Lilli Koisser

6 Lektionen aus 6 Monaten Selbständigkeit als Freelancerin

Am 15. Juli 2013 gründete ich mein Unternehmen LILY als Freelancer im Bereich Text und Content Marketing. Ein halbes Jahr später bin ich um einige Kunden, Insights und Erfahrungen reicher. 

1. Der erste Eindruck zählt.

Ich kann jedem Selbständigen wärmstens empfehlen, genug Wert auf eine professionelle Gestaltung des Corporate Designs zu legen. Das wird Ihre wichtigste Anfangsinvestition sein. Engagieren Sie einen guten Grafiker (nicht Ihren Cousin oder Neffen) und nerven Sie ihn so lange, bis alles perfekt ist. Vergleichen Sie Dutzende Schriften, suchen Sie online nach dem richtigen Bildmaterial, steigern Sie sich hinein, seien Sie pingelig. Logo, Visitenkarten, Website usw. können noch so tolle Inhalte haben, die Realität ist: Wenn es optisch nichts hermacht, haben Sie schon verloren. Viele meiner Kunden gaben mir einen Vertrauensvorschuss, einfach weil sie mein Design so toll fanden. (Danke an Christopher für Design und Geduld!)

2. Dinge dauern länger, als man denkt.

Vom ersten Agenturkontakt bis zum ersten Auftrag können Monate vergehen. Von der Ablieferung der Leistung bis zur Zahlung durch den Kunden dauert es Wochen, manchmal Monate. Eine Website online zu kriegen, braucht sowieso immer viel mehr Zeit, als man veranschlagt hat. Planen Sie genug Zeit ein, und üben Sie sich in Geduld!

3. Bloggen öffnet Türen.

Einen Blog zu haben, oder für andere Unternehmen zu bloggen, bietet ungeahnte Möglichkeiten: Leute zu interviewen, gratis Zutritt zu Konferenzen zu bekommen, eine Plattform für Ihre Neuigkeiten, Meinungen, Gedanken und Erfahrungen zu haben, und letztendlich natürlich, von potenziellen Kunden online gefunden zu werden. Ich weiß nicht, ob ich ohne diesen Blog auch so glücklich auf das letzte halbe Jahr zurückblicken könnte.

4. Von zuhause aus zu arbeiten ist toll und schrecklich.

Ein Home Office hat ohne Zweifel viele Vorteile, aber ich kenne niemanden, der nach mehr als einem Jahr Heimarbeit sagt: Jawoll, das ist die perfekte Arbeitssituation! So sehr ich die Freiheit als Freelancerin auch schätze, man braucht doch ein Mindestmaß an geregeltem Tagesablauf und sozialem Austausch. Gleichzeitig habe ich gelernt, dass ich als Freelancer nicht zu stark ins Tagesgeschehen des Kunden eingebaut werden will – das fühlt sich zu sehr nach Scheinselbständigkeit an.

5. Zeit ist Geld.

Während als Angestellte der Bezug zwischen Zeit (X h pro Woche) und Entlohnung (Y € pro Monat) relativ klar geregelt ist, entwickelt man als Freelancer eine ganz andere Auffassung von Zeit und Geld. Etwa die Hälfte des Arbeitstages „hustle“ ich, wie ich es nenne: Termine organisieren und wahrnehmen, Angebote, E-Mails und Rechnungen schreiben, telefonieren, Marketing usw. machen mehr (unbezahlten) Aufwand, als ich es erwartet hatte. Da muss man sich genau überlegen, wem man wie viele Stunden zu welchem Preis verkauft, denn leider hat auch mein Tag nur 24 Stunden. Und das bringt mich zu meiner letzten Lektion:

6. Das Leben darf nicht zu kurz kommen.

Mittendrin in diesem halben Jahr gab es einen Punkt, an dem ich innegehalten und mir gedacht habe: Was ist los? Ich bin so ausgelaugt, gestresst und ohne Freude am Job? Dann kam ich drauf, dass ich seit Monaten keinen einzigen Urlaubstag genommen und zu oft auch am Wochenende gearbeitet hatte. Das wäre mir in meiner Zeit als Angestellte nie und nimmer passiert: Da verging kein Feiertag, kein Fenstertag und kein langes Wochenende, an dem ich nicht sofort Urlaubstage beansprucht hätte. Man muss sich ganz bewusst Grenzen setzen, auch wenn man seinen Job liebt.

Ich möchte hiermit Familie, Freunden, Ex-Kollegen und Erstkunden danken, dass sie mich unterstützt und mir vertraut haben! Ihr seid geil! Und jetzt: Trinken wir auf ein halbes Jahr LILY!

Bild: La-Liana / pixelio.de

Hinterlasse deinen Kommentar:

6 Antworten

  1. Dankeschön, das freut mich! Bei mir ist es mittlerweile auch ein Mix aus Büro und Home Office geworden – es ist schon sehr chillig, ab und zu von zuhause aus zu arbeiten! 😉 LG Lilli

  2. Toller Artikel! Ich bin aber nach wie vor sehr froh, von zu Hause aus arbeiten zu können. Nach einer chaotischen Anfangszeit habe ich mir einen Zeitplan zurecht gelegt und damit funktioniert auch der soziale Austausch 😉 Aber ansonsten stimme ich dir in allen Punkten voll zu. Geduld ist wahrscheinlich das Wichtigste an der Sache, es kann schon recht zach sein 🙂 LG, Sandra

  3. Hey Lily,
    freut mich, dass du das geschafft hast! Du hast meiner Meinung nach die richtige Entscheidung getroffen, den Schritt zu gehen! Respekt!

    LG
    Claudia

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert