Dies ist ein Gastbeitrag von Dr. Sandra Meinzenbach von TextSkizzen. Sandra ist mir auf Twitter durch ihre Tweets zu den Hashtags #Schreibtipp, #Rechtschreibtipp, #VertipperdesTages und #VerleserdesTages aufgefallen. In 140 Zeichen stellt sie auf überraschend klare und humoristische Weise häufige Rechtschreibfehler richtig, spielt mit Worten und Buchstabendrehern und twittert allerlei Informatives und Unterhaltsames über die deutsche Sprache. Klarer Follow-Tipp von mir!
Mehr über die Autorin erfährst du am Ende des Artikels.
Rechtschreibfehler im Kundentext? Damit setzen Texter die Wertschätzung ihrer Auftraggeber und ihr Renommee als zuverlässige Partner aufs Spiel. Bemerkt der eine oder andere Kunde orthografische Schnitzer und falsche Formulierungen, ist das Vertrauen in die fachliche Kompetenz dahin.
Natürlich ist niemand vor Rechtschreibfehlern gefeit – auch Profi-Texter nicht. Doch Patzer, die aus Unsicherheit oder aus Unkenntnis geltender Regeln gemacht werden, müssen nicht sein. In meinem Gastbeitrag stelle ich Fehler vor, die mir immer wieder begegnen: bei meiner Arbeit als Lektorin und beim täglichen Surfen im Netz. Wer mit korrekter Rechtschreibung punkten oder die eigenen Kenntnisse auffrischen möchte, ist hier genau richtig.
Buchstabensalat
Herzlich willkommen
„Herzlich Willkommen“: Dieser Rechtschreibfehler kommt ungemein häufig vor. Analytisch betrachtet handelt es sich um eine Verkürzung von „herzlich willkommen heißen“ – und bei „willkommen“ um ein kleinzuschreibendes Adjektiv. Anders verhält es sich bei Formulierungen wie „ein herzliches Willkommen bereiten“. Hier wird „Willkommen“ als Substantiv verwendet und zu Recht großgeschrieben.
Websites und Webseiten
Wer „Website“ und „Webseite“ verwechselt, macht keinen klassischen Rechtschreibfehler. Bei beiden Wörtern geht es um sprachliche Ungenauigkeiten. Der Begriff „Website“ fasst die gesamte Internetpräsenz eines Unternehmens oder einer Privatperson zusammen. „Webseite“ steht dagegen für einzelne Unterseiten dieser Website. Einzige Ausnahme: Für die Startseite ist die Bezeichnung „Homepage“ korrekt.
Fehlerteufel im Überblick
Eine vollständige Liste verbreiteter Rechtschreibfehler wäre fast schon ein Roman. Daher gibt es an dieser Stelle eine kleine, aber erhellende Auswahl:
- Aquise (korrekte Schreibung: Akquise),
- brilliant (korrekt: brillant),
- lizensieren (korrekt: lizenzieren),
- Looser (korrekt schreibt man tatsächlich Loser),
- Rückrat, Rückrad oder Rückgrad (korrekt: Rückgrat),
- Stehgreif (korrekt: Stegreif),
- Triologie (korrekt: Trilogie).
Satzpunkte und Co
Satzpunkte nach Überschriften
Nach der Überschrift einen Satzpunkt einfügen? Das ist falsch. Nach Überschriften, Slogans oder freistehenden, vom übrigen Text abgetrennten Zeilen sind nur Ausrufe- und Fragezeichen erlaubt: Varianten wie „Satzpunkte nach Überschriften?“ oder „Keine Satzpunkte nach Überschriften!“ zum Beispiel.
Zeichensetzung nach Stichpunkten
Für Stichpunkte gelten die Regeln der Zeichensetzung ebenso wie sonst auch. Ergänzen Stichpunkte Teilsätze, dann gleichen sie klassischen Aufzählungen. Daher
- schließt jeder Stichpunkt mit einem Komma (oder einem Semikolon),
- kann beim vorletzten Stichpunkt statt des Kommas ein Bindewort eingefügt werden und
- steht hinter dem letzten Stichpunkt ein Satzpunkt.
Die Sache mit dem Bindestrich
Bindestriche, keine Leerzeichen
Zahllose Anglizismen setzen sich aus zwei Wörtern zusammen: Social Media oder Public Relations, High Heels oder Happy Hour. Kommt ein deutsches Grundwort hinzu, werden alle Bestandteile mit Bindestrichen gekoppelt. Varianten wie „Social Media Profil“ und „Social Media-Profil“ sind falsch. Orthografisch korrekt ist allein „Social-Media-Profil“.
Bindestriche oder Gedankenstriche
Der kurze Bindestrich dient als Trennungs-, Ergänzungs- oder Kopplungsstrich: am Zeilenende oder bei Wendungen wie „Sach- und Fachbücher“ und „Nord-Süd-Gefälle“. Doch Bindestriche tauchen häufig auch dort auf, wo Gedankenstriche geboten sind: bei Einschüben, Nachträgen – und vor unerwarteten Ankündigungen wie dieser hier. Oder bei Streckenbezeichnungen und Zeiträumen. Richtig wäre
- „Leipzig–Wien“ (nicht „Leipzig-Wien“) oder
- „1990–2017“ (nicht „1990-2017“).
