Lilli Koisser

So wirst du gehört und gesehen: Deine Stimme und Präsenz im Business mit Andine Pfrepper

Voice und Embodiment Coach Andine Pfrepper verrät, wie du deine Stimme finden, aufwärmen und gezielt in der Selbstständigkeit einsetzen kannst.

Andines Stimme fällt auf – und bleibt im Gedächtnis. Als Voice und Embodiment Coach hilft sie vor allem Frauen, sich authentisch und selbstbewusst auszudrücken.

Im Podcast-Interview kannst du dich selbst überzeugen – wir sprechen z. B. über:

  • Welche Tipps und Tricks kannst du (Audio und Video) Creators als Schauspielerin, Sprecherin, Yogalehrerin und Podcasterin mitgeben?
  • Wie definierst du „Präsenz“ und warum ist das in der Selbstständigkeit wichtig oder nützlich?
  • Was kann man tun, um die Stimme vor Meetings oder Aufnahmen aufzuwärmen? Inkl. Live-Übungen zum Mitmachen im Podcast!
  • Welche Mythen rund um die Stimme kannst du nicht mehr hören?
  • Wie hängen Körper, Stimme, Persönlichkeit und Präsenz zusammen?
  • Was ist denn wichtig, um die Stimme bewusst einzusetzen?
  • Zittern in der Stimme, trockener Mund, Kurzatmigkeit … was kann man gegen Lampenfieber tun, z. B. vor einem Webinar?

 

Seit dem Interview mit Andine habe ich mich selbst erstmals mehr mit meiner Stimme beschäftigt – z. B., wie ich nicht so schnell heiser werde oder welche Stimmlage ich habe (Alt!). Ich habe sogar angefangen, mit einer App zu singen. 😀

Wenn auch du deine Stimme (wieder)finden, erkunden und für dich nutzen möchtest, dann hör gerne in das spannende Interview rein – und / oder lies das Transkript:

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Hallo und herzlich willkommen zurück im Pyjama-Business Podcast. Ich freue mich, dass du heute wieder zuhörst. Ich habe heute eine Gästin bei mir, eine liebe Kundin und Kollegin, die eine spannende Mischung an Expertise und Erfahrung mitbringt. Andine Pfrepper ist Yogalehrerin, Schauspielerin, Sprecherin, Podcasterin, Coachin und hat sich jetzt im Thema Präsenz verschrieben. Und wir möchten heute darüber sprechen, wie du in deiner Selbstständigkeit deine Stimme findest und bewusst einsetzt, um quasi dich zum Ausdruck zu bringen, gehört zu werden, gesehen zu werden, nicht übersehen zu werden und wie du eben deine Stimme und Präsenz im Business für dich nutzen kannst und warum du das tun solltest.

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Liebe Andine, schön, dass du da bist. Herzlich willkommen, ich freue mich.

Liebe Lili, danke für die Einladung. Ich freue mich auch sehr.

Magst du dich nochmal selbst kurz vorstellen? Wer bist du, was machst du und wie bist du dazu gekommen? Du hast ja eine bewegte Geschichte.

Vielleicht, ja. Ich tue mich so ein bisschen schwer, mich gleich vorzustellen mit so Berufsbezeichnungen. Du hast ja gerade auch schon einiges genannt. Darum würde ich einfach mal so ein paar Sachen reinwerfen, die mich so als Mensch oder als Persönlichkeit ausmachen. Also ich glaube vom Grunde her bin ich einfach jemand, der ganz gerne lebt, ganz gerne, also ich stehe sehr auf Erlebnisse, auf Sinnlichkeit, auf Ästhetik, aber mit Erlebnissen meine ich auch so, dass es einfach intensiv sein kann, am Leben zu sein. Ich mache es mir gerne zu Hause schön, es darf gut duften, es darf schön aussehen oder ich reise gerne, ich gehe gerne auf Konzerte. Genau, ich bin sehr frankophil. Also wenn ich mal auswandern würde oder eine Zeit lang im Ausland leben würde, dann wäre Frankreich auf jeden Fall ganz weit oben dabei. Und genau, ich glaube, ich bin sehr facettenreich oder mich interessieren einfach viele Sachen.

0:02:53
Und unter anderem interessieren mich Menschen. Wie Menschen miteinander umgehen, wie Menschen sich bewegen, wie Menschen sich verhalten, wie Menschen miteinander sprechen. Und so diese Mischung aus Erlebnisaffinität und Menschen interessant finden, sage ich mal, habe ich eigentlich, also diese Mischung finde ich in meinem Beruf als Schauspielerin genauso wie in meinem Beruf als Coach. Und wenn ich so beschreibe jetzt oder jetzt so allmählich komme zu, was mache ich, dann war so der Wunsch Schauspielerin zu werden schon sehr früh da, wo ich genau das bekommen habe. Große Gefühle, intensive Erlebnisse und die Arbeit am Menschen und mit Menschen. Also ich bin unheimlich gut im Beobachten, ich bin unheimlich gut im Zusammenhänge herstellen und das ist auch etwas, was natürlich als Coach für Stimme und Embodiment total wichtig ist, um meine Kunden, genau, abzuholen, wo sie sind.

0:04:32
Genau. Cool. Mir fällt gerade noch eine Gemeinsamkeit auf, nämlich Kommunikation. Also alles was du machst, hat ja auch irgendwie mit, ja mit Kommunikation, mit Ausdruck, mit miteinander sprechen zu tun und Geschichten erzählen oder eben etwas transportieren. Das ist ja auch irgendwie das, was du heute mit deiner Marke Femme Ferveur machen möchtest, richtig?

Genau, genau. Also es geht darum, sich einen Eindruck zu verschaffen, sozusagen von sich und der Welt, um in einen Ausdruck zu kommen. Und weil du gesagt hast, bewegte Geschichte, also was, glaube ich, auch noch ganz wichtig war auf dem Weg hierher ist, dass ich früher Leistungssport gemacht habe.

Das wusste ich noch nicht.

Und das war sehr fordernd, mental und körperlich.

0:04:55
Und ich habe dann, als ich zwölf war, mit Yoga begonnen. Das hat mir geholfen. Und dann, während ich Theater gespielt habe, habe ich dann als Yogalehrerin angefangen zu arbeiten und habe noch einen Weiterbildungsmaster in Kommunikation studiert.

Tatsächlich?

Ja, ja. Genau. Und aus all dem habe ich dann gewusst, ich bastel mir dann was, was mich so ein bisschen unabhängig macht vom Theater. Weil ja, ich will weiter spielen unbedingt, nicht um jeden Preis oder zu jedem Preis.

0:05:23
Genau. Ja, das verstehe ich. Im Leistungssport, im Yoga, du hast ja dann auch angefangen, quasi das Thema Stimme für Yogalehrende aufzubereiten. Du sprichst Hörbücher ein, du spielst am Theater, du hast auch einen eigenen Podcast. Also alles hat irgendwie diesen gemeinsamen Nenner. Stimme, Präsenz, Kommunikation, Menschen zusammenbringen und die Coaching- Ausbildung natürlich. Wie kamen die dann noch ins Spiel?

