Theresa Ehsani ist Marken- und Marketingcoach für Selbstständige. Wir haben uns – wie sollte es anders sein – online kennengelernt, weil ihr Angebot plötzlich für mich extrem sichtbar wurde. Immer wieder stolperte ich über ihre Instagram-Posts und Blogartikel auf Facebook.
Nachdem wir beide zum Online Biz & Blogging Bundle beigetragen hatten und ich bei Theresas Boost Your Brand Challenge half, die richtige Markensprache für ihre Teilnehmer zu finden, bat ich sie zum Interview über Positionierung, Unternehmensgründung, Marken, Sichtbarkeit, Wertschätzung und Traumkunden. In ihren Antworten stecken richtig viele erleichternde Erkenntnisse für deinen Erfolg als freier Texter!
Liebe Theresa, was ist eigentlich der Unterschied zwischen Positionierung, Nische und USP?
Dies sind drei sehr unterschiedliche Dinge: USP bedeutet „Unique Selling Points“ und steht für die Stärken deines Angebots – sprich dein einzigartiges Alleinstellungsmerkmal, das den entscheidenden Kaufanreiz gibt. Der Grund, wieso man dein Angebot kauft.
Bei der Nische handelt es sich im Endeffekt um den Bereich, auf den du dich mit deinem Angebot oder deinem Business fokussierst. Ich mag den Begriff nicht, da er für mich nach Enge und „Aussenseiter“ klingt. Ich verwende lieber den Begriff „Kategorie“, da ich die Meinung vertrete, dass eine starke Marke eine neue Kategorie erschafft, anstatt sich irgendwo in eine Nische hineinzuquetschen.
Und die wunderbare Positionierung ist leicht erklärt:
Indem du dein Angebot positionierst, entscheidest du, wer dich sieht.
Du steuerst, für wen du sichtbar wirst. Im besten Fall sollten das deine Wunschkunden sein! Positionierung ist also ein sehr machtvolles Instrument, das du auf keinen Fall ungenutzt lassen solltest. Denn am Markt kannst du nicht nicht positioniert sein! Positionierst du dich nicht selbst, so überlässt du diese Aufgabe dem netten Herrn namens Zufall oder deiner Konkurrenz.
Was sollte jeder Selbstständige machen, bevor oder während er / sie ein Unternehmen gründet?
Ich möchte hier 4 sehr wichtige Punkte nennen:
- In meinen Augen ist eine wichtige Grundvoraussetzung jene, für das, was du tust, also dein DING, zu brennen. Du musst das wirklich zu 120 % wollen und entsprechendes Engagement mitbringen. Denn Erfolg ist eine Entscheidung und hängt mit viel Arbeit zusammen. Diese Arbeit fühlt sich aber viel einfacher und schöner an, wenn du es für etwas tust, das du liebst. Das dich antreibt. Wo du eine Vision hast, der du folgst und die dich beflügelt.
- Ein weiterer wichtiger Punkt ist der, dass du dich gut mit den Nebeneffekten der „Selbständigkeit“ fühlen musst – und selbständig wird man, um seinen Traum zu leben, nicht um reich zu werden! Letzteres ist ein toller Nebeneffekt, sollte aber niemals der Antreiber und Auslöser einer Selbständigkeit sein. Wenn es dir schlaflose Nächte bringt und dich nervös macht, auf die angenehmen Seiten der Angestelltenwelt verzichten zu müssen, dann tu es besser nicht.
- Du brauchst unbedingt eine Strategie, einen Plan und Struktur. Sieh das wie den Bau eines Hauses: eine Selbständigkeit aufzubauen benötigt gewisse Materialien und Prozessschritte usw… daher ist ein weiterer sehr wichtiger Tipp von mir:
- Beanspruche die Unterstützung eines professionellen Beraters, der bereits da ist, wo du sein möchtest – damit nimmst du die Abkürzung und sparst langfristig viel Zeit, Geld und Nerven.
Wie kann ich aus dem Meer an freiberuflichen Textern herausstechen? Wie finde ich meine Positionierung als freie Texterin?
Du brauchst eine starke Marke und musst für deine Wunschkunden sichtbar werden, indem du dich glasklar positionierst. Du brauchst Profil.
Eine Marke ist das, was über dich gesprochen wird, wenn du nicht im Raum bist.
