Lilli Koisser

Was ich gelernt habe, als ich mich jung selbstständig machte

Dies ist ein Gastartikel von Leonie Habla. Mit zarten 20 Jahren hat sie sich mit Hilfe meines Blogs als freie Texterin selbstständig gemacht und einen sehr vielversprechenden Start hingelegt. In ihrem Artikel berichtet sie von ihren Erfahrungen als junge Selbstständige. Am Ende des Beitrags erfährst du mehr über sie!

Ich glaube, der große Schritt in die Selbstständigkeit wäre für mich um Weiten einfacher und weniger angsteinflößend gewesen, wären andere junge Selbstständige mehr im Internet, auf Blogs und Social Media vertreten. Der Fakt, dass ich auf Facebook fast ausschließlich Texter kennenlernte, die Germanistik, Sprachwissenschaften, Journalismus oder Marketing studiert und / oder jahrelange Berufserfahrung haben, schreckte mich zu Beginn sehr ab.

Denn verglichen mit ihnen war ich ein Niemand: Ich bin gerade 20 Jahre alt geworden, habe eine Ausbildung, die wenig bis nichts mit Schreiben zu tun hat, habe nie studiert, war nie Angestellte bei einer großen Agentur und bin generell nicht die vielversprechendste Kandidatin, wenn man mich mit anderen Texter*innen vergleicht. Habe ich es trotzdem geschafft? Ja! Und genau deshalb wende ich mich heute an dich, denn ich möchte anderen jungen Menschen, die momentan ebenso an dem großen Traum der Selbstständigkeit festhalten, Mut mit auf den Weg geben.

Warum ich mich jung selbstständig gemacht habe

Zum Texten bin ich über ein paar Umwege gekommen. Ich war im Alter von 19 Jahren mehrere hundert Kilometer von daheim weggezogen, aber konnte zu dem Zeitpunkt in der neuen Heimat nichts mit meiner Ausbildung zur staatlich geprüften Fremdsprachenkorrespondentin anfangen. Im Endeffekt fiel mir die Decke auf den Kopf, nachdem meine Jobsuche fast ein halbes Jahr lang erfolglos blieb. Es war eine ganz schön frustrierende Zeit. Doch in der Aussichtslosigkeit wuchs der Wunsch nach der Selbstständigkeit, der mich schon seit der Realschule verfolgte, aber immer ein ferner Traum war.

Letztendlich fand ich durch Zufall eine Website, auf der jemand einen Ghostwriter suchte, der ihm ein eBook mit 50.000 Wörtern für insgesamt 250 € schrieb. Ich fiel aus allen Wolken, weil das zu dem Zeitpunkt extrem viel Geld für mich war! Natürlich weiß ich heute, dass das ein schreckliches Angebot ist, aber „damals“ (sprich: vor ein paar Monaten) klang das äußerst lukrativ. Durch dieses Ausschreibung bin ich dann aufs Texten gekommen; ich habe LETTERS gefunden und nach und nach wurde mir klar, dass das Texten mein Traumjob ist.

Allerdings gab es noch viel zu lernen. Ich hatte noch nie etwas von SEO oder SEA gehört und musste mich in die Marketing-Sprache einlesen, damit ich auch bei Sales Funnels und Bounce Rates mitsprechen konnte. Ich merkte schnell, dass Texten nicht gleich Schreiben ist und dass mich meine jahrelange Fanfiction-Karriere in der Teenagerzeit nicht sehr weit bringen würde.

Wochenlang machte ich nichts anderes mehr als mich mit Laptop und Block hinzusetzen, sämtliche Blogs durchzustöbern und Wissen aufzusaugen. Es war wundervoll, da ich endlich wieder einen Sinn hatte, früh aufzustehen. So wurde nach und nach aus der Unsicherheit bezüglich der Selbstständigkeit als junge Person ein „Warum eigentlich nicht?“.

2 große Fragen, die ich mir bezüglich meines Alters gestellt habe:

1. Werden mich die Kunden und anderen Texter überhaupt ernst nehmen?

Ja! Im Prinzip hast du zwei Möglichkeiten, wie du mit deinem jungen Alter in der Selbstständigkeit umgehen kannst.

Möglichkeit A: Du hängst es einfach von Anfang an nicht an die große Glocke und niemanden wird es wirklich interessieren. Ich wurde bisher nur von einem einzigen potentiellen Kunden am Telefon gefragt wie alt ich bin, weil ich so jung klang. Dieser Kunde stellte sich im Endeffekt dann allerdings als sehr unseriös heraus und damit war die Sache sowieso erledigt. Denk einfach daran, dass du keine E-Mail oder kein Telefonat mit den Worten: „Hallo, ich bin x, ich bin jünger als der Großteil meiner Konkurrenten und habe bisher wenig bis keine Erfahrung!“ beginnen musst.