Bitte Abstand halten
Leerzeichen vor Maßeinheiten und Symbolen
Eine Strecke von „30km“, Preise ab „10€“ oder „15% Rabatt“: Oft fehlt das Leerzeichen zwischen Ziffern und Maßeinheiten. Oder zwischen Ziffern und (Währungs-)Symbolen. Korrekterweise wird mit Leerzeichen getrennt, was in ausgeschriebener Variante aus zwei Wörtern besteht:
- „30 km“ und „dreißig Kilometer“,
- „10 €“ und „zehn Euro“ oder
- „15 %“ und „fünfzehn Prozent“.
Leerzeichen vor Abkürzungen
Der Fehlerteufel schlägt auch bei Abkürzungen wie „z. B.“, „d. h.“ und „u. a.“ gerne zu. Laut Duden gehören zwischen mehrere abgekürzte Wörter Leerzeichen hinein. Schließlich schreibt man auch „zum Beispiel“, „das heißt“ oder „unter anderem“ – und nicht „zumBeispiel“, „dasheißt“ und „unteranderem“.
Abstand vor Auslassungspunkten
Drei Punkte können ausgelassene Wörter oder Satzteile ersetzen. Dann muss ein Leerzeichen eingefügt werden. Auslassungspunkte können aber auch einzelne Silben ergänzen. In diesem Fall kommt kein Leerzeichen hinzu. Es heißt „Abstand nach Auslassungspunkten …“ oder „kein Abstand nach ausgesparten Sil…“.
Typografische Kardinalfehler
Falsche Anführungszeichen
Immer wieder stehen anstelle korrekter Anführungszeichen Kodierungszeichen („Gänsefüßchen“) oder sogenannte Zollzeichen (ʺGänsefüßchenʺ). Und tauchen echte Anführungszeichen auf, werden sie oft verdreht eingesetzt (“Gänsefüßchen”). Eine Eselsbrücke hilft: Unten stehende, öffnende Anführungsstriche gleichen einer „99“ und oben stehende, schließende Anführungsstriche einer „66“.
Falsche Apostrophe
Was für Anführungszeichen gilt, gilt auch für Apostrophe. Bestimmte Genitiv-Varianten und Auslassungen werden weder durch Kodierungszeichen (Ku’damm) noch durch Accents aigus (Ku´damm) oder Accents graves (Ku`damm) gekennzeichnet. Auch einfache, schließende Anführungszeichen sind falsch (Ku‘damm). Der korrekte Apostroph gleicht einer „9“ (Ku’damm).
Weniger ist mehr
Kein überschüssiges Plural-S
AGBs und FAQs? Oder schlicht und einfach AGB und FAQ? AGB steht für „Allgemeine Geschäftsbedingungen“ und FAQ für „Frequently Asked Questions“. Eine einzelne Geschäftsbedingung oder Antworten auf eine einzelne häufig gestellte Frage bietet niemand an: Weil beide Abkürzungen die Mehrzahl bezeichnen, ist das zusätzliche Plural-S völlig überflüssig.
Keine unnötigen Doppelungen
Formulierungen wie IBAN-Nummer oder PIN-Nummer fallen ebenfalls in die Kategorie „doppelt gemoppelt“. IBAN (International Bank Account Number) und PIN (Personal Identification Number) schließen das Wort „Nummer“ bereits ein. Und auch folgende Kurzformen sind Fälle für den Rotstift:
- DAX-Index („Deutscher-Aktienindex-Index“),
- LCD-Display („Liquid-Crystal-Display-Display“) oder
- PDF-Format („Portable-Document-Format-Format“).
Mit fehlerfreien Texten zu erfolgreicher Kundenakquise
Im besten Fall werden Rechtschreibfehler gar nicht bemerkt. Im schlimmsten Fall fallen sie auf, sind peinlich und schaden dem geschäftlichen Erfolg. Korrekte Texte sorgen für ein professionelles Image und zufriedene Kunden. Im Idealfall führt gute Arbeit zu Weiterempfehlungen und neuen Aufträgen: Fehlerfreie Texte sind ein unentbehrlicher Baustein für effektive Kundenakquise.
Über die Autorin
Sandra Meinzenbach arbeitet als freie Texterin und Lektorin. Sie unterstützt Freiberufler und kleine bis mittelständische Firmen in Sachen Text und Konzept. Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit stellen Fachtexte rund um die Themen Kunst, Kultur, Geschichte und Literatur dar. Sandra Meinzenbach bloggt auf TextSkizzen über Rechtschreibfehler, Ausdrucksschwächen und typische Fallstricke der Unternehmenskommunikation.
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22 Antworten
Vielen Dank für den tollen Blogartikel!
Ich kenne den ein oder anderen Rechtschreibfehler und versuche diese zu vermeiden. Dabei hilft mir die Rechtschreibprüfung von Duden sehr gut.
Trotzdem konnte ich noch einiges lernen.