Die kam so, dass ich, also ich wollte schon ganz lange eine Coachingausbildung machen und ich konnte mich nicht entscheiden. Also es hat mich nicht so richtig angesprochen. Und dann habe ich in Heidelberg Theater gespielt und da lebe ich jetzt auch weiter. Bin ich aber da geblieben. Und dann bin ich über einen Coach gestolpert, der eigentlich tiefenpsychologischer Psychotherapeut ist. Er ist schon über 70 und hat dann irgendwann angefangen auch zu coachen, Führungskräfte zu trainieren und der hat eine eigene Ausbildung, also seiner Methode ins Leben gerufen, in der man lernt in einem dreistündigen Intensivcoaching Lebensthemen herauszufinden und zu bearbeiten und das hat mich irgendwie total angesprochen. Ich habe auch selber so ein Coaching bei ihm gehabt und das war wirklich sehr sehr öffnend für mich oder sehr bewegend für mich und man kann da innerhalb von kurzer Zeit Sachen erfahren.

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Da geht es auch wieder um ein Erlebnis. Sachen erleben, erfahren und dann noch sehr lange davon zehren. Okay, das klingt sehr spannend. Magst du sagen, wer das ist oder was für eine Coachingausbildung das ist? Weil ich werde auch immer wieder gefragt, welche Coachingausbildung hast du gemacht, welche gibt es, worauf muss man achten?

Er heißt Roland Kopp-Wichmann und hat auch einen Podcast, in dem er unter anderem Fallbeispiele erzählt.

Okay, cool. Ganz spannend. Verlinken wir vielleicht in den Show Notes. Gerne. Cool.

0:07:51
Das heißt, all diese Erfahrungen, wo haben die dich heute hingebracht? Was würdest du heute sagen, wem hilfst du wobei?

Ich muss glaube ich einen ganz kleinen, so einen halben Schritt zurückgehen, damit ich dann diese Frage beantworten kann. Zunächst hatte ich mich, wie du schon angesprochen hast, selbstständig gemacht und habe Stimmcoaching für Yogalehrende angeboten. Und da habe ich dann gemerkt, dass die Themen, die wir meistens im Coaching bearbeiten oder die zur Sprache kommen, gar nicht unbedingt nur auf der Matte bleiben müssen. Ganz viel geht es eigentlich um Selbstvertrauen, um Selbstbewusstsein und darum seine eigene Wirkung einschätzen zu können, beziehungsweise so anpassen zu können, dass man so wirkt, wie man es intendiert, wie man es möchte. Und deswegen habe ich dann irgendwann beschlossen, mich auch selber nicht auf die Matte zu beschränken und habe mich umpositioniert und dabei ist Femme Fervour rausgekommen. Und mit Femme Fervour unterstütze ich Frauen wirklich gesehen und gehört zu werden, rauszugehen mit der eigenen Message und ja das mit Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein und auch Leichtigkeit. Also mir ist ganz ganz wichtig, dass man in sich so einen Pol spürt, so ein Standing spürt, das Selbstvertrauen, an das man immer wieder andocken kann und dann gleichzeitig selbstbewusst, damit meine ich wirklich seiner Mittel bewusst, seines Körpers, alles was da mit atmet sozusagen, die Stimme, dass man das selbstbewusst einsetzen kann.

0:09:36
Also wenn ich jetzt mal so überlege, wie kommt man aus dem Coaching mit mir raus, dann ist es doch so, dass die Frauen eine Toolbox haben, sodass sie im Alltag oder in beruflichen Situationen immer wieder darauf zurückgreifen können. Und ich arbeite dabei sowohl innen als auch außen, weil ich glaube, dass es einerseits miteinander Wechselwirkungen, genauso wie du als Business-Coach ja auch nicht nur an den Strategien arbeitest und du musst eine Willkommensserie aufsetzen und das und das Tool anwenden und so weiter sondern du stellst ja auch ganz viele systemische Fragen, viele Fragen zu inneren Prozessen, die sich dann im Außen irgendwie zeigen und genau so mache ich das auch. Und jede Frau beziehungsweise will ich gar nicht sagen, es sind nur Frauen, aber es sind einfach häufig Frauen, die diese ähnlichen Themen haben.

0:10:33
Das heißt, ich möchte da auch niemanden ausschließen, komplett, der sich davon angesprochen fühlt und sagt, das ist mein Thema, natürlich. Jetzt habe ich mich ein bisschen verfranst.

Was sind denn typische Themen, mit denen auch die, die ins Coaching kommen? Ist das eher ein beruflicher Kontext? Ich glaube Führungskräfte könnte das ja betreffen, Selbstständige, Unternehmer*innen. Gibt es auch private Kontexte, dass die Leute sagen, ich würde gerne, keine Ahnung, in meiner Familie mehr das Thema ergreifen oder mich durchsetzen?

Ja, das Schöne ist ja, dass sich das dann, auch wenn man mit einem beruflichen Thema kommt, sich das immer auch im Privaten gleichermaßen zeigt. Das heißt, meistens kommt jemand zu mir mit dem Thema vor einer Gruppe sprechen können und sich nicht so zurücknehmen oder ein Meeting leiten, einen Vortrag halten, eine Gehaltsverhandlung durchführen oder überhaupt dann mit Selbstständigen … Preise selbstbewusst kommunizieren, Erstgespräche führen oder auch die Stimme schön im Podcast klingen lassen. Präsenz bei YouTube, also das sind wirklich ganz ganz vielschichtige Themen, die aber immer wieder sich bündeln lassen oder sich reduzieren lassen auf, habe ich ein Selbstvertrauen, weiß ich damit umzugehen, was ich habe und mich nicht zu verstellen, nicht zurückzunehmen, nicht dann lieblich zu werden, sondern einfach so BAM wie ich bin, rauszugehen.

Voll schön, das heißt du zeigst den Leuten ja auch ihre eigenen Ressourcen auf und hilfst die zu aktivieren im Coaching wahrscheinlich, dass ich mich damit wohlfühle, dass es mir entspricht, dass ich authentisch bin und dass es beim Gegenüber ankommt, was ja auch wieder Kommunikation ist.

Ganz genau. Letztens meinte eine Kundin, ich habe immer gedacht, ich lerne im Coaching, wie ich das anders mache, wie ich anders bin.

0:12:46
Das glauben die Leute immer. Sie kommen auch zu mir ins Coaching und sagen, ich müsste ja eigentlich so arbeiten, ich dürfte ja eigentlich nur ein Notizbuch haben und nicht fünf verschiedene. Also sie glauben immer, dass sie was ändern müssen, aber eigentlich geht es im Coaching darum, das anzunehmen, wie man ist, was schon funktioniert, was man macht und damit dann zu arbeiten, meiner Meinung nach.

