Lilli Koisser

Alleinverdienerin mit 5-köpfiger Familie und Hund: Lena Busch von familienleicht im Interview

Pyjama-Business Podcast Folge 23 Alleinverdienerin mit 5-köpfiger Familie und Hund Lena Busch von familienleicht im Interview

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Lena Busch ist mit „familienleicht“ Online-Unternehmerin, Alleinernährerin einer 5-köpfigen Familie und Begleiterin und Vorbild für selbstständige Mütter.

Im Interview habe ich sie gefragt:

  • Wie leicht ist es für eine durchschnittliche Familie / Mutter / Selbstständige, alles unter den vielzitierten Hut zu bekommen?
  • Ist die Selbstständigkeit in deinen Augen die beste Lösung für Vereinbarkeit?
  • Du bist systemische Coachin und verfolgst einen bedürfnisorientieren Ansatz. Was bedeutet das genau?
  • In einer Studie nennen die befragten Frauen eine ideale Wochenarbeitszeit von 31 Stunden. Du machst einen mehrfach 6-stelligen Jahresumsatz. Wie kann es gelingen, im Teilzeit-Business ein Vollzeit-Einkommen zu generieren?
  • Was kann jeder Mensch dafür tun, dass Arbeit jeder Art und Einkommen gerechter verteilt werden?
  • Du arbeitest seit über 10 Jahren mit deinen Kindern zuhause. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
  • Dank deines Online-Business konnte dein Mann zuhause bei den Kindern bleiben. An welchen Parametern habt ihr diese Entscheidung festgemacht?
  • Ist es heute noch ungewöhnlich oder schwierig, ein nicht-konservatives Familienmodell zu leben? Wie reagiert(e) euer Umfeld?
  • Ihr hattet gerade eine Themenwoche zum Equal Care Day. Wie können wir uns auf die Pflege von Angehörigen vorbereiten bzw. vorausschauend denken?
  • Wie kann ich mich als 33-jährige Unternehmerin und Alleinverdienerin jetzt schon am besten auf ein Leben und Business mit Kids vorbereiten?
  • Wie sorgst du für die Zukunft und das Alter vor?

Wenn dir das Interview geholfen hat, dann teile es gerne und tagge @lillikoisser und @lena_busch_familienleicht!

Transkript der Folge:

Lilli: Hallo und schön, dass du heute wieder bei einer neuen Folge im Pyjama-Business-Podcast dabei bist. Wie jede zweite Woche habe ich heute wieder einen spannenden Interviewgast für dich mitgebracht. Und zwar ist das die Lena Busch von familienleicht. Und wir wollen heute über Home-Office mit Kids sprechen.

Und zwar nicht nur während der Corona-Situation, sondern auch, wie die Lena das seit zehn Jahren macht. Hallo Lena, schön, dass du da bist.

Lena: Hallo Lilli. Vielen Dank für die Einladung.

Lilli: Ja, sehr gerne. Ich bin schon sehr gespannt und freue mich auf das Gespräch. Magst du dich nochmal kurz vorstellen? Wer bist du? Was machst du? Und wie bist du dazu gekommen?

Lena: Ja, sehr gerne. Mein Name ist Lena Busch, wie du es schon gesagt hast. Ich bin die Gründerin von familienleicht. Ich habe selber drei Kinder. Und ich unterstütze vorrangig, zu 98 Prozent, Mütter, insgesamt auch Eltern, im Grunde in allen Phasen ihres Business, kann man sagen.

Beim Aufbau ihres Business, dem berühmten „auf die nächste Stufe bringen“, wie auch immer, ich mag den Ausdruck nicht so. Aber im Grunde kann man in allen Phasen sagen.

Und ganz häufig auch das Online-Bringen. Sei es ein Online-Business wirklich von Start auf aufbauen oder eine bestehende Selbstständigkeit online bringen, was oft damit einhergeht, dass sich dann auch nochmal an Zielgruppe oder Thema verändert.

Lilli: Das verändert sich ja immer so ein bisschen mit oder?

Lena: Es ist ein fortlaufender Prozess. Und klar, wenn ich bisher irgendwie in meinem Ort oder meiner Kleinstadt regional tätig war, dann hat man sich doch oft auf das ausgerichtet, was vor Ort gefragt oder nachgefragt wird.

Und das ändert sich online dann natürlich doch schon nochmal stark, weil man dann eher darauf gehen kann. Mit wem genau will ich denn arbeiten? Wie genau will ich mich ausrichten? Und wie will ich mich da online positionieren? Das ist ganz oft das Ding.

Und gekommen bin ich dazu eigentlich, ich komme selber ursprünglich klassisch aus der Unternehmensberatung, wirklich im internationalen Bereich. Dann habe ich lange in einer Firma als Führungskraft gearbeitet, im Grunde auch so im Finanz- und Rechnungswesen. Und die Selbstständigkeit kam dann wirklich erst mit meinen Kindern.

Obwohl ich, kann man sagen, einen sehr familienfreundlichen Arbeitgeber hatte, war ich als Führungskraft in Teilzeit und zum Teil mit Home-Office erstmal tätig. Aber so mit dem zweiten Kind hat das dann doch

Lilli: War es vorbei.

Lena: nicht mehr so gut geklappt oder gepasst.

Lilli: Wie alt sind deine Kinder?

Lena: Meine Kinder sind jetzt 13, 10 und 7.

Lilli: Das heißt, vor ungefähr 10 bis 13 Jahren hat das begonnen?

Lena: Genau. Ich habe erstmal dann schon wieder Teilzeit gearbeitet. Da habe ich so ein bisschen Elternberatung, Eltern- und Familienbegleitung gemacht. So all die Themen, die ich mir selber angeeignet habe. Ich glaube, das ist auch relativ häufig. Was man selber irgendwie

Lilli: Gelöst hat.

Lena: sucht, nicht findet und dann für sich gelöst hat, das bietet man dann an. Ich habe dann erstmal wirklich ganz klein mit Trageberatung und solchen Sachen angefangen.

So Dinge, für die ich irgendwie dann 100 Kilometer weit gefahren bin, dann gesagt habe: das ist ja blöd, dann gab es Kurse und ich habe solche Aus- und Weiterbildungen gemacht und habe das erstmal angeboten. Aber es ging im Grunde da schon sehr schnell, dass die Frauen eigentlich mehr brauchten.

Es war dann im Grunde viel insgesamt um das Neu-Finden in der Mutterrolle eigentlich. Oder wie will ich denn mein Leben führen? Und ganz schnell spielte auch sowas wie Wiedereinstieg beziehungsweise dann auch Selbstständig-Machen eine Rolle.

Ich habe auch ganz ursprünglich vor vielen Jahren mal im Steuerbüro mit kleinen Selbstständigen gearbeitet. Naja, und dann kam irgendwann so das Thema Online-Business für mich selbst auf. Und im Grunde spannte es sich im Kopf dann zu so einem Angebot.

Du kannst dir vorstellen, jetzt wirklich heute vor zehn, elf Jahren war das im deutschsprachigen Raum so gar nicht existent. Da kam damals so „Die Vier-Stunden-Woche“ von Tim Ferriss ganz langsam auf. Aber im Grunde dann eher noch so für die Nerds und alle, die irgendwas mit Medien oder Computern machen.

Und auch selbst als ich dann so richtig online gestartet bin, 2015/16, war es noch so, dass ja eigentlich gesagt wurde: naja, dann suchst du dir jemanden über Fiverr, der dir da irgendwie was macht. Naja. Im deutschsprachigen Raum haben sie gar nicht verstanden, was man denn da eigentlich von ihnen wollte, wenn man irgendwas für ein Online-Business aufsetzen wollte.

Und naja, Klassiker, das kennst du wahrscheinlich in deinem Bereich, wenn man dann mit so Billiganbietern in fernen Ländern in einer fremden Sprache zugange ist, geht das natürlich erst recht nach hinten los.

Lilli: Das habe ich noch nie ausprobiert, aber ich kann es mir vorstellen.

Lena: Es ist auch kein Verlust. Ich habe dann zum Glück auch relativ schnell jemanden gefunden, der gesagt hat: naja, ich weiß nicht so genau, was du da willst, aber ich lass mich drauf ein, der das dann mit uns zusammen so entwickelt hat, was wir einfach an Seiten brauchten. 2016 habe ich einen Online-Kongress gemacht.

Das war eigentlich wirklich so mein richtiger, größerer Start in die Online-Welt. Und entstand im Grunde auch daraus, dass ich sowas gesehen hatte, das ist eine coole Sache und genial. Und gerade für Mütter zu jeder Tages- und Nachtzeit. Und das dann für meine Themen umgesetzt habe und da wirklich erstmal losgelaufen bin, nicht ahnend wie sich das entwickeln würde.

Lilli: Das ist mir auch so gegangen, ja.

Lena: Manchmal ist es wahrscheinlich auch besser so.

Lilli: Ja, wenn man dann vorher schon weiß, was da alles auf einen wartet und zukommt, dann ist es vielleicht eh nicht so gut. So eine gewisse Naivität ist, glaube ich, am Anfang auch nicht schlecht.

Lena: Ja.

Lilli: Wer sind denn so deine typischen Kund*innen? Sind das auch eher so Marketing-Leute? Oder auch in der Mama-Branche? Gibt es da irgendwelche Gemeinsamkeiten?

Lena: Ganz unterschiedlich. Die Gemeinsamkeit liegt eher in den Personen, dass es Mütter oder Eltern sind. Insofern hat es sich auch ein bisschen gewandelt, je größer meine eigenen Kinder wurden, dass es jetzt nicht unbedingt nur die Mütter mit kleinen Kindern sind.

Dadurch, dass es Mütter sind, liegen sie altersmäßig, sage ich mal, grob zwischen 30 und Mitte 40, Ende 40 irgendwo, manchmal auch noch knapp unter 30. Im Grunde dieser Zeitraum, wo man Kinder zwischen 0 und 18 so begleitet.

Weil das ist ja schon auch noch so ein Ding. Im Grunde werden die Kinder zwar größer, aber sie sind ja da. Die Themen ändern sich, aber in Deutschland ist es so, ein Jahr Vollzeitelternschaft, dann die ersten drei Jahre zum Teil Teilzeit, vielleicht auch ein bisschen darüber hinaus.

Aber ich sage mal so, wenn Kinder in die Schule kommen, wird dann eigentlich erwartet, naja, dann hat man das alles irgendwie organisiert oder es löst sich alles in Luft auf und irgendjemand wird sich schon kümmern, so ungefähr.

Wie auch immer. Jedenfalls spätestens dann spielen die in Arbeitgeberplanung wenigstens keine große Rolle mehr, sage ich mal. Und für mich und viele Eltern ist es so, dass es sich dann wandelt, wie gerade meine größere Tochter. Oftmals will die gar nichts von mir.

Aber wenn sie mich dann braucht, dann möchte ich auch da sein können. Dann möchte ich nicht irgendwie komplett örtlich weg oder immer beschäftigt sein. Dann möchte ich im Grunde hier meine Sachen liegen lassen können und für sie da sein können.

Und insofern, meine Kund*innen sind dann Frauen, die das in irgendeiner Form auch wollen, die auch Zeit für ihre Familie haben und einräumen wollen. Die in aller Regel nicht 40, 60, 80 Stunden die Woche arbeiten wollen. Relativ unabhängig davon, wie alt die Kinder sind.

Und manchmal auch tatsächlich, das haben wir auch immer mehr, dass der Wunsch da ist, wirklich auch als Familie so zusammen sein zu können, dass vielleicht auch der Partner irgendwann seine eigene Berufstätigkeit einschränken oder verändern kann. Dass man da auch ein gewisses Gleichgewicht hat.

Selbstverwirklichung ist irgendwie ein blödes Wort. Aber dass man das tut, was einem auch Freude bereitet. Das ist vielen meiner Kund*innen auch ganz wichtig, nicht nur unter dem Hintergrund, dass man das für sich selber will, aber auch dieses, was man seinen Kindern damit vorlebt.

Das ist häufig ein hoher Wert auch zu sagen: meine Kinder sollen mal alle Berufe ergreifen können, die sie sich wünschen. Und das fühlt sich irgendwann schief an, wenn man das selber so gar nicht macht, wenn man selbst das Gefühl hat, man lebt fremdbestimmt. Auch Selbstbestimmung ist oft ein großer Punkt bei den Frauen.

Lilli: Ja, schön. Dein Business heißt ja familienleicht. Und dein Slogan ist: für Mütter, die alles wollen. Wie leicht ist es denn aus deiner Erfahrung oder Sichtweise für eine durchschnittliche Familie, Mutter oder auch Selbstständige, alles unter einen Hut zu bekommen?

Gibt es da zwischen Angestellten und Selbstständigen Unterschiede? Und ist für dich die Selbstständigkeit auch eine gute Lösung für Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Leben?

Lena: Ja. Auf jeden Fall durch diese Selbstbestimmung. Der Begriff familienleicht ist seinerzeit so aus dem Wort kinderleicht und das so auf die ganze Familie übertragen.

Und eigentlich ist es auch so. Auch die Sachen, von den wir sagen, das ist ja kinderleicht, sind für Kinder in aller Regel nicht kinderleicht. Es ist was, was sie mit aller Intensität vielleicht wollen, aber es ist eher simple, not easy, sage ich mal. Und so ähnlich ist es da auch.

Im Grunde entsteht die Leichtigkeit eher daraus, dass man die Dinge so gestaltet, wie man sie möchte, sie einem in seinen Stärken und seiner Begeisterung und so weiter entsprechen als jetzt unbedingt dadurch, dass das alles unbedingt so supereasy von der Hand geht.

Sich aus einem Angestelltenverhältnis heraus selbstständig zu machen mit Familie hinten dran und vielleicht auch Haus, Hof und allem möglichen hinten dran, sind nicht unbedingt so einfache Schritte. Und generell, gerade als arbeitende oder selbstständige Eltern hast du irgendwie einfach mal mehrere Bälle in der Luft.

Und was Selbstständigkeit im Verhältnis zum Angestelltenverhältnis aber leichter macht und aus meiner Sicht besser vereinbar macht, ist, dass du es dir selbstbestimmter gestalten kannst. Dass du viel mehr bestimmen kannst: wie möchte oder kann ich auch arbeiten?

Wenn mir kein Chef sagt: naja, Frau Busch, morgens um acht Uhr stehen Sie hier auf der Matte, wenn die Kinderbetreuung vielleicht erst um acht aufmacht oder ich einen kleinen Langschläfer zuhause habe, der um neun Uhr topfit und strahlend ist, aber für uns alle ist es eine Qual, wenn ich ihn um acht versuche irgendwohin zu bewegen.

Auf solche Dinge kann man einfach viel besser eingehen. Und die machen mit Kindern so viel aus.

Lilli: Du hast es gerade schon so angeschnitten, du verfolgst ja einen bedürfnisorientierten Ansatz. Und du bist ja auch systemische Coach*in, oder? Genau.

Lena: Ja.

Lilli: Was heißt bedürfnisorientiertes Familien- oder auch Businessleben genau so?

Lena: Ja. Der Begriff kommt eigentlich so ein bisschen aus dem Erziehungsbereich und bezieht sich da oft auf den reinen Umgang mit Kindern, dass wir uns an deren Bedürfnissen orientieren.

Mal zwei Sachen. Wir kennen diese Bedürfnispyramiden nach Maslow oder auch die Bedürfnisse, die Tony Robbins so auflistet. Es ist ja so, wenn wir uns da auf unterster Ebene bewegen, also hungrig und müde sind, kein Dach über den Kopf haben, brauchen wir uns über den anderen Kram gar keine Gedanken zu machen.

Da ist das einfach vorrangig. Bei Kindern ist das sehr unmittelbar.

Lilli: Muss sofort erfüllt werden.

Lena: Da passiert sonst erstmal gar nichts. Und das macht es auch leicht, sich darum zu kümmern, weil das ist so omnipräsent.

Als Erwachsene haben wir ja meistens irgendwie gelernt, auch Bedürfnisse zu übergehen. Wenn wir uns da aber wieder ein bisschen rückbesinnen, stellen wir in aller Regel ja fest, dass unser Leben leichter und angenehmer wird, wir auch besser in dem werden, was wir tun, wenn wir darauf achten.

Kennst du mit Sicherheit genauso wie ich. Wenn ich ausgeschlafen und munter bin, es mir gut geht, kann ich auch besser arbeiten. Da bin ich viel schneller, effektiver, kreativer, es kommen bessere Dinge dabei raus und da kann ich auch besser für meine Kunden da sein.

Und das gilt in allen Bereichen. Wir hatten, glaube ich, neulich mal auf Instagram geschrieben, Stichwort hochsensibel, introvertiert

Lilli: Genau.

Lena: und solche Dinge. Auch so Persönlichkeitseigenschaften. Wenn ich darauf achte: was sind denn damit meine Bedürfnisse? Dann läuft es auch besser. So, was weiß ich, die große Bühne und ständig mit hunderten von Menschen in einem Raum, das ist nicht meins.

Das kann ich auch mal einen Tag oder zwei Tage genießen, aber dann brauche ich davon erstmal wieder Erholung. Manchen Menschen gibt das Energie. Da ist das wie so ein Energiespender. Und dass wir da wirklich für uns gucken: ja, was sind dann so bedürfnisnährende Dinge, sage ich mal? Weil das macht es deutlich einfacher, wie auch das Arbeiten in den Stärken.

Lilli: Genau.

Lena: Es ist ja letztendlich auch ein Bedürfnis beizutragen, zu unterstützen oder irgendwas zu verändern oder verbessern. Und wenn wir da an unseren Stärken arbeiten, sind wir auch deutlich besser, als wenn wir irgendwas versuchen, was uns sowieso noch nie Spaß gemacht hat, da jetzt besser zu werden.

Lilli: Ja, das kenne ich auch von meinen Kund*innen und auch von mir. Am Anfang habe ich auch geglaubt, ich muss alles anbieten, was die Leute haben wollen. Und ich muss alle Marketing-Methoden ausprobieren. Und ich muss auch alle Menschen bedienen, die zu mir kommen.

Lena: Genau.

Lilli: Ja, es wird viel einfacher, wenn man sich auf das besinnt, was einem selbst Spaß macht, was man machen will und mit wem man woran wie arbeiten will.

Lena: Ja, genau.

Lilli: Ich habe eine Studie gewälzt, damit wir heute nicht irgendwie in Klischees abrutschen. So: oh, alle Frauen sagen das und das. Sondern wirklich, dass uns

Lena: Ja.

Lilli: das allen passieren kann. Und zwar war das eine Studie des deutschen Familien- und Frauenministeriums von 2015. Die heißt „Mitten im Leben“. Und da geht es auch um 30- bis 50-jährige Frauen. Genau deine Zielgruppe.

Lena: Ja.

Lilli: Und da haben die Frauen oder befragten Frauen gesagt, dass sie sich eine ideale Wochenarbeitszeit von 31 Stunden wünschen würden. Und die Männer haben gesagt, 37 Stunden.

Du hast vorher auch schon gesagt, deine Zielgruppe sind eher Frauen, die jetzt nicht die 80-Stunden-Woche anstreben. Und du machst aber einen sechsstelligen Jahresumsatz in wenigen Stunden, hast du auch geschrieben. Wie kann das gelingen, dass man, sage ich mal, mit Teilzeitstunden ein Vollzeit-Business und -Einkommen aufbaut?

Lena: Ja. Da ist es letztendlich so, und da hilft mir und meinen Kund*innen natürlich mein Wissen und meine Erfahrung aus der Unternehmensberatung. Weil manche Dinge funktionieren so viel anders nun auch nicht, ob wir sie online oder offline betrachten.

Da ist einerseits wirklich, worüber wir gesprochen haben, die Dinge tun, die mir letztendlich auch leicht von der Hand gehen. Wirklich zu versuchen, soweit ich es kann, in meiner Son of Genius, wenn man so will, zu arbeiten. Weil da bin ich schneller, erziele bessere Ergebnisse und kann dafür letztendlich natürlich dann auch höhere Preise erzielen.

Und dann Stichwort Skalierung. Ich habe wirklich sehr früh beziehungsweise eigentlich unmittelbar soweit online mit skalierbaren Produkten dann sehr schnell angefangen, weil ich einfach die paar Stunden, die ich zum Teil dann oder erstmal hatte, da muss man schon sehr geizig damit umgehen, was man in denen macht.

