Lilli Koisser

13 Fehler, die ich mit bisherigen Blogs (inkl. diesem) gemacht habe

Während meines 6-monatigen Krankenstandes hatte ich einige Zeit, nachzudenken. Genau genommen habe ich nicht aktiv nachgedacht, sondern einfach mal mein Gehirn „entspannt“, wodurch die Gedanken, Ideen und Einfälle wie von selbst kamen: Raus aus dem Tunnel und hinauf in die Vogelperspektive – aus der man plötzlich das große Ganze betrachtet und sich nicht nur von Tag zu Tag hangelt.

Blog-Fehler

In dieser Phase der Selbstreflexion bin ich auch meine bisherigen Blogs durchgegangen und auf viele Fehler und Unstimmigkeiten gestoßen. Dinge, die ich eigentlich besser weiß, und trotzdem falsch gemacht habe. Die ich in der Theorie und für meine Kund*innen kann, für mich selbst aber nicht. Einfach, weil ich noch nicht genügend Erfahrung hatte, weil es mir egal war, oder weil mir im Alltag die Zeit fehlte.

13 Blog-Fehler aus 4 Blogs

Ich nehme dich also mit auf eine kleine Zeitreise – durch die Peinlichkeiten, Hoppalas und gravierenden Fehler meiner vergangenen Blog-Versuche. Ich hoffe, dass du aus meinen Fehlern lernen kannst! 😉

Blog 1: Der Agenturblog

Mein allererster Blog entstand im Jahr 2009. Bei meiner damaligen Agentur, bei der ich als Texterin angestellt war, hieß es „Hey, machen wir einen Blog, die sind gerade in“. Schnell war ein simpler Blog bei Blogspot (ein fataler Anfängerfehler) angelegt und die Beschreibung dazu verfasst. Bis heute befinden sich heiße 3 Posts auf dem Blog, Umfang jeweils ca. 100 Wörter (viel zu wenig), zu komplett willkürlichen Themen. Was war schiefgelaufen?

Die Fehler:

1. Zu wenig Wissen

2009 hatte ich keine Ahnung von Corporate Blogs – und ich glaube, auch sonst niemand. 😉

2. Keine Erfahrung

Jeder fängt mal klein an, und gerade das Bloggen ist ein ständiger Lernprozess. Wahrscheinlich zeigt niemand seinen ersten Blog gerne her!

3. Keine Strategie

Es gab zu diesem Blog null Content-Strategie – warum machen wir das, was wollen wir damit erreichen, wie kommen wir dorthin? Kein Plan.

4. Keine Organisation

Ein Blog braucht Veröffentlichungstermine, Themenlisten, Verantwortliche, Deadlines. Bei diesem war nicht mal klar, wer dafür zuständig ist.

Blog 2: Der Unternehmensblog

Der Blog eines Automobil-Unternehmens, bei dem ich im Online-Marketing arbeitete, war eher als eine Sammlung an Newsartikeln zu bezeichnen. Die eine Hälfte der Artikel drehte sich um die Produkte und das Unternehmen selbst, die andere um das Segeln. Weil der Eigentümer so gerne segelte…

Die Fehler:

5. Reines Werbeformat

Der Blog war weder hilfreich noch lieferte er einen Nutzen oder Mehrwert für den Leser – er war reine Selbstdarstellung.

6. Keine Relevanz

Das Sponsoring von Segelsport, und damit einhergehend die Berichterstattung darüber, hat für mich bis heute keinerlei Zusammenhang mit dem Produkt. Es war für den Eigentümer persönlich relevant, nicht aber für die Kund*innen des Unternehmens.

Blog-Fehler

Blog 3: Der private Blog

Mein dritter Blog war ein persönlicher Blog: Eine Art Tagebuch aus meinem Au-pair-Jahr in den USA von 2011 bis 2012. Hier habe ich halbwegs regelmäßig gebloggt, alle paar Tage bis alle paar Monate. Ursprünglich war er dazu gedacht, Familie und Freund*innen auf dem Laufenden zu halten und nicht immer alles tausend Mal erzählen zu müssen, sondern eine Art „Informationszentrale“ zu haben.

Als ich auch Klicks aus anderen Ländern der Welt bekam (manche Beiträge waren auf Englisch geschrieben), verstand ich zum ersten Mal die Bedeutung von Suchmaschinen für Blogs. Der Blog war aber so persönlich, inkl. Fotos, dass ich ihn nicht mal mit meinen paar hundert Facebook-Freund*innen teilen wollte.