Möglichkeit B: Du machst dein Alter zu deinem USP. Denk einfach mal so: Was gibt es für Unternehmen heutzutage besseres als einen freiberuflichen Mitarbeiter, der mit Social Media aufgewachsen – also ein Digital Native – ist? Wenn du dich so positionierst, dass klar wird, du bist ein absoluter Social-Media-Profi (vorausgesetzt natürlich, das bist du wirklich), kannst du dir dein junges Alter auf jeden Fall zu Nutzen machen. Nicht alles, was im ersten Augenblick ein Nachteil zu sein scheint, muss auch einer sein.

 

2. Wird mich in der breiten Masse der studierten und erfahrenen Texter überhaupt jemand wollen?

Mit so einer Einstellung nicht. Wie auch oben gilt hier: Nicht alles muss ein Nachteil sein. Ich gebe zu, bis heute frustriert es mich, dass viele Ausschreibungen mit den Worten enden: „Von dir wird erwartet, dass du ein abgeschlossenes Studium in xy aufweisen kannst!“. Ja, studieren ist eine perfekte Grundlage für die Selbstständigkeit. Aber es bedeutet nicht, dass du deshalb nicht als Texter arbeiten kannst, wenn du eben nicht studiert hast.

Gerade am Anfang war es für mich selbst hilfreich, mich an kleinere Unternehmen zu wenden und nicht gleich beim größten Unternehmen in der Nische, in der ich arbeite, anzutanzen. Ich sage nicht, dass du’s nicht probieren kannst, es ist nur ein Tipp von mir, um die Selbstständigkeit nicht gleich mit einer wahrscheinlichen Enttäuschung zu beginnen.

Sehr viele – vielleicht sogar die allermeisten – KMU interessiert es nicht wirklich, was du vor der Selbstständigkeit getan hast. Natürlich bringt dir ein Studium, ein Auslandsaufenthalt, eine passende Aus- oder Fortbildung Vorteile gegenüber anderen Textern. Aber es gibt nichts, was du dir nicht auch noch im Nachhinein selbst aneignen kannst. Die meisten Dinge kostenlos, andere in Seminaren. Wie sagt man so schön? Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Natürlich brauchst du ein paar Vorkenntnisse und ein bisschen Wissen, was das Texten angeht und es ist auch äußerst wichtig, dass du dich als Experte und ernstzunehmender Unternehmer präsentieren kannst. Wenn dir das aber gelungen ist, du die Grundlagen kennst und stolz auf das bist, was du kannst und hast, dann ist es sowas von egal, was du in der Vergangenheit gemacht hast. Was zählt ist, was du im Hier und Jetzt kannst. Und damit haust du deine Kunden einfach aus den Socken.

Jung selbstständig machen

6 Dinge, die ich gern vor der Selbstständigkeit gewusst hätte

Die Sache ist die: Du kannst dich extrem lang in eine Sache einlesen und trotzdem erfährst du immer wieder neue Dinge. Hier sind noch 6 Fakten, die gern gewusst hätte, bevor ich mich selbstständig gemacht habe:

  • Du kannst einen Härtefallantrag bei der Krankenkasse stellen, wenn du am Anfang noch nicht genug verdienst, um auf die monatliche Mindeststufe zu kommen. Das ist sehr hilfreich und nimmt sehr viel Last ab. Aber man muss nachfragen. Von allein erzählt dir die Krankenkasse das leider nicht.
  • Du brauchst viel Zeit und Geduld. Vor allem, wenn du über eine Stunde in der Warteschleife vom Finanzamt steckst.
  • Auch wenn du von daheim aus arbeitest kostet die Selbstständigkeit Geld. Ich dachte irgendwie, ich muss nicht so viel investieren, immerhin sitze ich nur zu Hause am Esstisch. Falsch gedacht. Gehe sicher, dass du immer einen finanziellen Puffer hast oder dir einen anlegst, BEVOR du dich selbstständig machst.
  • Die Selbstständigkeit ist genauso belohnend wie sie gleichzeitig auch frustrierend sein kann.
  • Es wird immer jemanden geben, der an dir zweifelt oder nicht ganz versteht, was du da eigentlich genau machst. Das ist okay. Hör einfach nicht auf diese Person und konzentriere dich auf die Leute, die voll und ganz hinter dir stehen. Das sind die wichtigsten.

