber auch alles – WIRKLICH ALLES – in eine Formel pressen wollen. Wahrscheinlich gehen diese Leute auch per Algorithmus auf Partnersuche. Analytics sind wichtig, um nicht im Trüben zu fischen, aber richtig gutes Content Marketing gelingt dann, wenn man den Menschen nicht nur als Summe von Kennzahlen betrachtet.
Merci beaucoup, freut mich!
Tolle Zusammenfassung und sehr nützlichen Links – vielen lieben Dank dafür!
Dankeschön! 🙂
Super Zusammenfassung samt nützlichen Links – vielen Dank dafür!
Sehr gerne!
Danke für die Zusammenfassung!