Die Fehler:

7. Keine Promotion

Ich glaube, wenn ich den Blog regelmäßig z. B. auf Facebook und in entsprechenden Gruppen geteilt hätte, hätte er größer werden können. Das war mir aber unangenehm, weil die Themen eben so persönlich waren. Nicht gut, wenn man den eigenen Blog nicht teilen will! 😛

8. Faden verloren

Bevor ich den Blog startete, wollte ich eigentlich auch für andere Au-pairs schreiben und ihnen Tipps zum Prozess, Alltag etc. geben – weil es mir so viel Spaß machte, in unserer Facebook-Gruppe darüber zu schreiben und anderen zu helfen. Das verlor ich aber von Anfang an total aus den Augen und es wurde eher ein Online-Tagebuch daraus.

Blog 4: Dieser Blog

Diesen Blog, den du gerade liest, habe ich ab 2013 ca. 3 Jahre lang (mehr oder weniger) betrieben – am Anfang unglaublich gerne, gegen Ende gingen mir leider die Puste, Zeit und Muße aus. Aus dem wöchentlichen Rhythmus wurde ein 14-tägiger und schließlich ein monatlicher, bis ich nicht mal mehr diesen einhielt.

Die Fehler:

9. Kein Fokus

Ich wollte über alles schreiben. Über das Texten, das Freelancen, das Selbständigsein, Social Media, Content-Marketing, SEO, Kongresse, die Zusammenarbeit mit Kund*innen, Ärger mit SVA und Finanzamt, die Frau in der Arbeitswelt, Popkultur… Aus diesem riesigen Pool an Möglichkeiten wurde es absurderweise immer schwieriger, Themen auszuwählen.

10. Keine klare Positionierung

Ich konnte (oder wollte?) mich nicht entscheiden. Privat oder Business? Unterhaltsam oder informativ? Verspielt oder seriös? Ansprache per Du oder Sie? Für Kund*innen, Kolleg*innen oder Freundes- und Verwandtenkreis? Ich hatte keine einheitliche Positionierung. Ohne klare Vorstellungen oder Ziele schlängelte ich mich durch, ohne mich festzulegen.

11. Keine Zielgruppe

Ich wusste nicht genau, für wen ich schrieb. Anfangs dachte ich, potenzielle Kund*innen wären die größte Lesergruppe. Nach und nach zeigte sich aber, dass eher andere Texter*innen auf meine Seite stießen und sich von den Themen angesprochen fühlten. Manchmal schrieb ich auch für Freund*innen und Verwandte. Aber eigentlich schrieb ich für niemanden im Speziellen.

12. Keine Redaktionsplanung

Mein größter Fehler war wahrscheinlich, den Blog zu wenig ernst zu nehmen. Ich trug mir zwar die Termine im Kalender ein, verschob sie dann aber immer wieder. Wenn ich mir dann doch mal die Zeit nahm, wollte ich in einer Sitzung das Thema finden, recherchieren, schreiben, Fotos suchen, einpflegen und veröffentlichen. Keine gute Idee, und vor allem nicht nachhaltig!

13. Keine Priorität

Kundenprojekte hatten immer Priorität. Schließlich muss ich meine Miete bezahlen. Am Ende eines durchgetexteten Tages oder einer langen Woche war das Letzte, das ich machen wollte, auch noch für meinen Blog zu schreiben. Also wurde es immer ans Ende der To-do-Liste geschoben und ich nahm mir nie aktiv Zeit dafür. Was auch verständlich ist – wenn man für seinen Blog keine Vision, keine Strategie und keinen Plan hat, wieso sollte man dann ernsthaft Zeit darin investieren?

Feiere deine Fehler!

Wie du siehst, gibt es allerhand Fehler, die man bei einem Blog machen kann und die man vielleicht erst im Nachhinein bemerkt. Und ich will darauf hinaus, dass es okay und sogar hilfreich ist, Fehler zu machen.

Ohne diese Blogs hätte ich jetzt nicht die Erfahrung und das Wissen gesammelt, das ich meinen Kund*innen heute weitergeben kann. EDIT: Und mit dem ich meinen 5. Blog innerhalb eines Jahres auf über 1.300 Leser*innen wachsen lassen konnte.