Aber das allerwichtigste, das ich lernen durfte? Ich bin gut genug. All die Tränen und all der Frust, die gerade in der Anfangszeit eine große Rolle in meinem Beruf waren, waren es sowas von wert, als ich meinen ersten Kunden auf Seite 1 bei Google brachte. Ich war stolz wie Bolle, dass ich das Gelernte anwenden konnte und dass all die Stunden, die ich investiert hatte, sich endlich ausgezahlt hatten. Natürlich war auch der Kunde glücklich darüber und das große Kompliment, das er mir machte, motiviert mich bis heute, immer weiterzumachen.

Ich bin gut genug. Du bist es auch. Also sei stark und selbstbewusst und zeig uns allen anderen auch, dass du es schaffen kannst. Wenn du wirklich daran glaubst und bereit bist, viel Zeit zu investieren, ist es vollkommen egal, was oder ob du studiert hast. Ob du vor dem Texten ein Hundefriseur oder professioneller Paraglider warst. Ob du erst 18 oder 19 bist und frisch aus der Schule oder Ausbildung kommst. Sei du selbst, sei authentisch, sei lernbereit und es werden sich dir in Zukunft viele Türen öffnen. Egal, von wo aus du begonnen hast.

Über die Autorin:

Leonie ist Katzenmama, Hamsterliebhaberin und Kosmetikenthusiast aus Dillingen/Saar. Seit Anfang 2018 ist sie als freiberufliche Texterin unterwegs und schreibt über ihre liebsten Themen: Beauty und Lifestyle. Wenn sie nicht gerade am Laptop sitzt, Latte Macchiato trinkt und an ihrer Website halcyon content tüftelt, kuschelt sie mit ihrer Mitarbeiterin des Monats (jeden Monat) und Seelenkatze Motte um die Wette.

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15 Antworten

  1. Hallo, mein Name ist Arvydas aus Kaunas Litauen. Ich lebe jetzt in Deutschland. Ich habe letzte Woche von Jameson Finance einen Kredit über 28.000,00 Euro erhalten. Benötigen Sie dringend einen Kredit? Kontaktieren Sie sie, sie sind ein schnelles und zuverlässiges Kreditunternehmen. Kontaktieren Sie sie per E-Mail: theodorejamesonfinance@gmail.com

  2. Auch ich habe mich recht jung, im Alter von 21 Jahren, selbstständig gemacht. Zunächst mit dem Verkauf von elektronischen Produkten auf eBay, später bin ich auf Online-Marketing und Web-Programmierung umgestiegen. Der Grund für die Selbständigkeit ist nichts Spektakuläreres: man will sein eigener Chef sein und selbst entscheiden können, in welche Richtung man sich beruflich entwickeln möchte und vor allem auch die Möglichkeit haben, persönlich zu wachsen.

  3. Hallo. 🙂 ich finde auf deiner webseite keinen beitrag zur krankenversicherung? Wo bist du versichert? Ich werde demnächst ein kleingewerbe anmelden und finde nicht allzu viel darüber. Habe gelesen die Künstlersozialkasse wäre da sinnvoll?

  4. Hallo,

    erst mal Danke für deine Erfahrungen und die tolle Gestaltung deines Blogs. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Selbsständige in Deutschland es nicht sehr leicht haben. Die Steuerlast ist der blanke Wahnsinn und es gibt auch keine Möglichkeit mit dem Fiskus zu sprechen, wenn das Geld mal knapp ist. Arbeitnehmer werden dieses Sorgen nie verstehen. Das macht irgendwann einen sehr traurig, dass der Staat nur noch abzockt und keine Unterstützung gibt. Obwohl Selbstständige den Mittelstand stellen.

  5. Liebe Leonie, ich hab mich mit Anfang 20 selbständig gemacht und finde mich in deinen Worten total wieder. Auch nach 1,5 Jahren versuchen diese „Momente des Zweifels“ sich hin und wieder in meinen Kopf zu schleichen und umso schöner und motivierender finde ich deinen Beitrag. Vielen Dank!

