Lilli Koisser

3 Herausforderungen, vor die mich meine Schwangerschaft als freie Texterin stellte

Karolin Janus wurde über Instagram auf diesen Blog aufmerksam und schrieb mich per E-Mail an: Wir sind gleich alt und ungefähr gleich lange als freie Texterinnen selbstständig. Genug Stoff für inspirierenden Austausch also! Aus diesem E-Mail-Verkehr ergab sich ihr Gastbeitrag über die Schwangerschaft als freie Texterin. Mehr über die Autorin erfährst du am Ende des Artikels!

 

Wie sagt man – unverhofft kommt oft. Ich kann nicht gerade sagen, dass mich die Schwangerschaft völlig unvermittelt getroffen hat, doch das was dann folgte, hat mich schon aus der Bahn geworfen und vor allem aus meinem Arbeitszimmer verbannt. Und das war SO definitiv nicht geplant.

Aber als Freiberuflerin ist mir das Improvisieren nicht fremd und so hab ich die Herausforderungen angenommen. Wie das genau lief und was ich daraus gelernt hab, schreibe ich hier nun in diesem Gastbeitrag:

 

3 Herausforderungen, die meine Schwangerschaft mit sich brachte

 

Herausforderung 1: Was sage ich meinen Kunden, wenn plötzlich gar nichts mehr geht?

Ich stelle diese Herausforderung einmal allem voran, da mich dieses Thema zuerst ereilte. Ich musste von einem auf den anderen Tag alles stehen und liegen lassen, meinen Rechner zuklappen, die Tür meines Arbeitszimmers hinter mir zu machen und dann einfach nur noch im Bett liegen. Und das 3 lange Monate. Die Schwangerschaftsübelkeit traf mich leider härter als viele andere. Bereits am Anfang war abzusehen, dass ich so schnell nicht zurück an die Tastatur kann.

Ich will hier auch nichts schön reden – deshalb bin ich ehrlich: Zuerst war es mir gar nicht möglich, an meine Kunden oder Projekte zu denken. Doch irgendwann hatte ich das Gefühl, wenn ich mich jetzt nicht wenigstens zu ein paar E-Mails aufraffe, fliegt mir alles um die Ohren. Ich habe mich (es ging auch gar nicht anders) für die ehrliche und „knallharte“ Variante entschieden – und ich würde es wieder so machen:

  • Ich habe zum einen große Projekte, die ständig meiner Betreuung bedurften, sofort abgegeben. Auch wenn es mir schwer fiel. Das bringt erst einmal Ruhe rein!
  • Zum anderen habe ich an alle meine Kunden eine E-Mail verfasst, in der ich mein spontanes Ausfallen knapp erklärte, mich dafür entschuldigte und mich bis auf Weiteres erst einmal „abmeldete“. Ich war ehrlich, offen und innerlich darauf vorbereitet, dass einige sofort abspringen würden. (Doch in den meisten Fällen gab es Verständnis und die Möglichkeit, die Projekte einen Moment ruhen zu lassen.) Es lohnt sich, offen zu reden.
  • In den einigen wenigen Momenten, die mir gesundheitlich halbwegs stabil blieben, verteilte ich zwei-drei Projekte um, erledigte kurz ein paar Handgriffe oder gab Aufgaben in vertrauensvolle Hände weiter. So kann man das Ruder ein wenig in der Hand behalten.

Mein Bemühen und irgendwie „am Ball bleiben“ brachte mir bei vielen Kunden tatsächlich Dankbarkeit und Anerkennung ein. Ich war überrascht und irgendwie gerührt. Die Kunden, die nicht warten konnten oder kein Verständnis hatten, sind nun weg – aber das sollte dann auch so sein.

Was ich gelernt habe:

  • Gesundheit ist das wichtigste. Ja, Tatsache!
  • Bist Du ehrlich und aufrichtig, bleiben auch die ehrlichen und vor allem die richtigen Kunden bei Dir.

 

Herausforderung 2: Freiberufler, Krankengeld und Mutterschutz …

Als selbstständige Texterin überfiel mich erst einmal blanke Panik im Angesicht der Tatsache, dass der (überschaubare) finanzielle Puffer nicht ewig reichen wird und dass mit meinem Ausfallen (über Monate hinweg) meine gesamte Existenz bedroht ist. Wer steht für mich ein, wenn ich weder Projekte abwickeln, noch die Buchhaltung regeln kann? Niemand!

Woher kommt finanzielle Unterstützung, wenn man sie dann tatsächlich einmal benötigt? Bin ich überhaupt in irgendeiner Form abgesichert, wenn ich in den Mutterschutz gehe? Fragen, die mich meist am Abend bestürmten und für einen Moment verzweifeln ließen. Doch Ihr Freiberuflerinnen und werdenden Mütter da draußen – lasst Euch sagen: Es geht immer irgendwie weiter und es gibt Unterstützung!