Wie ist es dir beim Bloggen ergangen – erkennst du dich in einigen meiner Fehler wieder? Und wie hast du es dann besser gemacht? Ab in die Kommentare damit:

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14 Antworten

  1. Hahaha, ja, da erkenne ich mich sehr gut wieder. Den Beitrag hätte ich vor 10 Jahren gebraucht. Oder 15.

    So denke ich mit bei vielen Reiseblogs, die ich zur Urlaubsvorbereitung durchforste nur: „verdammt, ich hätte das auch machen können…“

    Tja, beim nächsten Blog wird alles besser!

    Lg Michael

  2. Hallo Jessica,

    Dein neuer Blog gefällt mir, denn er sprüht vor Lebensfreude. Unklar ist mir, ob Du über Dein Blog Deine Leidenschaft gegen Entgelt anbietest?

    Beste Grüße

    Ralph

  3. Liebe Lilli,

    Danke für deine erfrischenden und offenen Worte. Einiges erkenne ich auch bei mir wieder… Ich bin auf jeden Fall gespannt auf dein neues Projekt und wünsche dir viel Erfolg und Freude damit!

    Herzliche Grüße
    Simone

  4. Hallo Jessica, dankeschön! Schade um die ersten Gehversuche und Ideen, aber dafür ist dein aktueller Blog umso cooler. Es hat sich also ausgezahlt! 🙂 Dir auch weiterhin alles Gute, und bis bald auf XING! LG aus Wien

  5. Liebe Lilli, tolle Beispiele, die mir auch sehr vertraut vorkommen 🙂 Sowohl mein „Kulturblog“ als auch mein „Reiseblog“ habe ich wieder heimlich verschwinden lassen, weil beide einfach unprofessionell und etwas herz- und kopflos von mir aufgezogen wurden. Aber wie heißt es so schön: Aus Fehlern lernt man. Das wichtigste ist, überhaupt anzufangen. Und ich, als eine von diesen anderen Texterinnen, freue mich schon sehr auf Dein neues Projekt, das ohne diese „Blog-Fehler“ vielleicht gar nicht zustande gekommen wäre. Also volle Kraft voraus in die Zukunft. Alles Liebe aus Hamburg

  6. Hallo Lilli,

    Deine Erfahrungen kommen mir teilweise bekannt vor. Fehler passieren immer und gehören zu Corporate Blogs wie das Atmen für alle Lebewesen. Selbst ich komme aktuell kaum zum Bloggen, obwohl reichlich Themen im Redaktionsplan stehen 😉

    Ich bin auf Dein neues Blog gespannt und drücke Dir beide Daumen für einen erfolgreichen Start.

    Ralph

  7. Hallo Michael, du treuer Leser! 🙂 Bitte nicht falsch verstehen: Ich freue mich unheimlich, wenn andere Texter auf meinen Blog stoßen und ich mich mit ihnen austauschen kann. Auch mein neues Projekt wird sich in diese Richtung bewegen!

    In diesem Sinne: Lass uns sehr gerne skypen! Am besten, wir machen uns per Mail einen Termin aus. LG und einen entspannten Abend!

  8. Ich bin ja einer dieser Texter, die deinen Blog statt der potentiellen Kunden abonniert haben. Ich fand das oft gut. Meinen Blog und meine Facebookseite haben auch eine Reihe von TexterInnen abonniert. Und auch das ist gut so! Denn wir spielen in einer Liga, wo es nicht wie bei Jung von Matt und Ogilvy & Mather darum geht, sich beim Pitchen die großen Fische abzujagen. Sondern:

    Wir lernen von einander, und wenn wir abends müde sind, sehen wir bei den KollegInnen einen interessanten Beitrag, den wir teilen und – das geht auch noch um 23.07 Uhr – um ein eigenes Kommentarchen ergänzen. Und schon haben wir wieder ein bisschen schlaues Content Marketing umgesetzt.

    Na sicher, ich muss ein bisschen aufpassen, dass ich mich nicht selbst über die Leitplanke daddle, wenn ich anfange, übers Segeln zu bloggen statt meine Autos zu verkaufen. Nettes Beispiel. Aber dann muss ich mir halt ein Sticky in Bildschirmnähe hängen, das mich an meine Buyer Persona erinnert.

    An einem Erfahrungsaustausch per Chat oder lieber noch Skype o. ä. bin ich übrigens interessiert.

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