Zeit ineffektiv verbringen, lässt sich in der Tat in 40 Stunden auch leichter als in zehn. Weil wenn dann zwei Stunden mal irgendwie weg sind, dann ist das ein Fünftel der Wochenarbeitszeit. Das gibt es ja auch zum Teil im Angestelltenverhältnis. Für den Plausch an der Kaffeemaschine ist bei den Teilzeitkräften meistens schlicht und ergreifend keine Zeit.

Lilli: Kenne ich, ja.

Lena: Das waren so für mich die zwei ganz großen Punkte. Wirklich zu fokussieren und immer wieder zu sortieren: was mache ich? Was lasse ich sein? Was mache ich jetzt und was später? Was liegt mir? Und mir von vornherein eigentlich Unterstützung zu holen.

Das fiel mir insofern wahrscheinlich leichter als vielen anderen, weil ich zum einen ja selber Führungskraft war und in den Unternehmen auch Teams aufgebaut habe. Auch in den, die wir beraten haben, früher dann Team-Coachings und so weiter.

Ich hatte jetzt nicht das oft ja übliche Problem von Selbstständigen, die dann meinen, erstmal alles alleine machen zu müssen. Und ich hatte auch sehr klare Dinge, die ich überhaupt nicht kann. Manche Dinge im technischen Bereich oder so grafische Sachen, wo ich genau weiß, das ist nicht

Lilli: Meine Genie-Zone.

Lena: nein. Und insofern habe ich mir da von vornherein Unterstützung geholt. Ich habe auch da immer zugesehen, dass ich nach wie vor mit wenigen Menschen, einem sehr kleinen Team, arbeite, weil ab einer gewissen Größe ist allein Teamführung ein Vollzeitjob.

Lilli: Genau.

Lena: Da hatte ich viele Dinge relativ schnell klar, was da für mich in meiner Situation wichtig ist. Geholfen hat dabei auch, dass ich es ja erstmal nicht machen musste. Ich hätte jederzeit in meinen Angestelltenjob zurückgehen können. Lange Jahre hat mein Mann ja auch gearbeitet. Das war mir auch wichtig.

Diese Zeit konnte und wollte ich mir da auch geben. Ich habe gesagt, wenn ich das aus einer wirklich sehr guten Angestelltenposition heraus mache, wo ich auch einen im Grunde an sich unkündbaren Job hatte, dann muss das auch wirklich etwas sein, was mir dann auch noch viel besser entspricht.

Lilli: Verstehe. Und was sind so die Aufgaben, auf die du dich fokussierst? Wo du sagst, das ist es mir wert, in meiner begrenzten Zeit daran zu arbeiten?

Lena: Ich finde, es sind so die klassischen Unternehmer- oder Chefaufgaben. Die muss man einfach ein Stück weit machen. Ich muss eine gewisse Grundübersicht über meine Zahlen haben, solche Dinge.

Eigentlich alles, wo auch sehr viel Geld hinfließt. Da muss ich so einen Grundüberblick haben, wie das funktioniert, was da passiert, was die Leute da tun. Ansonsten die Dinge, die – in dem Falle – mir entsprechen.

Und ich bin gut in Einzelbegleitung und Gruppen. Auch in großen Gruppen kann ich recht gut erfassen, was die Einzelnen so brauchen. Insofern habe ich auch einiges an Gruppenprogrammen oder auch sowas wie Kongresse, Challenges, auch wirklich mit vielen Leuten, haben da gut für mich funktioniert.

Und insgesamt ist es, glaube ich, ein bisschen, ich suche mit meinen Frauen auch immer so den roten Faden in ihrem Leben oder so die Assets, worum es denn eigentlich in der Arbeit geht. Und bei mir war das immer ein bisschen, ich habe eine journalistische Ausbildung und habe Soziologie und Sozialwissenschaften studiert.

Ich war im Bereich Wirtschaft, Buchhaltung, Steuern. Das sind auch viel solche Dinge, mit dem Blick von außen auf etwas gehen oder so dieses Big-Picture, diese größeren Zusammenhänge herstellen und Dinge in diese Zusammenhänge zu bringen. Und das mache ich auch meine Kund*innen und unser Team.

Und für vieles von der einzelnen Ausführung nehme ich mir dann auch gerne Leute hinzu. Zum Beispiel haben in einem unserer Programme jemanden für Facebook-Anzeigen drin. Das sind so Sachen. Auch da braucht ihr einen Überblick, weil da viel Geld auch hinfließen kann. Aber das ist jetzt nichts, wo ich mich in die tiefsten Tiefen der Technik irgendwie wohlfühle.

Lilli: Ja, Werbeanzeigen-Manager.

Lena: Ja, genau. Oder dass wir da zum Teil auch einzelne Coaches mit drin haben, die dann einzelne Dinge betreuen und begleiten. Und wo ich dann wiederum ganz gut sehen kann, das war schon als Führungskraft so, was denn auch die einzelnen Teammitglieder zum Teil und die Leute auch insgesamt von uns brauchen.

Und letztendlich tue ich gerne schreiben, Live-Videos und Podcasts sind fein. Aufgenommene Videos sind zum Beispiel gar nicht mein Ding. Da bin ich, was die Kanäle betrifft, auch schon sehr klar, was ich da tue und lasse.

Lilli: Cool. Danke für den Einblick. Ich habe noch ein Zitat aus der Studie mitgebracht. Das lese ich jetzt mal vor.

„47 Prozent der befragten Frauen zwischen 30 und 50 Jahren würden gerne in einer Partnerschaft leben, in der sich Frau und Mann die Aufgaben für Haushalt und Kinder teilen. Aber nur bei 24 Prozent aller Frauen ist das der Fall.“

Ich habe ja auch letztes Jahr zum Weltfrauentag ein Posting gemacht, wo ich gemeint habe, der Begriff Female Empowerment ist für mich so ein bisschen problematisch. Da gehen wir jetzt auch in die Richtung rein.

Was kann denn jeder Mensch dafür tun, dass Arbeit und auch Arbeit jeder Arbeit, sei es jetzt Care-Arbeit oder einkommensgenerierende Arbeit und auch das Einkommen gerechter verteilt werden? Wo kann ich da bei mir selber beginnen?

Lena: Ja. Ich glaube, es ist immer die Aufgabe von allen, von beiden in einer Beziehung. Ich bin ganz bei dir. Ich finde den Begriff des Female Empowerment auch schwierig. Weil um empowert zu werden, muss ich erstmal entpowert

Lilli: Sein.

Lena: in irgendeiner Art und Weise sein. Klar, sicherlich ist das irgendwie ja auch so, was weiß ich. Ich will jetzt da auch gar nicht irgendwie tausende Patriarchat in Abrede stellen oder irgendwas, aber ich glaube schon, dass wir da heute alle doch auch stark Einfluss haben und ausüben können.