Genau, und um da mal so einen Begriff aus dem Theater zu bringen, es geht darum, sich zuzumuten. Und sich es passieren zu lassen. Das heißt, die Masken weg und pur mal zu sein oder durchlässig. Das ist, glaube ich, auch so ein Begriff aus dem Theater. Also durchlässig im Sinne von wirklich im Kontakt zu sein. Natürlich müssen wir professionell agieren, aber wir dürfen auch menschlich sein. Man darf auch einen Gedanken im Gesicht sehen können.

0:13:48
Das meine ich mit durchlässig. Und genau, pur habe ich gerade gesagt und davor hatte ich gesagt, sich zuzumuten. Genau, und das mit dem zuzumuten, das ist ein ganz, ganz wichtiger Fakt, weil das ist genau der Schlüssel, sich dann nicht mehr zurückzuhalten, sondern seine ganze Präsenz zuzulassen, dem anderen zu schenken, weil im Endeffekt ist das ein Geschenk, finde ich, wenn jemand sich zeigt und nicht gefiltert. Also natürlich auf den Kontext gut bezogen, aber ich möchte nicht, dass jemand austauschbar ist, sondern sich in seiner eigenen Individualität, Einzigartigkeit zumutet. Das ist spannend.

0:14:34
Cool. Das ist ja auch genauso in der Selbstständigkeit, dass die Leute oft glauben, ich muss irgendwie professionell und glatt und das wird dann halt oft steif sein, aber wir dürfen ja alle so selbstständig sein, wie wir wollen und wie wir sind und ziehen dann eben auch die richtigen Menschen an, bei denen wir uns dann auch in der Zusammenarbeit nicht verstellen müssen, weil das ist ja mega anstrengend. Ich finde es auch spannend, diesen Widerspruch irgendwie zwischen Schauspiel, wo ich mich ja eigentlich verstelle, oder? Ich stülpe mir ja irgendwie eine Maske über oder eine andere Person, eine andere Persönlichkeit. Und aber auch diesen, wie du gesagt hast, durchlässig sein, authentisch, pur, auch auf der Bühne dann.

Genau, da geht es, also es ist ganz spannend, dass du sagst, da stülpt man sich so eine Maske über, weil zum Teil stimmt das natürlich. Ich versuche auch so zu arbeiten oder mit dem Gedanken zu arbeiten, wo kann ich denn das, was die Figur ausmacht, in mir entdecken. So anzudocken.

0:15:44
Genau, und gleichzeitig, was kann ich von ihr lernen, was kann ich ihr geben. Und dann natürlich ist es dann mein Körper und meine Stimme, aber im besten Fall ist es dann trotzdem authentisch, aus der Figur heraus gespielt oder gearbeitet.

Ja, okay, spannend.

Und dessen kann man sich ja auch bedienen, wenn man selber, unabhängig ob man jetzt Theater spielt oder nicht, unabhängig davon, man kann sich dieser Sachen bedienen. Was macht denn eine bestimmte Körperlichkeit mit mir? Was macht denn eine bestimmte Stimme mit mir? Das ist einfach mal auszuprobieren.

0:16:48
Das Ausprobieren ist ein ganz zentrales Mittel in meiner Arbeit, sowohl als Schauspielerin, denn wir probieren ja ein Stück oder einen Text, bis er zur Premiere kommt, ein paar Wochen lang, aber auch im Coaching mal Sachen auszuprobieren. Das gibt einem so eine Leichtigkeit und nicht so einen Ergebnisdruck, sondern Sachen an sich zu trauen. Und sich zuzumuten. Außerhalb des Coaching-Kontexts.

Das wäre auch gleich meine nächste Frage. Wie hängen denn Körper, Stimme, Persönlichkeit, Präsenz zusammen? Also ich glaube gerade du kannst ja da die Gemeinsamkeiten ausmachen. Was macht das mit mir, wie ich spreche, wie ich sitze, wie ich stehe, was für ein Typ ich auch bin. Also kannst du da was dazu sagen?

0:17:25
Da kann ich sehr viel dazu sagen. Ich versuche mal kurz ein bisschen auszuwählen oder einen guten Bogen zu finden. Ich würde mal sagen, wir starten natürlich immer bei uns. Was wir mitbringen, ist unsere Geschichte und unsere Anatomie oder Physiologie. Und wie das miteinander dann wirkt. Und wenn wir in unserer Geschichte vielleicht oft gehört haben, sei nicht so laut, sei Ja, du bist halt immer die Leise.

0:18:31
Lauter solche Sachen, die ich im Coaching höre, natürlich auch in meiner eigenen Geschichte teilweise gehört habe.

Ja, wir alle wahrscheinlich.

Genau, dann hat also das was mit Sozialisation zu tun und mit Persönlichkeitsentwicklung. Und da ist was ganz, ganz Spannendes drin. Wenn wir also diese Geschichte reflektieren, wenn wir uns persönlich weiterentwickeln und diese Sachen wie ablegen oder uns davon emanzipieren, quasi erwachsen agieren und entscheiden, und eigenverantwortlich entscheiden, okay, das ist zwar wo ich herkomme, aber nicht mehr wohin ich gehe. Ich muss nicht mehr immer lieb sein. Ich kann ganz einfach sagen, wie es ist.

0:18:54
Und das hat nichts mit Aggression oder so zu tun, weil ich frage mich dann, okay, was ist denn dann das Gegenteil von lieb? Was ist denn dann nicht lieb? Welch ist das genau, die Authentizität? Ja. So, also das ist quasi so das, was von innen kommen kann. Und wie hängen jetzt Körper und Stimme zusammen. Also wir nehmen ja gerade das Interview im Sitzen auf und unabhängig davon, ob wir jetzt sitzen oder stehen, ist es schön, wenn der Körper mitspricht. Wenn wir also nicht sprechen bis zum Hals, sondern wenn so ein bisschen Bums dahinter ist, wenn die Stimme zuhören ganz, ganz spannend werden. Vielleicht ist es ein bisschen noch abstrakt. Wenn ich jetzt mal, also ich habe es trotzdem hier so ein bisschen, spüre ich gut wie ich sitze.

0:19:54
Also ich spüre über dem Popo wie ich sitze. Ich spüre, ich habe einen Fuß am Boden, den anderen überschlagen. Ist jetzt vielleicht nicht so die Sprecherhaltung. Das würde ich jetzt im Hörbuchstudio nicht unbedingt machen.

Aber wie würdest du im Hörbuchstudio sitzen?

Da würde ich beide Füße und die auf jeden Fall am Boden haben. Ich würde immer gucken, dass meine Hände wahrscheinlich in der Taille sind, um dort meine Atmung überprüfen zu können. Die Atmung ist ganz ganz zentral, wenn wir unserer Stimme Kraft verleihen wollen und Tiefe und die Stimme mit dem Körper verbinden wollen. Der Atem ist die Brücke. Und ich kann das ja mal kurz hier so ein bisschen andeuten, wenn ich jetzt mal so zische, ich versuche es ein bisschen sanfter zu zischen, damit es nicht so in die Ohren geht.

0:20:46
Oder ich sage, Lilli, pscht, dann hüpft der Bauch so ein bisschen. Und das ist der Moment, wo die Stimme mit dem Atem an den Körper andockt. Und im Studio muss ich ja dann teilweise fünf, sechs Stunden am Tag lesen. Und das eine Woche lang, bis so ein Buch eingelesen ist, was dann so 13 Stunden lang ist oder so, brauche ich fünf Tage oder vier. Und das heißt, die Stimme muss ganz ausdauernd sein. Und dann ist gut, wenn der Körper ihr die Kraft dazu gibt. Dafür muss ich aber gut atmen.

Verstehe. Das ist ja auch wieder eine Parallele zum Yoga, oder? Da geht es ja auch viel um die Atmung.

Schon, ich würde eher sagen man kann so ein Körperbewusstsein durch Yoga durchaus verbessern. Das heißt aber nicht, dass das Yoga der Schlüssel ist zum Sprechen, aber man kann also Yoga ist eine tolle Voraussetzung und ich mache tatsächlich auch viel Stimmübungen mit Yoga zusammen. Ja. Das funktioniert sehr gut.

Cool. Das heißt, wenn wir sagen, wir wollen unsere Stimme bewusst einsetzen oder überhaupt mal ein Bewusstsein für die Stimme und die Atmung und was alles dahinter steckt bekommen, was ist dabei wichtig? Worauf kann ich achten?

0:22:23
Zum Beispiel, wenn ich ein Onlinekurs-Video aufnehme oder eine Podcast-Folge oder ein Webinar gebe, was oder auch darüber hinaus, wenn ich sage, ich möchte meine Stimme einsetzen, was würdest du sagen ist dabei wichtig, worauf können wir achten?

Die Tageszeit kann ganz wichtig sein, also vielleicht nicht direkt nach dem Aufstehen, denn es ist ganz gut, vorher schon ein bisschen was gesprochen zu haben, idealerweise ein Warm-up zu machen. Genau, wenn man ein bisschen Pufferzeit noch hat, würde ich gucken, dass ich meine Stimme ein bisschen besser kennenlerne, dass ich mehr weiß, wie sie wirkt und wie ich sie so einsetzen kann, dass sie so wirkt, wie ich möchte.

0:23:18
Zum Beispiel die eigene Stimmlage zu finden. Denn damit sind wir erstens ausdauernd und zweitens wirken wir am persönlichsten. Wenn man einen Onlinekurs aufnimmt, ist ja so ein persönlicher Ton einfach super wichtig oder behaupten, in der Selbstständigkeit, wo es darum geht, die eigene Expertise zu verkaufen, letztendlich. Und das heißt, die Menschen, die bei uns kaufen, die wollen uns kennenlernen. Und beziehungsweise ist das, das wie wir uns unterscheiden. Und die Stimme, also niemand klingt wie du, Lilli, niemand klingt wie ich. So, das ist wie ein akustischer Fingerabdruck. Das ist ein ganz klassischer Stimmtrainersatz.

0:24:04
Aber da ist auf jeden Fall was dran. Und was meine ich mit Stimmlage? Um ein bisschen konkreter zu werden und auch so einen Hebel mitzubekommen. Ich glaube, in der Stimmlage ist ein sehr großer Hebel drin. Ich spreche jetzt in der Stimmlage oder in der Stimme, wo ungefähr meine… meine, also vom Ton her, ist nicht jetzt ein direkter Ton, eher so eine Lage halt, wo meine Stimme heute zu Hause ist. Und das kann sich im Laufe des Monats auch zyklusbedingt teilweise auch mal so ein kleines bisschen ändern. Oder wie man geschlafen hat, kann sich ein bisschen das dann verändern. Und wenn ich jetzt aber die ganze Zeit das Interview so ein bisschen daneben machen würde und so ein bisschen höher sprechen würde, und Hauptsache lieb, dann kriegt ihr nicht so richtig viel von mir mit.

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Ja, das klingt ganz komisch gerade.

Genau, es ist eine Störfrequenz. Oder wenn ich mal besonders interessant sprechen möchte und dann einfach ein bisschen zu tief rede, dann klingt das so. Und dann ist das so ein bisschen als würde ich eine Wand dir entgegenschieben. Und da wirklich rauszufinden, okay, wo ist meine Stimme zu Hause? Das ist ein ganz ganz großer Hebel, weil wir dadurch authentisch wirken, kompetent, persönlich und schöner Nebeneffekt, wir können länger so sprechen. Also nicht zu hoch oder zu tief sprechen.

Und wie finde ich meine perfekte Stimmlage?

Der schnellste Trick ist, einfach ans Telefon gehen.

Okay.

Also so, Mhm, ja, hallo, also so ein Summen. Das ist so ein bisschen die Abkürzung, was ganz intuitiv ist, ohne groß drüber nachzudenken.

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Jetzt in einem Workshop oder im Coaching würden wir uns dem ein bisschen länger widmen, aber wenn ihr jetzt zuhört und das mal ausprobieren wollt, dann ist es wirklich so: Zack, ans Telefon. „Hallo, ja? Mhm.“ Oder „Tomaten, mhm, kaufe ich ein, ja.“

Ja, verstehe. Okay, cool. Ja, danke für den Tipp. Vielleicht bevor wir weitergehen, könntest du noch mal sagen, wie du für dich das Wort Präsenz definierst. Was bedeutet das für dich und warum ist das in der Selbstständigkeit wichtig? Du hast schon ein paar Dinge angesprochen. Vielleicht kannst du da noch mehr in die Tiefe gehen.

Mhm.

0:26:34
Präsenz. Präsenz, finde ich, hat auf jeden Fall was mit Sinnlichkeit zu tun. Und ist etwas, was wir in uns haben und was nach außen strahlt. Und ich glaube, das habe ich vorhin auch schon so ein bisschen beschrieben, dass man so einen Eindruck hat und einen Ausdruck. Also Präsenz ist nicht etwas, was wir so, aha, hallo, hier, ich bin präsent, Brustbein raus, Popo rein, Bauch rein oder was weiß ich und ich zeige mich jetzt, dann das ist nicht damit gemeint, sondern präsent ist jemand für mich, der wirklich in Kontakt geht. Und das heißt, dabei fließt der Atem, dabei findet ein Austausch statt, dabei wende ich mich demjenigen zu oder derjenigen. Also nicht nur der Kopf dreht, sondern der ganze Körper wendet sich mit der Aufmerksamkeit zu. Und dadurch, dass wir auch atmen dabei, weil ganz viel atmen wir nicht.

0:27:42
Oder der Atem stockt, wenn wir so streng fokussiert sind. Aber so bereit zu sein, zu empfangen und zu geben. Also wieder zwischenmenschliche Kommunikation und da quasi im Moment zu sein. Sich darauf einzulassen. Das ist für mich Präsenz. Wenn ich jetzt zum Beispiel auf die Bühne nehme, ist ja nicht so, ich gehe auf die Bühne und dann mache ich Output, Output, Output, sondern ich gehe vorher, bevor die Show beginnt, die Vorstellung beginnt, gehe ich auf die Bühne und atme den Raum und nehme den Raum auf und stelle mir vor, wie ich alle so in meinen Raum reinhole, wie ich alle in die Kommunikation hole. Und dann passiert Magie, finde ich. Denn es ist ja trotzdem eine Kommunikation da, im Publikum und on Stage. Und auch, wenn wir podcasten, ist eine Kommunikation da. Und dessen müssen wir uns bewusst sein.

0:28:53
Also die Leute auch in deine Präsenz einzuladen, quasi bewusst dich einzustimmen. Voll schön. Und warum ist das jetzt gerade für Selbstständige relevant oder wichtig? Was haben die davon, sich mit ihrer Präsenz und Stimme und mit ihrem Ausdruck zu beschäftigen?

Ich glaube, das gehört einfach dazu. Ich weiß, das wird viel unterschätzt, weil einfach man so wenig dazu weiß und das finde ich so paradox, weil …

Wir kommunizieren jeden Tag!

Den ganzen Tag, wir reden mit uns selber, wir reden irgendwie zu Hause, wir reden im Supermarkt. All das ist Kommunikation. Und erst recht in der Selbstständigkeit brauchen wir diese bewusste Kommunikation.

0:30:05
Und was hilft eine geile Salespage oder eine tolle Website, wenn ich dann ein Erstgespräch buche und dann eine ganz andere Person vor mir sitzt, als ich mir vorgestellt habe. Also ich glaube, das kann außerdem der Schlüssel dazu sein, dass man wirklich ganz persönlich wird oder die eigene Persönlichkeit oder die Einzigartigkeit der eigenen Persönlichkeit, dass man die herausstellt. Weil auch wenn man vielleicht nicht sofort sieht, was es macht. Es macht ja was mit einem innen drin. Es verändert auch wie man sich selbst wahrnimmt.

0:30:44
Also ich glaube, dass das zum Beispiel ein Business-Coaching auch total gut ergänzen kann, wenn man seine Stimme als Business-Boost sozusagen nutzt.

Okay, danke dir. Wenn wir jetzt bei der Stimme bleiben, gibt es da irgendwas, was du gerne aufklären möchtest oder wo du sagst, da gibt es immer Missverständnisse oder Mythen drum oder was für dich No-Go’s sind, was wäre das? Wie du sagst, man beschäftigt sich nicht so viel mit der eigenen Stimme. Vielleicht kannst du uns da einen Einblick geben, was so die Vorbehalte oder Missverständnisse sind.

Was ich ganz viel höre oder was ich glaube, was viele Menschen davon abhält, sich mit ihrer Stimme zu beschäftigen oder ein Stimmcoaching zu buchen, ist, so Stimme brauche ich nicht. Hä, ich habe doch Stimme. Das ist so das eine. Und das andere ist, meine Stimme ist halt so.

0:31:41
Da kann man jetzt nichts machen. Die ist schon immer so. Und auch das stimmt nicht. Stimme verändert sich immer mit uns mit. Die Stimme, also wenn wir älter werden, wird die Stimme natürlich auch älter, weil sie, also, ja auch einfach anatomisch, der Körper wird älter, die Stimme wird älter. Und wenn wir dann mit unserer Stimme wirklich arbeiten und üben und Sachen ausprobieren und lernen, dann wird die natürlich auch mehrdimensional. Dann wird die stärker, dann wird sie wärmer, dann wird sie interessanter. Ich glaube, meine Stimme klang vor zehn Jahren auch, oder ich weiß, meine Stimme klang vor zehn Jahren ganz, ganz anders und meine Stimme wird in zehn Jahren auch ganz, ganz anders klingen.

Und ich finde, weil du auch gesagt hast, so No-Go’s, also wenn wir jetzt mal an das Stichwort Stimmgesundheit denken, jetzt ist Erkältungszeit, jetzt wir sind Ende November, nehmen wir das Interview auf, es geht gerade so viel rum, ich höre so viele Menschen husten und was nicht alles oder sind heiser und dann zu sagen, ich trinke Tee und warte ab, bis es besser wird, kann fatal sein. Weil genau so wie wir ins Fitnessstudio gehen oder zum Sport und danach uns dehnen oder massieren oder in die Sauna gehen, können wir auch der Stimme Wellness spenden. Und das weiß man zum Beispiel nicht.

0:33:25
Wie kann ich die Stimme pflegen, damit sie einfach immer einsatzfähig ist. Und wenn du heiser bist, dann traust du dich ja auch gar nicht so richtig in die Kommunikation zu gehen. Dann traust du dich nicht deine Aufnahmen zu machen, du traust dich nicht deine Gespräche zu führen.

Oder bei Halsschmerzen möchte man ja jetzt auch nicht unbedingt ein langes Gespräch eingehen.

Genau.

Da nimmt man sich dann auch vielleicht eher zurück. Genau.

Und da dann zu wissen, was kann ich machen, was mir nicht schadet und was ein bisschen konstruktiver ist als nur Tee trinken und Bonbons lutschen. Was nicht per se falsch ist, aber es ist halt nichts nichts Aktives dahinter.

Was wären so ein paar Pflegetipps, wenn ich sage, okay ich habe verstanden, ich kann mich auch in meine Stimme aktiv kümmern. Was könnte man da zum Beispiel tun?

0:34:00
Man könnte, also ich muss auch sagen dazu, lieber nicht Sachen machen, von denen man keine Ahnung hat, dann kann man auch der Stimme schaden. Ich habe einmal meine Stimme komplett verloren, weil ich nichts wusste und seitdem habe ich aber so viel gelernt, was ich jetzt natürlich total gut weitergeben kann.

Also Stimmruhe und dann sofort Gas geben ist schwierig. Und wenn man erkältet ist oder sogar eine Kehlkopfentzündung hat, ist auch gut, erstmal ein paar Tage wirklich zu schweigen und was dann hilft ist so ganz ganz mild – Haaa, hmmmm – zu seufzen zum Beispiel, zu summen auf M oder N wie Nina oder NG, so diese Gähnstellung einzunehmen oder wirklich zu gähnen, ist sehr, sehr erholsam. Das ist jetzt erstmal was, wo ich sage, okay, da kann man jetzt nicht so viel falsch machen und der Stimme schaden.

0:34:58
Cool, danke schön. Was ist mit gurgeln oder eben wie du sagst, heißer Tee, das kann jetzt auch nicht schaden, oder? Kann man mal machen?