  6. Liebe Leonie,

    großartiger Beitrag! Den hätte ich gerne vor ein paar Jahren gelesen, als ich zum ersten Mal mit dem Gedanken gespielt habe, mich selbstständig zu machen – vielleicht hätte ich mich dann schon getraut. Bei mir war es vorrangig Webdesign und nicht texten, aber die Sorgen waren gleich: Werde ich überhaupt ernst genommen, so jung und ohne Design-Studium (neben „ob ich damit WIRKLICH Geld verdienen kann?!“).
    Jetzt bin ich seit einem halben Jahr voll selbstständig und nichts davon war ein Problem. Es ist genau, wie du schreibst: Man kann das, was man eigentlich für einen Nachteil hält, auch zum Vorteil nutzen. Und sollte doch jemand ein Problem mit vorhandenen/nicht vorhandener Bildung o.ä,. haben, ist es vielleicht ohnehin nicht der richtige Kunde. Wie du schreibst – wir sind gut genug, so oder so.
    Tolle Einstellung!

    Alles Gute für dich und dein Business!

    Liebe Grüße,
    Chrissi

  7. Hallo Leonie,

    ich beglückwünsche dich zu deinem Erfolg und vor allem dafür, dass du so jung in die Selbständigkeit gestartet bist!

    Ich stimme dir vollkommen zu, es ist nicht so wichtig, wie jung (oder nicht) man ist, ein Studium und Zertifikate sind für den Erfolg in der Selbständigkeit auch nicht ausschlaggebend. Und man braucht sich nicht vorauseilend bei Kunden dafür erklären.
    Deine Webseite finde ich übrigens auch super (und wir haben beide ein Kolibri im Logo)!

    Weiterhin viel Erfolg und viel Freude bei deiner Arbeit.

    Liebe Grüße,

    Christina

  8. Hallo Sarah!

    Oh, du bist/warst auch eine Buchbloggerin? Das ist ja toll – ich auch!

    Aber du hast vollkommen Recht mit dem, was du sagst. Gerade am Anfang fühlt man sich oft nicht qualifiziert … aber ich denke, das Schlimmste, was man machen kann, ist sich mit anderen zu vergleichen. Vor allem am Anfang. Oft vergisst man, dass die anderen erfolgreichen Texter mit jahrelanger Berufserfahrung auch mal klein angefangen haben.

    Wir müssen uns klar werden, dass es in der Selbstständigkeit keine Kriterien gibt, die wir erfüllen müssen, um erfolgreich oder talentiert zu sein. 🙂

    Ich wünsche dir viel Glück auf den weiteren Weg in der Selbstständigkeit!

    Ganz liebe Grüße
    Leonie

  9. Liebe Magdalena,

    vielen Dank für deine lieben Worte! 🙂

    Genau das liebe ich an der Selbstständigkeit: Den Fakt, dass man sich selbst sozusagen beweisen kann. Als Angestellte*r hat man ja oft leider nicht die Chance, sein volles Potential auszuschöpfen, denn in den allermeisten Fällen kommt es leider nicht darauf an, was du kannst, sondern darauf, auf welcher (Hoch)Schule du warst.

    Als Selbstständige*r ist es genau umgekehrt; man kann diese Vorurteile beiseite schaffen und zeigen, dass es auch ohne geht. Und das ist ein schönes Gefühl.

    Ganz liebe Grüße
    Leonie

  10. Hallo Leonie,
    dein Artikel rennt bei mir offene Türen ein. Bevor ich mich vor wenigen Monaten erst selbstständig gemacht habe, hatte ich viele Zweifel! Obwohl mir das Schreiben nicht fremd war und ich bereits einen Hobby-Blog führte, fühlte ich mich nicht „qualifiziert“ genug. Zehn Jahre Erfahrung im Schreiben von kreativen, kurzen Geschichten waren eben nicht das Selbe wie professionelle Texte. Drei Jahre Erfahrung als Bloggerin im Literaturbereich galten nicht, da das Rezensieren von Büchern ein Zeitvertreib war. Inzwischen bin ich etwas selbstsicherer.
    Ich denke vielen (angehenden) Selbstständigen stehen oft Zweifel im Weg. Umso beruhigender ist es, zu wissen, dass man damit nicht allein ist 🙂 !

    Liebe Grüße
    Sarah

  11. Liebe Leonie,
    vielen Dank für diesen tollen und motivierenden Beitrag! Auch mir geht es ähnlich: Ich bin zwar nicht mehr so jung wie du, aber komme eigentlich aus einer ganz anderen Richtung und hatte bisher mit dem Texten nicht viel am Hut. Seit 1,5 Jahren arbeite ich jedoch in der marketing-Abteilung eines Unternehmens, durfte direkt von Anfang an am Blog mitarbeiten und habe festgestellt: Das will ich machen! Aber nicht so 🙂

    Dein Bericht beweist, dass es eben auch ohne Studium geht, wenn man sich richtig positioniert und motiviert am Ball bleibt.

    Viele Grüße
    Magdalena

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