Ich erlebe es schon zum Teil so, dass Frauen und gerade Mütter manchmal schon auch sehr entpowert wurden, dass dann so Glaubenssätze sind, die sich auch einprägen. So wie: du kannst nur richtig erfolgreich sein, wenn du auch viel arbeitest. Sechsstellig mit Teilzeitarbeit – wie geht das denn? Die Teilzeit-Muddi und mittags passiert da nicht viel.

Lilli: Das kann nicht nachvollziehen.

Lena: All solche Sachen. Da gibt es unglaublich viele Vorurteile und so weiter. Aber letztendlich auch in beiden Richtungen. Das haben wir selbst auch festgestellt, es sind dann zum Teil schon auch recht zementierte Rollen, dass dann der Mann mehr verdient und es dann so logisch ist, dass die Frau zuhause bleibt oder solche Sachen.

Wo es, glaube ich schon, an uns allen ist, das auch anders einzufordern. Ich habe das als Frau eigentlich immer gemacht und trotzdem war es beispielsweise in der Unternehmensberatung so. Einer der Big-Four, also der vier größten der Welt, von tausend Partnern waren die Anteilseigner in Deutschland exakt zwei Frauen.

Nichtsdestotrotz musstest du dich da schon auch durchsetzen, um Karriere zu machen. Das wiederum wollte ich nicht. Deswegen ist die Selbstständigkeit da aus meiner Sicht auch so ein gutes Ding, weil wir es uns da selbst gestalten können. Und gerade im Online-Business, was so neu ist.

Aber auch für die Männer das entsprechend einzufordern, was ja viele auch tun, die ja auch Zeit mit oder auch ganz ohne Familie mit ihrer Partnerin oder Freizeit verbringen möchten. Da auch zu sagen: ich möchte das nicht so haben. Ich will das anders haben.

Und oft sind wir ja so, wenn zumindest irgendwie gut ausgebildet, gut in unserem Job, da auch eigentlich in einer ganz guten Verhandlungsposition, die man sich dann, glaube ich, einfach trauen muss zu sagen. Und trotzdem kommen dann so Dinge.

Mein Mann ist dann auch gefragt worden: ist ja okay, Sie müssen wieder mit ihrem Kind zum Arzt. Kann das nicht Ihre Frau machen? Solche Dinge erleben Männer genauso wie Frauen. Ich glaube, es da auch unkomfortabel sein lassen, sich drauf einlassen zu sagen: ich möchte es aber anders haben.

Lilli: Dafür eintreten und das auch einfordern.

Lena: Ja.

Lilli: Glaubst du es reicht im eigenen Umfeld? Oder dass man auch wirklich aktivistisch und politisch dann noch dazu arbeiten sollte? Oder siehst du eigentlich auch deine eigene Arbeit irgendwo zum Beispiel als aktivistische oder politische Arbeit?

Lena: Ja. Ich glaube, es braucht beides. Und was dann für die einzelne Person besser ist, ist auch wieder so ein Bedürfnis-Ding, glaube ich. Was ich denn gut? War zum Beispiel auch früher tatsächlich zum Teil politisch aktiv, mit kleinen Kindern war für mich jetzt nicht die Zeit für Aktivismus im Sinne von auf der Straße oder sonstiges.

Ich glaube, es braucht beides und auf jeden Fall im Bereich unserer Möglichkeiten, die wir immer haben. Und sei es auch nur im ganz kleinen uns da entsprechend einzusetzen, wirklich auch das Wort und die Stimme zu erheben. Das ist ja im Freundes- oder Verwandtenkreis oft oder sowas.

Wirklich zu sagen, wofür man steht. Und ja schon. Für mich ist es ein wichtiges Thema. Es ist gar nicht so sehr Gleichberechtigung der Geschlechter in dem Sinne, wohl schon auch, aber die Gleichberechtigung und Gleichwürdigkeit, egal welchen Alters, Geschlechts und dass jeder da auch so lieben kann, wie es einem entspricht.

Und ich glaube schon, dass Familien da auch so ein Hebel sind. Weil wir letztendlich alle aus Familien kommen und so sich die verletzten Kinder auch oftmals irgendwann dann durchschlagen. Ich glaube schon, wenn es den Familien gut geht, dann ist das insgesamt eine gute Sache für die Welt. Und oft ist es nicht so.

In Deutschland war früher, glaube ich, Gerhard Schröder der Bundeskanzler. Ministerium für Familie und Gedöns, das macht so ein bisschen den Stellenwert klar. Das ist mir schon auch in meiner Arbeit ganz wichtig, das für viele Frauen und Familien zu verändern und so die Chance zur eigenen Veränderung zu geben.

Ich finde dieses Gandhi-Zitat, dass wir selbst die Veränderung sein müssen, die wir in der Welt sehen wollen, da schon auch sehr zutreffend.

Lilli: Ja, auf jeden Fall. Ich habe heute nur auf TikTok gesehen, dass Gandhi ein übler Sexist und Rassist war.

Lena: Ich neulich auch zu meinem Schrecken irgendwie. Ich glaube, ich habe es schon wieder verdrängt, weil ich es nicht wahrhaben wollte.

Lilli: Mittlerweile muss man, glaube ich, eh jede Person irgendwie hinterfragen

Lena: Ja, absolut.

Lilli: und kritisch betrachten. Ja. Was mich jetzt natürlich brennend interessiert, du arbeitest seit über zehn Jahren mit den Kindern zuhause. Wie kam es dazu? Wie funktioniert das? Welche Hürden gab es da? Wie funktioniert das mit schulischer Bildung? Kannst du uns da mal so mit reinnehmen, bitte?

Lena: Ja. Das fing im Grunde damit an, dass unsere älteste Tochter ja irgendwann nicht mehr in den Kindergarten gehen wollte. Die hat dann morgens geweint und es war alles irgendwie gar nicht schön.

Und wir haben dann irgendwann auch beschlossen, dass sie dann nicht gehen muss, nachdem wir dann immer mehr mitbekommen haben, dass sie dann auch in irgendwelchen Morgenkreisen dann sitzt und weint und sich niemand auch so wirklich richtig kümmert, was zum Teil in der Menge ja auch gar nicht möglich ist.

Aber das waren so die Sachen, wo wir gesagt haben: nein, so wollen wir das nicht. Dann kam das zweite Baby. Dann war es erstmal einfach. Und irgendwie hat sich das dann alles so ergeben. Erstmal was das den Blick auf die Bedürfnisse der Kinder geschuldet.

Und was ich zunächst auch noch mit Angestelltenverhältnis, was irgendwie ging, dann zusammengebracht habe. Für das dritte Kind war das dann sowieso völlig klar, dass er auch nicht in den Kindergarten geht wie seine Schwester.

Und wir haben uns dann wirklich auch so ein Netzwerk aufgebaut. Und ja, das ist einfach so entstanden, sage ich mal. Und da war es dann natürlich in der Selbstständigkeit zu gucken: naja, wie kriege ich das trotzdem hin? Weil ich wollte das alles ja auch machen.

Ich hätte teilweise nicht unbedingt gemusst, aber so rein Hausfrau und Mutter bin ich auch nicht. Insofern war das auch immer mein Antrieb, das zu tun, was ich tun wollte. Und dann habe ich das über lange Zeit dann wirklich früh morgens und teilweise spät abends gemacht.

Lilli: Wie viele Mütter, oder?

Lena: Wie bitte?

Lilli: Wie viele Mütter, oder?

Lena: Ja. Und daraus ergibt sich dann auch, dass man zum Beispiel nicht irgendwie Einzelcoaching als das Hauptangebot hat oder irgendwie fünf Coachings am Tag macht.

Lilli: Das geht einfach nicht.

Lena: Weil das geht effektiv einfach nicht. Und das ist ja auch das geniale am Online-Business, dass ich viele Dinge komplett antizyklisch, wie ich es nenne, machen kann. Was weiß ich, da schreibt jemand mitten in der Nacht in die Facebook-Gruppe oder schickt mir eine E-Mail.

Oder der schreibt mir tagsüber und ich kann es mitten in der Nacht beantworten. Das geht einfach. Was weiß ich. Als ich dann das Jahresprogramm entwickelt habe, da gab es dann Gruppencalls und die waren dann abends, wenn mein Mann zuhause war, weil man dann auch wenig zusätzliche Betreuung hat.

Eltern wurden dann auch älter und waren nicht da. Mein Vater wurde krank, ist dann auch gestorben. Und meine Schwiegermutter. Wo dann eher noch zusätzliche Dinge waren, wo man sich irgendwie kümmern musste. Und was dann an der Stelle auch keine Entlastung war.

Da wirklich zu schauen: wie kann ich es mir denn organisieren und einteilen? Und da brauche ich natürlich auch ein gewisses Warum. Da muss ich das gerne tun wollen, sonst mache ich das auf lange Sicht nicht.

Lilli: Ja, sonst lohnt es sich nicht. Das heißt, ihr habt dann euer Online-Business rund um eure Bedürfnisse als Familie aufgebaut?

Lena: Ja.

Lilli: Und wie funktioniert das tagsüber? Sagst du dann, ich bin jetzt in der Rolle als Lehrerin? Oder habt ihr da irgendwelche Rituale? Oder wie gehst du dann von einer Rolle in die andere? Kannst du uns da so ein paar Tipps mitgeben?

Lena: Ich meine, jetzt haben es ja viele Eltern in der Corona-Situation, wo dann häufig der Nachteil ist, dass man Dinge irgendwie auch umsetzen muss, weil das die Schulen so vorgeben.

Gerade als die Kinder noch kleiner waren, haben wir immer zugesehen, dass wir auch da gucken: was ist denn gerade dran? Was wollen die denn gerade auch machen, lernen und so weiter? Oder was passt da auch gut in den Tagesablauf und so weiter? Und wie gerade jetzt in der Corona-Situation kann man das gut sehen, weil da machen alle im Grunde das so.

Wenn man darauf zurückgeworfen ist, dass man auch im Außen gar nicht so viel unternehmen kann, dann macht das, was einem dann Freude bereitet, was so vorrangig raus will. Und das begleiten wir dann. Deswegen war es mir auch da immer wichtig sagen zu können:

ich bin in vielen Bereichen jetzt nicht nur örtlich unabhängig, sondern auch zeitlich nicht so eng gebunden, sodass ich auch da sagen kann, wenn jetzt irgendwie mal eine Stunde entsteht, wo alle irgendwie anderweitig beschäftigt sind und sich gar nicht für mich interessieren, dann kann ich vielleicht auch mal zwischendurch einfach etwas machen.

Und dann sind wieder Zeiten, da wollen alle irgendwie was. Auch da haben wir uns immer bemüht, das soweit ganz gut anzupassen. Und inzwischen ist es so, dass mein Mann auch zuhause ist. Da haben wir nochmal ganz andere Möglichkeiten, das entsprechend zu gestalten. Wo er zum Teil Dinge auch in unserem Business tut, aber dann auch einfach für die Kinder da ist.

Lilli: Du hast schon gesagt, dein Mann ist jetzt mit den Kindern zuhause, du hast ihn in Rente geschickt. Wie seid ihr dann bei dieser Entscheidung angelangt? Oder woran habt ihr das festgemacht, dass ihr gesagt habt: okay, jetzt ist es so weit? Waren das finanzielle oder familiäre Gründe? Oder so ein Misch-Masch aus allem?

Lena: Eigentlich so ein Misch-Masch aus allem. Es war, dass wir das wirklich dann familiär auch so haben wollten. Wir haben im Grunde da über bestimmt zwei Jahre, wenn man so will, auch drauf hingearbeitet. Das war etwas, was wir wirklich so haben wollten.

Und dann in der – ja, wie soll ich sagen? – Ausführung ist aber schon auch so, dass irgendwann auch ein Punkt erreicht war, da war es einfach auch sehr viel. Mein Business lief dann schon sehr gut. Und die drei Kinder und überhaupt. Er hat gesagt: so, jetzt wollen wir da auch was ändern.

Da war es dann zunächst so, dass mein Mann eigentlich dann gerade Teilzeit arbeitet. Wir haben uns noch nicht so richtig getraut. Die Zahlen hätten es ja im Grunde schon hergegeben, aber das war auch für mich dann so ein Kopfding. Soll jetzt das von meinen zehn Stunden jetzt alle fünf samt Hund, der dann auch noch hinzugekommen war, zu ernähren.

Das ist schon eine Hausnummer. Naja, geht er erstmal auf Teilzeit. Und dann hat er eine Aufgabe auf selbstständiger Basis von dieser Online-Kongress-Firma, sage ich mal, angeboten bekommen, für die wir zuvor schon in verschiedenen Richtungen tätig waren. Und dann ist er da eingestiegen.

Die haben dann sehr schnell, ich weiß gar nicht, um die 30 Leute eingestellt. Mein Mann und ich kommen ja beide aus dem, sage mal so, Finanz- und Wirtschaftssektor. Wie soll ich sagen? So Firmen- und Unternehmenszahlen und so weiter dann, glaube ich, schon auch ganz gut beurteilen.

Letztendlich war das Ende vom Lied, drei Monate nach dem er da gestartet ist, war diese Firma zahlungsunfähig. Und ich sage mal so, mit unserem Hintergrund hätten wir das, glaube ich, ich weiß nicht, ob ahnen, aber zumindest befürchten können.

Aber ich glaube, wir wollten das auch nicht sehen. Ich oder wir beide konnten nicht so direkt sagen: naja, jetzt lass uns springen und alles mein Business setzen. Ich glaube, wir brauchten dann noch diese paar Monate als Zwischenschritt.

Aber dann, wirklich so von einem Tag auf den anderen war da nichts mehr. Es brach von einem Tag auf den anderem komplett weg. Die Firma, was weiß ich, in den USA. Es war dann einfach nichts mehr. Das war dann auch nochmal eine Hausnummer. Aber das war auch so der Punkt zu sagen: nein.

Seine Firma hat da auch gesagt: wenn es nichts ist, kommen Sie gerne wieder, so ungefähr. Hat er auch gesagt: nein, jetzt setzen wir es wirklich auf diese Karte. Jetzt setzen wir wirklich auf mein Business. Und das haben wir dann auch gemacht.

Lilli: Cool, ja.

Lena: Aber das waren so die ersten Monate 2019 schon auch. Das war mindestens mal ein sehr komisches Gefühl. Und war ja dann auch. Das gab dann schon auch einen gewissen Druck auf das Business, weil es anders geplant war, was dann ja auch immer ein bisschen Typsache ist, ob einem das Direktspringen

Lilli: sich reinwachsen.

Lena: so nebenbei aufbauen, entspricht.

Lilli: Das heißt, im Prinzip, vereinfacht ausgedrückt, bist du jetzt Alleinverdienerin. Dein Mann ist zuhause bei den Kindern. Gibt es da Reaktionen vom Umfeld, wo man sagt: okay, das ist noch nicht so in der Gesellschaft angekommen, dass das auch ein Familienmodell ist?

Oder sagst du, nach zehn Jahren habe ich eh schon ein Umfeld, wo das komplett normal ist? Da brauche ich mich nicht mehr irgendwie rechtfertigen, Sprüche oder Fragen anhören. Wie ist das?

Lena: Sowohl als auch. Ich sage mal, wir haben über die letzten 10, 15 Jahre unserem Umfeld da einiges zugemutet. Und das hat das Umfeld und unsere ganzen Lebensentscheidungen dahingehen definitiv verändert. Rein was dieses Arbeiten und Business-Modell betrifft, war ich erst so voll die Karrierefrau, so ungefähr. Und dann geswitched zur Gluckenmutter.

Mit im Home-Office arbeitender Menschen, gerade Frauen oder Mütter, das nimmt dann erstmal lange keiner so richtig ernst. Das war dann allerdings ja in den Punkt anders, als mein Mann dann auch zuhause war. Spätestens dann war, glaube ich, so der Punkt, dann konnte es ja nicht mehr so sein, dass er mir mein Hobby-Business finanziert.

Ich glaube, das haben manche nach wie vor nicht verstanden. Manche finden es total cool, anderen wiederum ist es wahrscheinlich sowieso egal. Aber es hat sich schon auch einiges vom Umfeld her verändert.

Lilli: Ihr hattet gerade auch noch eine Themenwoche zum Equal Care Day. Und du hast vorher schon gesagt, du hast da auch eigene Erfahrung mit Pflege in der Familie gemacht. Und in dieser Studie steht auch drinnen, dass 71 Prozent der Pflegebedürftigen zuhause versorgt werden.

Und das mehrheitlich von Frauen im Erwerbsalter zwischen 40 und 60 Jahren, die auch eigentlich einen Job haben. Und auch wenn zum Beispiel die eigenen Kinder einen medizinischen Bedarf oder so haben, dann fällt das auch noch immer eher den Müttern zu.

Und wenn Männer Pflegearbeit übernehmen, dann eher, wenn sie älter, meistens über 70, sind. Und wenn sie ihre eigene Partnerin pflegen. Das war zum Beispiel auch in meiner Familie dann so.

Lena: Ja.

Lilli: Wie können wir uns mit diesem Hintergrundwissen auf mögliche Pflegesituationen vorbereiten?

Lena: Ja, ich glaube, dass uns da die Selbstständigkeit und ein zeitlich unabhängiges Business da sehr hilft. Wie du jetzt schon in einem Alter, wo ich noch keine Kinder habe und diese Situation mit Pflege oder sowas noch nicht da ist, da schon so unabhängig zu sein, würde ich, glaube ich, dahingehend jeder Frau wünschen, weil das macht es einfach leichter.

Wir hatten dann die Situationen, beispielsweise für meinen Vater, wir hatten ein bisschen Unterstützung mit so einer Tagespflege. Meine Schwiegermutter hatte Krebs. Die war dann die meiste Zeit zuhause und dann am Ende mit mobilem Pflegedienst und Hospiz.

Es gab immer Entlastung. Ich zum Beispiel habe so diese ganzen organisatorischen Dinge gemacht und zum Teil auch finanzieller Art. Wenn man nicht physisch pflegt, ist es neben der emotionalen Belastung einfach auch ein enormer Mental Load.

Und die Studie zeigt das auch ganz klar, und das ist einfach ja auch so, es fällt in aller Regel in die Zeit, wo, wenn Kinder da sind, die Kinder ja auch noch in einem bekümmerungsintensiven Alter sind.

Das ist aus meiner Sicht eine enorme Hausnummer, wo ich auch finde, dass spätestens dann irgendwie solche – ob jetzt generell – bedingungslosen Grundeinkommen, eine Art Grundeinkommen für diese Zeit, mehr Möglichkeiten von reduzierter Arbeitszeit oder was auch immer.

Ich glaube schon, dass da auch politische Lösungen unbedingt dran wären. Ganz konkret für jeden selbst ist man mit so einer flexiblen Selbstständigkeit, glaube ich, schon sehr gut aufgestellt, weil du dann jederzeit sagen könntest: ich organisiere hier ein bisschen was um und dann geht das.

Für mich hat es, sage ich mal, die Zeit des Business-Aufbaus ein bisschen verlängert. Aber das wäre dann, sagen wir mal, mit mehr Unterstützung, nicht so viel Pionierarbeit, irgendwie ohne Pflege und Co wären es vielleicht dann, weiß der Himmel, zwei, drei Jahre weniger gewesen. Aber letztendlich auch da: was ist in dem Zusammenhang Zeit?

Ich glaube, Flexibilität finde ich insgesamt da ein wichtiges Stichwort. Wenn wir uns so flexibel wie es geht aufstellen, aber für uns selber klar haben, was wir wollen. Flexibilität jetzt nicht in dem Sinne, ich lasse mir alles offen und entscheide mich nicht klar. Aber das Business-Modell möglichst flexibel zu gestalten.

Ich glaube, das ist da mehr als die halbe Miete. Weil dann kannst du jederzeit entscheiden, wenn Kinder da sind, jemand pflegebedürftig wird oder du einfach mehr Zeit draußen in der Sonne verbringen willst, kannst es einfach machen.

Lilli: Und du hast ja auch vorher schon die skalierbaren Angebote angesprochen.

Lena: Ja.

Lilli: Dass ich jetzt nicht vielleicht Einzelcoachings oder Dienstleistungen auf Stundensatzbasis und mit Einzelkund*innen verkaufe, sondern vielleicht digitale Produkte, Gruppenangebote und so. Das ist natürlich auch, wenn man sich das vorher schon aufbauen kann, glaube ich, eine ideale Ausgangsposition für alles oder?

Lena: Auf jeden Fall. Was auch ganz viel Sinn macht, weil das ja Dinge sind, die im Allgemeinen Zeit brauchen. Der schnellste Umsatz ist ja eins zu eins oder dann Freelancing for you. Alles andere braucht im Allgemeinen eine gewisse Zeit. Schon bis ich eine Gruppe zusammen habe, die zum Zeitpunkt X etwas startet.