Jein, tatsächlich gibt es Unterschiede. Also ich habe damit sehr viel experimentiert und einmal habe ich am Tag nur Kamillentee getrunken, weil ich dachte, Kamillentee, das hilft doch immer so gut. Aber es trocknet total aus und dann am Abend für die Vorstellung hatte ich dann kaum noch Stimme. Das war im Studium, als ich so viel so, ah meine Stimme. Und auch da hat es natürlich damit zu tun, dass mein Selbstvertrauen nicht ganz da war. Also auch da hat so die Beschäftigung mit dem Innen ganz viel im Außen gemacht.

0:36:05
Also was austrocknet ist Kamille. Besser ist Salbei. Thymian ist ganz toll, weil das befeuchtet und ich persönlich schwöre auf Ingwerwasser. Genau.

Also einfach Ingwer mit heißem Wasser einfach übergießen oder rein schnippeln oder?

Genau, also vielleicht so ein Zentimeter dicke Knolle in Scheiben, dann in die Thermoskanne und dann zieht das so durch. Man muss gucken wie scharf man es mag. Zu scharf ist auch nicht und weil du sagtest gurgeln, also so ätherische Öle trocknen auch eher aus.

Okay.

Mit Salzwasser gurgeln reicht eigentlich um zu befeuchten und zu reinigen.

Und wenn du befeuchten sagst, dann denke ich auch an solche Raumbefeuchter. Ist das auch was, was gut für die Stimme ist?

0:36:34
Also solche Luftbefeuchter.

Genau, jetzt so, ich habe keinen, also ich kann es jetzt nicht aus eigener Erfahrung sagen, aber jetzt so intuitiv würde ich sagen, Heizungsluft trocknet die Luft aus. Deswegen ist sie im Winter tendenziell rauer. Bevor ich jetzt so einen Befeuchter habe, klingt das ja erstmal nach etwas, was dann total schön das ausgleichen würde und kompensieren würde. Auch da würde ich gucken, was ich da rein mache. Da gibt es ja auch Düfte und da würde ich auch gucken, dass man da zum Beispiel kein Eukalyptus oder so rein macht, weil das auch wieder eher austrocknet.

Okay, verstehe. Ja, okay. Gibt es sonst noch Tipps und Tricks, die du Creators mitgeben kannst? Also wenn ich jetzt eben einen YouTube-Channel habe, einen Podcast, Webinare mache, Storys, also deine ganze Erfahrung als Schauspielerin, Sprecherin, Yoga-Lehrerin, Podcasterin.

0:37:33
Gibt es da noch so ein paar Tipps und Tricks, die du uns mitgeben kannst?

Ich glaube ein Schlüssel ist auch darin, sich anzufreunden mit sich und seiner Stimme.

Das kenne ich auch, wenn man beginnt so Audio- oder Videocontent zu machen und sich das dann noch mal anhört, dass die Leute dann sagen, oh mein Gott, ich wusste ja nicht, dass ich so klinge, weil wir hören uns ja quasi innen, im Kopf, im Ohr. Und von außen klingt es halt anders, wenn man sich auf eine Aufnahme hört. Und dass die Leute dann sagen, oh Gott, das kann ich gar nicht hören und so schlimm. Also dass sie dann so ein bisschen, weil sie halt diese Lücke zum ersten Mal hören, von Eigen- und Fremdwahrnehmung.

Genau, genau. Und diese Lücke zu schließen, das ist interessant. Ich sage immer, du hast ein Exklusivrecht auf deine Stimme. Das klingt irgendwie ganz anregend und dann nicht mehr so kritisch. Weil natürlich, wie du sagst, du bist in dir drin, die anderen sind draußen, auch die anderen hören dich immer anders. Jeder Mensch hört ein bisschen anders! Und damit fein zu sein, das ist glaube ich ein ganz wichtiger Schlüssel, weil das auch gleichzeitig was damit zu tun hat, sich selbst anzunehmen. Da sind wir wieder bei der Wechselwirkung Stimme und Persönlichkeitsentwicklung. Und dann glaube ich ist auch gut, das mal zu trennen, also sich mal isoliert mit Stimme oder mit der eigenen Präsenz zu beschäftigen, um es dann wieder in den Transfer und in den Kontext einzubetten, indem man es macht. Und bevor man es in diesen Kontext einbettet, beziehungsweise wenn man das dann macht, ist auch toll, sich mal zu überlegen, was ist das für eine Situation? Wer bin ich in dem Moment?

0:39:50
Mit wem spreche ich in dem Moment? Worüber? Warum? Wozu? Also es gibt sozusagen so ein paar W-Fragen, die man sich mal überlegen kann und die machen es dann spannend.

Um sich da so drauf einzulassen und einzustimmen.

Genau, weil sonst hat man wieder so nicht Präsenz, sondern Konfrontation. Ich setze mich hin, ich sage etwas und da drüben nimmt das auf und dann weißt du aber nicht, ob es durchgeht.

Ja, ich weiß, was du meinst.

Ja, so das ist so als würde ich einfach nur eine Wand sprechen und die Person die das sieht oder hört, die weiß nicht unbedingt wie sie das benennen soll, aber man spürt es irgendwie, dass es einen nicht erreicht.

Ja, das kenne ich auch.

0:40:22
Okay, wir haben es schon kurz angesprochen, das Warm-up für die Stimme hast du das genannt. Jetzt angenommen, ich möchte ein Podcast-Interview aufnehmen oder ich gebe gleich ein Webinar. Einerseits würde mich interessieren eben die Stimme aufzuwärmen, weil ich kenne das auch von mir. Ich habe gestern wieder vier Stunden lang ein Onlinekurs-Modul aufgenommen und gegen Ende hin versagt mir einfach die Stimme. Also ich merke dann, ich werde heiser, trocken, ich stolpere auch ein bisschen über meine Wörter dann. Also was könnte ich vorab tun, um dem so ein bisschen vorzubeugen, dass die Stimme so versagt. Und der andere Aspekt, glaube ich, spielt da auch mit rein.

0:41:06
Lampenfieber, also Zittern in der Stimme, trockener Mund, Kurzatmigkeit. Vielleicht kannst du da als Schauspielerin auch was dazu sagen.

Mhm. Das waren jetzt auch viele Sachen, also Warm-up, Lampenfieber, dass man durchhält.

Also einfach generell, wenn ich jetzt weiß, ich gebe morgen ein Webinar oder heute, was wären so ein paar Schritte oder Dinge, die ich tun könnte, um meine Stimme und mich selbst darauf besser einzustimmen.

Genau, gehen wir mal davon aus, du hast schon ein bisschen was gemacht und kannst darauf aufbauen. Dann wären Bestandteile eines Warm-Ups auf jeden Fall, den Körper anzuheizen. Das sorgt auch dafür, dass die Atmung in Wallung kommt und dann darauf können wir anfangen die Stimme zu setzen. Also ich würde immer anfangen mit einer Körperatem-Wahrnehmung und einem Warm-up tatsächlich für den Körper und dann Stimme dazunehmen. Und so Warm-up-Übungen sind in dem simpelsten Fall Summen. Summen auf verschiedene Weise. Und dann könntest du noch Artikulationsübungen dazunehmen.

0:42:31
Das heißt, dass der Mund weiter aufgeht, dass die Lippen mitmachen, dass die Zunge so ein bisschen was macht. Und das ist nämlich das dann, was dir hinten raus irgendwie versagt. Und wenn du dann eine Pause machst mal, während du so ein langes Modul aufnimmst und das kurz wieder andockst, eine kleine Übung machst, dann kommt deine Stimme wieder in eine Geschmeidigkeit und deine Artikulation wird wieder angedockt. Und wenn wir uns so verhaspeln, hat das was damit zu tun, dass wir nicht tief genug atmen, also dann auch beim Machen merken, ah okay ich verhaspele mich, wie atme ich denn gerade, wie sitze ich denn gerade hier? Und ganz oft hilft auch einfach so der Gedanke, ah ok, Kieferöffnung. Wenn du das ein paar Mal gemacht hast, dann wird sich dein Körper automatisch daran erinnern und das machen. Genau. Also das wäre ganz ganz wichtig.

0:43:29
Eine Übung würde ich, glaube ich, gern noch mitgeben.

Voll gerne!

Die kann man auch gleich mitmachen. Die nenne ich gerne Espresso für die Stimme. Und bestimmt kennt ihr das, wenn Pferde so schnauben oder das Lippenflattern: Brrrrrrr.

Brrrrrrrrr.

Genau. Super, dass das nicht gleich funktioniert hat!

Ich muss lachen, deswegen geht’s jetzt nicht!

Es ist total gut, weil ich wollte gerade nämlich sagen: Okay, wenn es nicht gleich geht – ich konnte es am Anfang gar nicht. Mein Sprecherzieher hatte sehr große Lippen, wirklich ganz toll und die haben toll geflattert. Ich konnte es einfach nicht. Bei mir war nur pfff, weil ich halt einfach zu viel Spannung drauf hatte. Da können wir uns helfen, indem wir uns mal so mit den Zeigefingern in die Grübchen tippen und dann ist so ein bisschen mehr Lockerheit hier: Brrrrrrr.

Brrrr… Ich kann es nicht! Ich muss aufhören zu lachen, warte.

Jetzt hat es geklappt.

Genau. Es ist einfach auch eine Übungsfrage. Wenn das Flattern geht, dann können wir uns so sanft auf dem Brustbein klopfen.

0:44:16
Also mit den Fingerspitzen?

Genau, mit den Fingerspitzen einfach hier sanft. Brruuuuhuuuuuhuuuuuuuu.

Genau und das Schöne ist, durch das Klopfen werden wir wach, wir kriegen gute Laune, schöner Nebeneffekt. Durch das Flattern werden die Lippen wach gemacht, die kribbeln dann danach so ein bisschen. Dann können wir besser sprechen mit denen oder sie mit einbeziehen beim Sprechen und auf eine ganz milde Weise kommt die Stimmung, die Stimme so ein bisschen auch in Stimmung. Ja. Und so ganz ohne Druck.

Mhm. Ja, ich hab das jetzt voll gemerkt. Cool!

Genau, und ganz ganz wichtig, dadurch kann es natürlich sein, wenn du es am Morgen machst, dass danach die Stimme belegt ist. Das heißt, durch die Vibration wird so der Schleim, der sich über Nacht gesammelt hat, aufgewirbelt und dann bitte, bitte nicht räuspern. Räuspern ist so schädlich für die Stimme.

Ah, okay!

Das ist richtig Gewalt für die Stimme. Dann würde ich eher so ein bisschen – eh eh – sanft abhüsteln, einen Schluck warmes Wasser trinken und dann ist es fein.

0:46:06
Hast du vielleicht, also das wäre so meine Idee, wenn du einen YouTube-Channel hättest oder vielleicht so ein paar kleine Videoübungen auf deiner Website. Das wäre natürlich cool, wenn wir das verlinken könnten. Oder falls du das in Zukunft mal hast.

Ja, dann lasse ich dich das wissen.

Ja, supergerne.

Ich habe natürlich Online-Kurse aufgenommen, als ich noch für die Yoga-Lehrenden das Coaching gemacht habe und jetzt aktuell arbeite ich fast nur eins zu eins. Deswegen sind dann solche Sachen sehr intern. Aber ich denke mal darüber nach.

Cool. Genau, dann hatten wir noch das Lampenfieber. Also da geht es ja nicht nur um die Stimme, sondern der ganze Körper ist ja in einem Stresszustand, oder? Was ist da los und was kann man tun?

Genau, also der Körper – beziehungsweise was uns stresst ist natürlich der Kopf, das was wir mit der Situation verbinden – und Lampenfieber geht nicht weg. Also gegen Lampenfieber zu arbeiten ist total kontraproduktiv meiner Meinung nach.

0:47:24
Wir lernen, damit umzugehen. Und also ich bin auch überhaupt nicht frei davon. Jetzt am Wochenende war ich auf einem Symposium und habe einen Workshop mitgemacht bei einem Dozenten, den ich total bewundere und ganz toll finde. Und dann wollte ich aber trotzdem was sagen und habe richtig gemerkt, wie mir so die Pumpe ging. Und ich habe dann versucht, kurze Sätze zu sagen und dazwischen immer zum Punkt zu machen und wirklich, dass ich fließend atme, weil ich wirklich gemerkt habe, okay, die Waden zittern und alles steigt aus der Erde nach oben. Und ich glaube da ist es ganz ganz wichtig, einerseits sich selbst Sicherheit zu geben vorher, durch zum Beispiel diese Warm-up-Sachen, durch eine gedankliche Einstimmung darauf und dann zu wissen, wenn ich in der Situation bin, das merke. Ich darf eine Pause machen, ich darf in Kontakt bleiben, ich darf atmen, ich darf lächeln und einfach mal kurz wieder runterkommen.

0:48:03
Sich das zu erlauben, dass man sich auch kurz eine Sekunde für sich nimmt und mal durchatmet. Und mal kurz… Huh.

Genau. Und, das hast du gerade auch super gemacht, dieses Ausatmen. Weil ganz viel, was passiert ist, dass wir Angst haben und dann alles ganz schnell hinter uns bringen wollen. Und dann wird es ja immer schlimmer. Die Stimme zittert und bricht weg und dann ist es einem peinlich und so weiter. Und dann ist es wirklich einfach zu sagen, okay, ich spüre irgendwo eine Erdung, sei es über den Popo am Stuhl oder über die Füße am Boden. Und dann schicke ich da einmal den Atem runter. Hufffft. Jetzt versuche ich gerade ein bisschen wegzugehen vom Mikrofon, damit es nicht so reinpustet. Also das einmal zu machen und damit Spannung loszulassen.

0:48:53
Das wegzuatmen. Genau, damit wieder Atem kommen kann. Der Atem ist da, aber wir atmen nicht mehr aus. Wir machen nur noch he he he. Und dann sind wir in so einer Überspannung, da gibt es gar keine Erdung mehr.

Ist es nicht auch so, dass wenn wir so schnell atmen, dass dann dieses Zentrum im Gehirn aktiviert wird mit Flucht, Verstecken etc.

Genau.

Wenn man aber eben zum Beispiel ruhig atmet, dass man dann dem Gehirn signalisiert, ich bin in Sicherheit, alles ist okay, ich muss jetzt nicht davonlaufen. Also dass man auch über die Atmung dann wieder den Stress reduzieren kann.

Genau, dadurch kommt man wieder … also kann man das regulieren. Sonst würdest du in deinem Muster, in deine Kampfmuster sozusagen oder Überlebensmuster springen. Angriff, Flucht oder einfach Lähmung.

0:49:38
Ja. Freeze.

Und das auch rauszufinden, sich da kennenzulernen und zu wissen, man kann sich auf sich verlassen. Und jetzt am Wochenende, ich wusste, okay, es wird bestimmt gleich ganz schlimm, wenn ich was sage, aber erstens will ich einfach das sagen und dafür steht Femme Fervour auch. Unsicherheit zu haben, die Angst zu haben, und es trotzdem zu machen. Und dann das Vertrauen zu haben, okay, ich weiß das dann zu regulieren. Ich kann mich auf meine Stimme verlassen, ich weiß, wie ich meine Atmung reflektieren kann und dann wieder anpassen kann.

Voll schönes Schlusswort, dieses sich auf sich selbst verlassen können in jeder Situation. Gibt es noch irgendwas, was du den Zuhörer*innen noch mitgeben möchtest? Was sollten alle über Stimme und Präsenz wissen, deiner Meinung nach?

Es ist einfach gut fürs Wohlbefinden, sich ausdrücken zu können.

0:51:02
Und wenn wir mit der Stimme üben, macht das auch ganz viel Wohlgefühl in uns, mit dem wir dann wieder Lust haben, in Kontakt zu gehen.

Cool, danke dir. Danke für das wunderschöne Gespräch, für die vielen Tipps. Wenn die Zuhörer*innen jetzt sagen, da will ich unbedingt mehr erfahren, wo können wir dich online denn finden und was bittest du aktuell an? Das werde ich auch gerne in den Shownotes verlinken.

Ich habe eine Website: www.femme-fervour.com. Und auf Instagram bin ich als @femmefervour. Genau, das mal so grob als die Orte, wo man mich findet virtuell. Und wie gesagt, ich arbeite nahezu nur noch eins zu eins. Und weil ich eben diesen Kontakt so liebe. Ich liebe einfach diese unmittelbare Zusammenarbeit und ich finde das funktioniert auch wunderbar online. Und da biete ich drei verschiedene Sachen an. Momentum ist eher eine einzelne Session oder mehrere vereinzelte Sessions, in denen wir uns einer konkreten Herausforderung widmen können, wie zum Beispiel so ein Quick Fix, wie kannst du im Podcast besser auftreten, wie klingt deine Stimme besser, wie kannst du für deine Videos besser auftreten, eine Präsentation meistern, eine Verhandlung, Erstgespräche führen. Also solche Sachen verhandeln wir dort und das ist dann wirklich eher praktisch als Métamorphose.

0:53:08
Métamorphose ist mein Drei-Monats-Programm, wo wir schon viel mehr auch in die Tiefe gehen können. Wo man zum Beispiel Grübelschleifen thematisieren kann, die ganz oft passieren natürlich, wenn wir auftreten und sprechen. Oh, warum guckt die Person mich an? Oh Gott, jetzt habe ich wieder das gemacht. Also ganz, ganz schlimm. Also da können wir viel mehr gucken, was passiert im Innen, was das Außen abhält und gleichzeitig arbeiten wir im Außen mit diesen entsprechenden Techniken und Übungen, die wiederum ganz viel auch für das Vertrauen in sich im Innen machen. Genau, starke Stimme, starke Persönlichkeit und andersrum.

Und der Deep Dive, und damit mache ich jetzt die Klammer zum Anfang, da wende ich dann diese Methode an, die ich von dem Therapeuten gelernt habe. Und da kann man nochmal viel mehr in die Tiefe gehen. Also da arbeite ich nicht mit der Stimme, arbeite aber viel mit Fragen, mit Achtsamkeit, mit systemischen Aufstellungen und mit genau, also wie wir die Konflikte dann bearbeiten können.

0:54:14
Also wir finden raus, was ist da dieser Konflikt, dass du dich zurückhältst. Wo kommen die Grübelschleifen her? Manchmal kann man das auch gut kombinieren mit Métamorphose, kombinieren mit Momentum, um dann zu schauen, was könnten Schritte sein für die Zukunft, um weiter diesen Konflikt, mit diesem Konflikt lernen zu leben.

Das ist dieses Drei-Stunden-Intensiv-Ding, richtig?

Genau, Deep Dive.

Cool.

Okay und ich glaube, du hast auch noch ein Freebie für uns, oder?

Yes.

Magst du es auch noch kurz vorstellen?

Ja, gerne. Das ist mein Video-Kurs. The Essence of Presence. Genau, weil ich dachte mir, was will man mit nur einem Video oder was will man mit einem PDF? Ich mag lieber praktisch arbeiten und eine Idee davon geben, wie es auch ist, mit mir zu arbeiten.

Und dort bekommt man in fünf Tagen fünf verschiedene Übungen beziehungsweise … ja doch, Übungen zum Reflektieren und zum Ausprobieren. Genau, auch mit einem Workbook und da kann man schon mal so ein bisschen seine Stimme kennenlernen, reflektieren über die eigene Wirkung, über die eigenen Werte, die man verkörpern möchte. Und dann zu schauen: Verkörpere ich die schon? Was brauche ich, um die zu verkörpern.

0:55:18
Ja, also so eine super Basis mal zum Thema Präsenz und Stimme. Okay, super. Werde ich alles in den Shownotes verlinken. Und ich bedanke mich nochmal ganz herzlich bei dir für das schöne Gespräch! Hat mir auch total viele neue Gedanken und Verbindungen gegeben .. Ich finde es bei dir auch so cool, dass man so konkrete Tipps und Tricks bekommt, aber eben auch so schöne philosophische Gespräche führen kann.

Oh, danke schön.

Es hat viel Spaß gemacht.

Ja.

Danke dir. Und genau, wenn du möchtest, dann hör auch gerne in Andines Podcast rein. Da kommt jetzt auch die zweite Staffel raus, richtig?

Mhm. Und du hast einen ganz entscheidenden Anstoß dazu gegeben, Lilli. Vielen Dank.

0:56:09
Danke schön. Super gerne.

Genau, am 1. Dezember ist die neue Staffel rausgekommen, ich denke mal das Interview erscheint später.

Genau, richtig. Okay, dann ist das alles schon da für dich.

Alles klar, dann vielen vielen Dank dir, schön, dass du da warst und wir hören und sehen uns bald wieder im Pyjama-Business Podcast. Danke dir.

Danke Lilli. Tschüss.

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