Habe Klarheit darüber, worin du anders bist als alle anderen Texter – habe Klarheit über Fragen wie:
Für wen schreibst du am liebsten? Welcher Schreibstil ist deiner? Beherrschst du spezielle Techniken oder Methoden? Bist du die Königin der ultrakurzen oder megalangen Texte? Arbeitest du besonders schnell? Oder bist du Königin der Metaphern und bildnerischen Sprache? Recherchierst du besonders gut? Schreibst du die besten Persönlichkeitsanalysen? Welche Art von Texten ist inhaltlich deins? Kannst du Probleme besonders gut erfassen? Worin bist du besonders gut und wirst oft gelobt? Was magst du gar nicht?
Es gibt 10000 Möglichkeiten, spezialisiere dich! Werde Expertin für eine ganz spezielle Gattung, einen speziellen Stil, einen speziellen Bereich.
Und habe dann im zweiten Schritt Klarheit darüber, wer genau deine Expertise benötigt und wo du diese Wunschkunden online antriffst. Die Onlinewelt bietet niemals zuvor dagewesene Möglichkeiten der Positionierung – lass das nicht ungenutzt!
Viele freie Texter klagen über schreckliche Kunden. Wie lautet deine Empfehlung, um bessere, wertschätzende Kunden zu gewinnen?
Klarheit, Klarheit, Klarheit! Klarheit über
- dein Angebot bzw. deine Marke,
- deine Positionierungsstrategie und
- deine Vermarktungsstrategie.
Du brauchst Klarheit darüber, mit welchen Kunden du arbeiten möchtest, um steuern zu können, für genau diese sichtbar zu werden. Der nette Nebeneffekt: du wirst für Kunden, die nicht so sind wie deine Wunschkunden, weniger sichtbar.
Wenn du Klarheit darüber hast, wofür du stehst, ist die Positionierung der logische nächste Schritt: versuche, deine Wunschkunden wirklich zu verstehen, zu wissen wie sie ticken, wer sie sind – um dann zu klären, wie du diese erreichst, wo sich diese online aufhalten, welche Sprache sie sprechen … mach dich mit deinen Wunschkunden vertraut, um Vertrauen aufbauen zu können.
Zu einer starken Marke gehört übrigens auch das Thema Preis, denn der Preis transportiert sehr viel Inhalt – er sagt viel über den Wert deines Angebots aus.
Oder bist du selbst nicht überzeugt von deinem Angebot – wie willst du dann andere davon überzeugen?
Und wie kreiere ich eine Marke?
Das ist sehr komplex und wird von vielen unterschätzt. Wichtig: starte NICHT mit Logo, Website oder Verkaufsangebot – sondern mit der Essenz deines Angebots, dem, was du verkaufen willst. Bestehen da offene Punkte, im Markenfundament, dann bröckelt zumeist auch die Positionierungsstrategie.
Denn das ist aufeinander aufbauend – und wenn du nicht authentisch und „rund“ rüberkommst, wirst du auch nicht erfolgreich. Eine gut entwickelte Marke ist wie deine grosse Liebe: du bist so stolz und happy damit, willst der ganzen Welt davon erzählen, und wirkst extrem anziehend auf all jene, die deinem Wunschkundenprofil entsprechen.
Sag nicht „Texte braucht jeder, ich kann für jeden schreiben“.
Diese „Mehr-ist-mehr-Strategie“ bewirkt, dass du in der Wahrnehmung der Kunden einer von vielen bist und in der Masse untergehst. Oder aber bei Preisbashings mitmachen musst – und das ist ein No-Go, denn Kunden, die sowas tun, haben dich nicht verdient!
Wie bereits vorhin angesprochen, ist das Zauberwort Expertenstatus und Fokus, Fokus, Fokus! Indem du dich spitz positionierst, verlierst du keine tollen Kunden, bitte hab diese Angst nicht, sondern du gewinnst Sichtbarkeit und damit Kunden – und zwar die richtigen! Die dich auch angemessen bezahlen und wertschätzen. Das bringt nicht nur mehr Erfolg, sondern auch viel mehr Spass an der Arbeit und Zufriedenheit, was wiederum den Erfolg potenziert.
Frag dich selbst: wenn du Knieprobleme hast, gehst du dann lieber zum Kniespezialisten oder zum Allgemeinen Arzt? Du wirst langfristig mehr tolle Kunden haben als wenige mittelmässige – und zusätzlich Expertenstatus geniessen und bekannter werden, was sich wiederum auf deinen Wert und Preis auswirkt usw.
Was sind deine besten Tipps, um online sichtbarer zu werden und wie lebe ich das im Alltag?