Sehr interessant fand ich das Satzzeichen nach der Überschrift.
Hallo Lilli,
solche Artikel, die das Leben des Fehlerteufels herausfordern, finde ich sehr hilfreich. Mir helfen diese Artikel immer wieder zum Schärfen meines Blicks, denn im Alltag schleicht sich der Fehlerteufel doch in meine Blogartikel. Für Leser aus Deutschland ist dies ein Graus.
Beste Grüße. Ralph
Ach ja, da fällt mir noch eine Unsitte ein:
„Der 20igste Teilnehmer“ und ähnliche Zahlenverwurschtler sieht man immer öfter.
Hallo!
Eine wirklich gelungene und teilweise sogar überraschende Auflistung. Manche der genannten Probleme sind mir, ehrlich gesagt, noch nie untergekommen bzw. habe ich dann wohl nicht erkannt.
Aber noch zum Titel – ich denke, dass Rechtschreibfehler nicht wirklich „beliebt“ sind 😉
(Jokus!)
Beste Grüße
Bernhard
Sehr gerne! 🙂
You are welcome! 😉
Danke Chrissi! Ich habe selbst auch noch einige Schnitzer entdeckt, z. B. bei z. B. 😉
GLG Lilli
Danke Inga! Wir freuen uns über dein Feedback, und wenn wir dir weiterhelfen konnten. 🙂
Hallo Lisa,
danke für deinen Kommentar – brillant ist aber auch wirklich fies! 😀
Das finde ich total in Ordnung. Sprache hat wichtigere Aufgaben, als laut Schulbuch korrekt zu sein!
GLG nach London,
Lilli
Vielen Dank Mari, auch für die Ergänzung! 🙂
LG Lilli
Sehr schöner Beitrag! 🙂
Eine, meiner Ansicht nach, sehr gelungene und stichhaltige Übersicht über typografische Regeln findet man hier:
https://zvisionwelt.wordpress.com/downloads/
Ein schöner Artikel der mich zum Schmunzeln gebracht habe – danke Sandra!
Ich muss zugeben: Beim Thema „lizenzieren“ und „brillant“ habe ich doch tatsächlich nachgeschaut. Lizenzieren macht natürlich Sinn, da wir ja auch Lizenz und nicht Lizens schreiben. Aber über „brillant“ bin ich wirklich überrascht. Wahrscheinlich weil ich seit Jahren in England leben und es hier ganz klar „brilliant“ ist.
So oder so ist mein Grammatik-Haushalt nach mehreren Jahren im Ausland leicht durcheinander gekommen 🙂 Und bestimmte Regeln ignoriere ich teilweise auch gerne mal – weil es Spaß macht und weil es schöner aussieht.
Alles Liebe aus London,
Lisa
Kleinlich sind wir Berufslektor(inn)en irgendwie alle. 😉
Ja, Satzzeichen dürfen bei kolumnenartigen Aufzählungen tatsächlich fehlen. Aber eigentlich sind sie ja trotzdem geboten. Vor allem, wenn es sich beim Stichpunkttext nicht bloß um eine Wortgruppe, sondern um einen vollständigen Satz handelt: Dann muss ein Schlusspunkt hin.
Letztlich ist die Sache mit der Zeichensetzung nach Stichpunkten ein sehr komplexes Thema. Aber im Zweifelsfall sind Kommas, Semikolons und/oder Satzpunkte immer die richtige Wahl. 🙂
LG, Sandra
Vielen Dank für den unterhaltsamen und wertvollen Beitrag.
Da schaue ich doch gleich mal über meine eigenen Blog-Beiträge, ob ich denn auch alles beachtet habe. 😉
Beide Schreibweisen sind lt. Duden korrekt.
http://www.duden.de/rechtschreibung/Albtraum
Juhu, ich habe einen Fehler gefunden. 😉
Zeichensetzung nach Stichpunkten: Die amtliche Regelung (§ 71) sagt: Das Komma (und gegebenenfalls der Schlusspunkt) kann in kolumnenartigen Aufzählungen fehlen …“, und dann kommt genau so ein Beispiel wie angeführt.
Aber insgesamt ist das tatsächlich eine schön repräsentative Auswahl der kniffligsten Dinger. Ich muss bei Korrekturlesen allerdings am häufigsten die Groß- und Kleinschreibung sowie Zusammen- und Getrenntschreibung nachschlagen. Ein Albtraum. (Und @Estefania: Alptraum ist tatsächlich als Variantre erlaubt!)
… und ich dachte, meine Rechtschreibung ist schon ganz ordentlich – da war wirklich noch einiges dabei!
Gerade die Sache mit AGB/AGBs und den Wort-Doppelungen ist mir neu.
Super hilfreicher Beitrag, danke Sandra und Lilli! 🙂
Liebe Grüße,
Chrissi
Wieder was gelernt,aber teilweise etwas kleinlich 😉
Am schlimmsten finde ich Alptraum, korrekt Albtraum. Sehe ich immer wieder… M
Again what learned würde ich sagen 😉 Vielen Dank für die kleine Auffrischung!
Danke für diesen wertvollen Beitrag!