Zuerst einmal heißt es (auch wenn es oft schwer fällt): einen kühlen Kopf bewahren. Ich habe mich also krank bzw. arbeitsunfähig schreiben lassen. Und zwar so schnell wie möglich und vor allem lückenlos. Ich wusste, dass mir erst nach der 7. Woche mein Krankengeld zusteht und so habe ich zunächst einmal meinen finanziellen Puffer, den ich mir schon im Hinblick auf den Mutterschutz angelegt hatte und der tatsächlich auch noch nicht so gewaltig war, aufgebraucht. Die Krankenscheine habe ich an meine Krankenkasse weitergereicht, sodass ich nach knapp sieben Wochen mein Krankengeld auf meinem Konto hatte.

Der Künstlersozialkasse habe ich den Beleg über den Erhalt von Krankengeld zugeschickt, sodass meine Beitragszahlungen für den Zeitraum der Krankschreibung ruhen konnten – der Versicherungsschutz blieb aber erhalten. Genauso verhält es sich dann auch für den Mutterschutz. Ich werde also bestimmt 8 Wochen (Behördenmühlen mahlen ja bekanntlich langsam) vor dem Beginn des eigentlichen Mutterschutzes den Antrag auf Mutterschaftsgeld bei meiner Krankenkasse einreichen und die Bescheinigung der Krankenkasse über den Erhalt des Geldes dann wiederum bei der KSK einreichen. So bin ich zumindest für diesen Zeitraum (6 Wochen vor und 8 Wochen nach der Geburt) finanziell einigermaßen abgesichert und von den Versicherungsbeiträgen befreit.

Tipp: Um weitere finanzielle Lasten zu vermeiden, hab ich beim Finanzamt Bescheid gegeben, dass ich für eine Weile arbeitsunfähig bin und somit keine monatliche Umsatzsteuervoranmeldung abgeben kann. So konnte ich Ärger und überflüssige Mahnkosten aus diesem Bereich vermeiden.

Hinweise:

  • Wenn es möglich ist, finanziell ein wenig vorsorgen und einfach etwas zurücklegen
  • Krankenscheine ausstellen lassen – so schnell wie möglich nach Beginn des Ausfalls und vor allem lückenlos
  • Krankenscheine rechtzeitig bei der Krankenkasse einreichen und Krankengeld beantragen
  • Eine eventuelle Befreiung von den Versicherungsbeiträgen prüfen (Künstlersozialkasse)
  • Rechtzeitig an den Mutterschutz denken und einplanen, dass die Behörden lange brauchen
  • Den Antrag auf Mutterschaftsgeld immer bei der Krankenkasse stellen – nicht bei der Künstlersozialkasse
  • Informationen und Anträge zu Krankengeld und Mutterschutz gibt es auf der Webseite der KSK
  • Einen eventuellen Anspruch auf Kur prüfen (auch in dieser Zeit ist man vom Versicherungsbeitrag befreit)

 

Herausforderung 3: Wie sorge ich für die Schwangerschaft und die Zeit danach rechtzeitig für eine Vertretung bzw. für Unterstützung?

Ich habe zum Glück schon seit einiger Zeit eine zuverlässige Freiberuflerin, die mir in einigen Projekten zuarbeitet. An sie habe ich in dieser unerwarteten Phase dann spontan mehr und mehr übertragen und versucht, so zu kalkulieren, dass ich finanziell noch was vom Kuchen abbekomme. Und so werde ich es auch für die Zeit des Mutterschutzes und für weitere vier bis fünf Monate nach der Geburt handhaben: Die Text-Projekte, die monatlich laufen, werde ich an sie abgeben – und vielleicht auch in Zukunft generell an sie übergeben.

Zwei bis drei andere kleinere Projekte werde ich nur für einen festgesetzten Zeitraum in Vertretung erledigen lassen. Das geht vor allem bei den Projekten, die ich für eine Agentur bearbeite. Die Agentur gibt diese Aufträge dann für den besprochenen Zeitraum an einen anderen Freiberufler ab und ich klatsche zu gegebener Zeit wieder ab – soweit der Plan. Wir schauen mal.

Alle anderen bestehenden Aufträge versuche ich rechtzeitig zu beenden und alle weiteren Anfragen und Text-Aufträge werde ich dann schieben und zu gegebener Zeit klar kommunizieren, ab wann ich wieder am Rechner sitzen werde. Generell plane ich (und wir wissen ja, wie das mit Plänen so ist), dass ich nach knapp drei, vier oder fünf Monaten wieder tippen, denken und texten kann.

Für diese Zeit will ich mich aber auf keinen Fall mit Projekten zuschütten, sondern einfach versuchen, wieder kleinere Aufträge anzunehmen und vor allem meine eigenen „Baustellen“, wie die Webseite und meinen Blog, weiterzuführen. Aber vielleicht sind das auch utopische Vorstellungen und ich werde bald eines Besseren belehrt – aber man kann ja Wünsche haben. 🙂

Fakt ist: Ich werde auch in dieser Zeit für meine Freiberuflerin aus Berlin und deren Unterstützung dankbar sein.