So Community-Aufbau oder der Aufbau skalierbarer Produkte. Das sollte man dann wirklich auch frühzeitig starten beziehungsweise auch einfach im Hinterkopf haben. So dieses Start with the end in mind. Mir wirklich schon so überlegen: wie will ich mein Business-Modell denn mal haben? Das muss ja dann auch gar nicht morgen Früh so sein. Aber dass ich mich darauf ausrichte.

Lilli: Ich bin ja jetzt gerade so ein bisschen in der Position. Ich bin jetzt 33, bin Unternehmerin, habe auch mein Online-Business und meine skalierbaren Produkte, bin jetzt zurzeit auch Alleinverdienerin. Und jetzt ist so ein bisschen die Frage: wie darf es jetzt weitergehen?

Wie könnte ich oder eine Person, die in meiner Position ist, sich am besten auf ein Leben und auch Arbeiten mit Kindern vorbereiten? Was könnten aus deiner Sicht jetzt so meine Schritte sein, die sich empfehlen würden?

Lena: Du bist dahingehend ja schon gut aufgestellt. Was dann der nächste Schritt ist, ist wirklich zu sehen, die Schritte auch in die Unternehmerschaft und auf die nächste Stufe ist, sich ersetzbarer zu machen. Gerade auch als Alleinverdienerin. Als Alleinverdiener sind wir, Denise Duffield-Thomas hat es die goldene Gans im Unternehmen genannt.

Da hängt einfach alles an dir, hört sich jetzt so böse an, aber da ist, dass du deine Arbeitsleistung erbringen kannst, fit und gesund bist und so weiter, ist dann erstmal das allerwichtigste. Erstmal alles tun, damit es dir gut geht und auch so Schritte wie auch im klassischen Unternehmen einleiten.

Da haben wir das auch sehr viel gemacht, dass man sich ersetzbar macht. Viele Dinge können wir in kleinen und mittleren Unternehmen ja oft nicht doppelt besetzen, aber dass wir da so eine Rückfallebene haben, dass es zum Teil klare Prozesse für Abläufe gibt.

Sagen wir mal, du würdest jetzt beispielsweise schwanger, kriegst auch nur eine größere Erkältung, die dich zwei Wochen lang irgendwie nur schweigen und gar nichts tun lässt, dass es dann im Grunde jemanden gibt, der weiß, was dann zu tun ist und wo er dann für die Dinge, die er dann doch nicht weiß, hingucken kann.

Dass man da sowohl personelle Rückfallebenen hat als auch Prozesse aufgesetzt hat. Stichwort: auch mehrere Einkommensströme gestalten ist auch außerhalb dessen wichtig. Auch das sehen wir jetzt gerade in der Zeit, aber generell, Rezessionen und so weiter.

Diese konjunkturellen Phasen gibt es ja auch immer wieder, dass man nicht unbedingt nur auf ein Standbein angewiesen ist. Und dass es auch Produkte oder Bereiche im Unternehmen gibt, die zumindest mal ein paar Wochen ohne dich oder jemanden an deiner statt auskommen.

Dass das ersetzbar grundsätzlich so wichtig ist, das dauert in der Unternehmerschaft doch ziemlich lange, aber zumindest so ein Stück darauf hinzuarbeiten, dass nicht alles an einer Person, am Unternehmenseigner und auf einem Bein steht.

Lilli: Voll gut, dankeschön. eine letzte Frage habe ich noch für dich. Da sind wir auch wieder bei den Einkommensströmen. Wie sorgst du für die Zukunft und das Alter vor? Jetzt wirklich finanziell gesehen.

Lena: Ja, auch da bin ich ein Fan der verschiedenen Standbeine. Da sind für uns zum Beispiel Immobilienfonds. Auch ganz klassisch, die gesetzliche Altersvorsorge finde ich durchaus auch ein wichtiges Standbein, wenngleich ich mich da schon als Angestellte alleine nicht drauf verlassen hätte.

Ja, und dann, sagen wir mal, sowas, was man einfach auch schnell in der Hand hat, kurzfristig verfügbares

Lilli: Der Notgroschen.

Lena: Geld, ja.

Lilli: Und Sparkonto.

Lena: Dass jetzt nicht alles in langfristigen Sparverträgen, Fonds und so weiter gebunden ist.

Lilli: Super. Dankeschön. Gut. Wenn meine Hörer*innen jetzt sagen: wow, ich muss sofort die Lena finden, anschreiben, buchen etc., wo können sie dich finden? Und was bietest du aktuell an?

Lena: Ich bin unter familienleicht.de immer zu finden und im Grunde auch auf soweit allen Social-Media-Kanälen, vorrangig Instagram und Facebook, aber jetzt auch relativ frisch auf LinkedIn unter Lena Busch oder Lena Busch familienleicht. Und wir haben verschiedene Möglichkeiten, mit mir und uns zusammenzuarbeiten.

Ganz aktuell ist da, im März öffnen wir unseren Familienleicht-Businessclub. Das ist ein Mitgliederbereich, ich sage immer so das Fitness- und Yoga-Studio für dein Business und inklusive Coworking und solchen Sachen, wenn man sich ein bisschen Begleitung und Support wünscht.

Und ansonsten startet zwei, drei Monate später dann wieder, kann man im Grunde auch schon zum Frühbucher einsteigen, unser Mama-Goes-and-Grows-Business-Programm. Das ist das Jahresprogramm. Das begleitet im Grunde, sage ich mal, so über die ersten drei bis fünf Jahre im Business.

Wirklich so Business-Aufbau, gewisser Ausbau oder auch das Online-Bringen einer vorhandenen Selbstständigkeit. Ich sage mal, das ist so bis zu den berühmt berüchtigten 100.000 Euro Jahresumsatz oder bis es einfach auf soliden Füßen steht. Genau.

Lilli: Super. Das werde ich dann alles gerne in den Shownotes verlinken. Lena, vielen Dank für dein Einblicke. War sehr spannend und interessant. Ich habe auch für mich viel mitnehmen können. Danke, dass du dabei warst.

Lena: Ich danke dir, liebe Lilli, für die tollen Fragen.

Lilli: Gerne. Danke dir. Tschüss.

Lena: Tschüss.

Links:

Zur Podcast-Folge: www.lillikoisser.at/23 

Lenas kostenlose Workshopreihe „Find your Family’n’Business Flow“ von 16. bis 22. März 2021: https://lillikoisser.at/familybusinessflow (Affiliate-Link)

Lenas familienleicht Business-Club Membership: https://lillikoisser.at/familienleicht (Affiliate-Link) 

Lenas Website: https://familienleicht.de/ 

Lillis PDF-Leitfaden „Die Blume der Kundengewinnung“ für Magnetisches Marketing: https://lillikoisser.at/leitfaden/ 

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