Hast du eine authentische Marke, so entspricht sie dir zu 100 % und du liebst sie – und erzählst gerne darüber, bist stolz darauf, beantwortest Fragen, die du beantworten kannst zu deinem Fachgebiet, tauschst dich mit Gleichgesinnten aus.
Um online sichtbar zu werden: Scheue nicht davor zurück, viel zu geben. Du musst anfangs mehr geben als du nimmst, doch das rentiert sich. Gib Tipps, gib Input, so baust du dir einen Expertenstatus auf (Anm.: z. B. mit einem Blog für deine Traumkunden).
Ein weiterer sehr wichtiger Tipp: beantworte jede Mail, sei zu jedem freundlich, denn dein Kontakt von heute kann morgen dein Kunde sein!
Und lebe „Qualität vor Quantität“ – produziere nicht viel von irgendwas, sondern besser wenig von Top-Qualität. Ich sage immer: poste oder publishe nichts, was du nicht bedenkenlos an alle Menschen, die du kennst (alle!!) schicken würdest.
Wie kann ich als Freelancerin mehr verdienen?
Indem du ein umwerfend gutes Angebot hast, das wertvoll ist. Entwickle dein Angebot und dich selbst regelmässig weiter – das spiegelt sich dann entsprechend in den Preisen.
Weiters ist es wichtig zu wissen, wie du regelmässig zu neuen Wunschkunden kommst – analysiere und evaluiere die unterschiedlichen Aktivitäten und „zapfe“ die erfolgreichen bewusst regelmässig an.
Biete „Packages“ an, nicht Stundenpreise. Vergiss bestehende und ehemalige Kunden nicht – sie sind sehr wertvolle Kontakte, melde dich regelmässig bei ihnen.
Was sind die häufigsten Fehler, die Selbstständige aus deiner Sicht begehen?
Viele haben unrealistische Vorstellungen und gehen ohne Plan an die Sache heran. Wenn du selbst aber keine Klarheit und keine Strategie hast, für wen willst du dann sichtbar werden – und wieso sollten fremde Menschen dein Angebot dann kaufen?
Einen weiteren häufigen Fehler bemerke ich dabei, dass Menschen meinen „sie wollen zuerst mal Geld machen, bevor sie investieren“ und das ist total unauthentisch! Dazu habe ich mal einen super Spruch gelesen: „Du kannst keine Espandrilles tragen, aber Diamantenhighheels verkaufen!“ Wieso sollten andere Menschen viel Geld für dich ausgeben, wenn du selbst nichts für dich ausgibst?
Was unterscheidet zufriedene, gut verdienende Texter von weniger erfolgreichen?
Zufriedene Selbständige oder Texter haben Klarheit über ihre eigene Marke und haben ihre authentische, erfolgreiche Marke richtig positioniert. Sie leisten exzellente Arbeit und werden daher von wertschätzenden Kunden weiterempfohlen. Kunden schätzen die Leistung wert und bezahlen dafür entsprechend, da sie wissen, dass die Leistung das entsprechende Geld wert ist.
Gut texten zu können ist eine Kunst.
Ich hatte schon einige Kunden, die gute Texter gesucht haben. Der Bedarf ist da! Erfolgreiche Texter wissen, dass sie gebraucht werden und sie wissen, dass die Selbständigkeit ein Auf und Ab ist, doch sie vertrauen in ihr Können und ihre Strategie – sie können sich verwirklichen und ihre Vision erfüllen.
Die Vision ist das Überziel, weswegen du alles machst und ist so wichtig, vor allem für die Eigenmotivation!! Daher meine Frage an dich: “Wofür machst du das, was du tust?“
Was bietest du deinen Kunden konkret an?
Ich unterstütze dabei, ein gutes Angebot in eine richtig starke Marke zu verwandeln und online sichtbar zu machen: Also Markenentwicklung und Positionierung online.
Vielen Dank für das Interview!
Theresa Ehsani ist Marken- und Marketingcoach für selbstständige Powerfrauen mit Tiefgang. Sie hat Internationale Betriebswirtschaft und Psychologie studiert, ist Systemischer Coach und hat jahrelang in der strategischen Markenentwicklung für Unternehmen und Beratungsagenturen gearbeitet.
Heute ist sie selbstständig und zeigt ambitionierten Freiberuflern, wie sie ihr gutes Angebot in eine richtig starke Marke verwandeln und so klar positionieren, dass sie für ihre Wunschkunden magnetisch anziehend und sichtbar werden. Der Effekt: Motivation, Wachstum und Erfolg. Hier geht es noch zu ihrem spannenden Interview mit der Designerin Verena Sati:
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