Fragen, die noch offen bleiben: Wer macht in dieser Zeit meine Steuer? Wer schreibt meine Rechnungen, für die Projekte, die ich weiterleite? Wird das finanziell alles so klappen? Ich weiß also noch nicht alles, aber nach dieser dreimonatigen Zwangsauszeit weiß ich, dass es immer einen Weg gibt.

 

Mein Fazit:

Man muss auch mal loslassen können. Auch wenn es schwer gefallen ist – ich habe es gelernt, oder besser gesagt, lernen müssen. Und auch wenn es abgedroschen klingt: Alles ist für etwas gut!

 

Über die Autorin:

Karolin Janus – Leipzigerin – Texterin – Hundemami – bald noch mehr Mami

Ich arbeite seit 2013 als freiberufliche Texterin – und tippe und tüftle vor allem für Webseiten und Social Media Kanäle. Nach knapp neun Jahren in Leipzig hab ich die Stadt kennen und lieben gelernt und versuche nun vor allem auch für regionale Unternehmen die treffenden Worte zu finden. Nach dem Motto „Es bleibt spannend“, freue ich mich nach wie vor auf alles, was die Freiberuflichkeit mit sich bringt: Coworking, Homeoffice, Texten im Park, Auszeiten und Inspirationsreisen oder eben auf den ganz normalen Wahnsinn als Selbstständige. Ob am Schreibtisch oder im Park – mit dabei sind immer meine zwei Musen – also meine zwei Hundedamen. Sie sind die Inspirationsquelle meines Blogs und meines Instagramauftrittes und sollen bald auch der Inhalt einer festen Kolumne werden. Wir schauen mal, was noch so kommt!

Hast du noch weitere Tipps zum Thema Schwangerschaft als Freiberuflerin? Hinterlasse gerne unten einen Kommentar!

Hinterlasse deinen Kommentar:

9 Antworten

  1. Hey – also bei allen privaten Krankenversicherungen in Österreich sind 9 Monate Wartezeit für das Thema Schwangerschaft. Heißt konkret, du schließt ab und diese nächsten 9 Monate können weder Sonderklasse noch Wahlarzt für das Thema genutzt werden. Manchmal gibt es ein Gentleman-Agreement, wenn man ein Paar versichert, dass der Versicherungsschutz sofort gilt.

    Habe deinen Beitrag meiner Freundin weitergeleitet – sehr informativ meinte sie.

    lg

  2. Oh, das sind tatsächlich Probleme, die man als Festangestellter nicht hat. Ich habe beim letzten Mal eine Vertretung vor dem Finanzamt eingerichtet. Es musste noch etwas Dringendes nachgereicht werden.

  3. Hallo Isabelle,

    danke für die Ergänzung und Warnung! Das ist echt gut zu wissen und sollten wir alle im Hinterkopf behalten.

    GLG und auch dir alles Gute!

  4. Danke für deinen Beitrag, Kerstin!

    Ich habe mir vor Kurzem einige private Krankenversicherungen anbieten lassen und alle hatten eine extra Baby-Option mit 9 Monaten Wartezeit. Oder meintest du, dass die Versicherung grundsätzlich im Krankheitsfall nicht zahlt, bloß weil du schwanger bist? Das wäre ein ziemlicher Skandal in meinen Augen …

    GLG Lilli

  5. Hallo Karolin und Lilli,

    ein schöner Artikel, der bestimmt vielen Selbstständigen und Freiberuflerinnen Mut macht. Aber leider ist die geschilderte Form der Unterstützung der Optimalfall.

    Es gibt viele kreative Jobs, die leider nicht in die KSK aufgenommen werden (meiner), Mutterschutz gibt’s leider bei mir auch nicht und meine Krankenkasse sagte mir, dass Schwangerschaft keine Krankheit sei. Egal wie bescheiden es mir gegeangen wäre. Ich hätte in einem solchen Fall ziemlich doof aus der Röhre geglotzt.

    Ich möchte nicht jammern und auch die tollen Unterstützungen nicht kleinreden, sondern alle Leserinnen darauf hinweisen: Achtung, das muss nicht so sein! Und lieber vorher genau informieren, anstatt sich im Nachhinein zu ärgern und Existenzängste zu haben.

    Ich wünsche dir, Karolin, alles Gute für deine Schwangerschaft und die Zeit mit Baby!

    Liebe Grüße
    Isabelle

  6. Achtung, in folgendem Tipp steckt viel Geld drin:
    Man kann auch als Freiberufler Elterngeld beantragen. Den Basissatz von 300 Euro im Monat (für ein Jahr) bekommt man sogar, wenn man überhaupt kein Einkommen hatte vor der Geburt.

  7. Ich bin aus allen Wolken gefallen, als meine private Krankenversicherung aufgrund meiner Schwangerschaft nicht zahlen wollte, als iCh krankheitsbedingt nicht abreiten konnte. Daher: Solltet ihr eine Police abgeschlossen haben und euch in Sicherheit wähnen: immer das Kleingedruckte lesen…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert