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Mehr InformationenBrautstylistin und Trainerin Lydia Gerzen erzählt mir im Interview,
- wie sie zu ihrem Beruf als Brautstylistin und Ausbildnerin für andere Brautstylist*innen gekommen ist,
- wie sie ihre ersten Kund*innen gewonnen und sich in Vollzeit selbstständig gemacht hat,
- wie sie heute mit Brautstylings, Coachings, Workshops, Onlinekursen und einem eigenen Lockenwickler Geld verdient,
- wie man als Brautstylistin erfolgreich ist, Marketing betreibt und das ganze Jahr über Umsatz macht,
- was gute Stylist*innen ausmacht und welche Fehler sie vermeiden sollten,
- wie ihr Facebook- und Instagram-Account gehackt wurden und ihr ganzer Content weg war (und warum das nicht so schlimm war), und
- wie sie und ihr Mann ihr Leben als Familie mit 3 Jungs managen.
Du findest sie, wenn du Braut bist, unter https://lydiagerzen.de/, als Brautstylistin unter https://training.lydiagerzen.de/ und auf Instagram unter https://www.instagram.com/lydia.gerzen.styling/.
Transkript der Folge:
Lilli: Hallo und schön, dass du wieder bei einer neuen Podcast-Folge von Pyjama-Business dabei bist. Ich habe heute meine allererste Interviewpartnerin, die liebe Lydia Gerzen, eine ganz liebe Kundin von mir, hier.
Und die Lydia ist Stylistin, macht Brautstylings, bildet auch andere Stylist*innen aus, macht Einzelcoachings, Seminare, Workshops, Onlinekurse, sie hat einen eigenen Lockenstab, ein eigenes Studio. Manchmal verliere ich ein bisschen den Überblick, was du alles machst. Herzlich willkommen, Lydia. Und stelle dich gerne selbst noch vor.
Lydia: Danke, dass ich dabei sein darf. Das ist mir echt eine mega Ehre. Ich glaube, du hast mich eigentlich schon fast perfekt vorgestellt. Genau, in erster Linie bin ich sogar eher vielleicht Ehefrau und Mama. Ja, genau, ich habe drei Jungs. Und ich habe mir die Selbstständigkeit tatsächlich auch wirklich neben meiner Familie aufgebaut.
Als ich das gemacht habe, hatte ich auch schon zwei Kinder. Und habe als Brautstylistin angefangen und seit ein paar Jahren coache ich auch. Genau, so wie du es erzählt hast. Und die anderen Sachen haben sich so ein bisschen nebenbei ergeben.
Lilli: Kommt dann immer wieder was dazu.
Lydia: Ja.
Lilli: Dann würde ich sagen, wir steigen gleich voll in deine Geschichte ein. Wie bist du Stylistin geworden? War das schon immer dein Traum? Hast du schon deine Puppen geschminkt? Oder hat sich das irgendwie ergeben?
Und genau, du hast gesagt, du hast dich als Mama mit zwei Jungs nebenbei selbstständig gemacht. Nimm uns da gerne mal mit, wie so dein Weg bis dahin war
Lydia: Genau.
Lilli: was du jetzt machst.
Lydia: Ja. Ich habe tatsächlich nicht immer meine Puppen geschminkt, daran konnte ich mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern, aber darauf hat mich jetzt eine Mama von meiner Freundin gestoßen, dass die gesagt hat: „du hast“, ich selber, „einfach immer irgendwelche geflochtenen Frisuren gehabt“.
Und da habe ich mich auch daran erinnert, dass ich tatsächlich schon in der Grundschule mir selber die Haare geflochten habe. Ich habe mir wirklich so aufwendige Zöpfe gemacht. Und in meiner Ausbildung kann ich mich auch noch mega erinnern, dass ich immer wieder gefragt worden bin, ob ich noch morgens beim Friseur war.
Genau. Weil ich dann irgendwie mir was geflochten oder irgendwie die Haare für zur Arbeit hochgesteckt hatte. Und das hatte ich wirklich innerhalb von fünf Minuten gemacht. Das war für mich irgendwie auch nichts Besonderes. Und als ich ungefähr 16 war, war ich mit meiner Freundin und ihrer großen Schwester auf einer Hochzeitsmesse.
Und dort habe ich gesehen, wie ein Friseur die Haare hochgesteckt hatte. Und das hat mich mega fasziniert. Und ich habe einfach gedacht, das ist doch total einfach. Ja, und dann habe ich das an meiner Schwester probiert. Das hat voll super geklappt und das haben Leute gesehen.
Und dann wurde ich ganz schnell gefragt, ob ich das für so Abibälle oder einfach so mal für irgendwelche Anlässe machen kann. Und dann hatte ich, als ich 20 war, meine erste Braut. Das war meine Freundin. Und ich habe ja auch selbst mit 20 geheiratet. Ganz verrückt. Genau. Und da hat das so ein bisschen anfangen.
Und ab dann hatte ich wirklich ständig, einfach so, zum Spaß, Bräute. Und ich hätte auch niemals gedacht, dass daraus was werden kann. Ich habe das einfach so gemacht. Und ich kannte auch tatsächlich keinen anderen.
Mir war damals auch schon bewusst, dass das wie so eine Lücke ist, weil wir oft auch mitbekommen haben, wenn die Leute zum Friseur gegangen sind, dass sie einfach nicht mehr so aussahen, wie sie aussehen wollten oder das einfach sehr streng aussah.
Und ganz oft habe ich da auch von Friseuren schon damals, ich war noch gar nicht selbstständig, gefragt bekommen: wie machst du das denn mit dem Hochstecken überhaupt, dass das hält
Lilli: Echt?
Lydia: und trotzdem so locker aussieht? Kannst du mir das mal zeigen? Und ich hatte auch eine – wie heißt denn das? – Auszubildende zur Gesellin, wo wir auch schon zusammengesessen haben. Und ich habe ihr dann an einem Puppenkopf gezeigt, wie ich das mit dem Hochstecken mache. Da war ich noch gar nicht selbstständig, genau. Und ja.
Lilli: Hast schon Friseure ausgebildet.
Lydia: 2014 habe ich mich dann entschlossen, weil mein Mann auch gesagt hat: du bist so viel dafür unterwegs. Entweder du hörst jetzt damit auf, weil das hat auch so ein bisschen damit zu tun gehabt, dass die Wertschätzung zu den Kund*innen teilweise einfach nicht da war, die ich hatte. Ich habe das ja wirklich, wie gesagt, zum Spaß und kostenlos gemacht.
Lilli: Echt? Wow!
Lydia: Ja, natürlich. Weil ich kann ja nicht Geld für irgendwas nehmen, was ich nicht offiziell kann. Das war so meine Devise. Und dann bin ich trotzdem immer hingefahren.
Ich habe ja trotzdem meine eigenen Produkte gehabt, weil ich mittlerweile auch schon so weit war, dass ich gesagt habe, ich kenne meine Produkte und will nicht mit ihrem Haarspray, ihren Klammern oder was auch immer arbeiten. Ich war da schon auch ein bisschen eigen. Genau.
Zwei Kinder hatten wir da schon. Dann hat mein Mann sagt: entweder ganz oder gar nicht. Weil ich sehe das nicht ein, dass du so viel Zeit darauf verschwendest und du dich dann auch noch über Leute aufregst.
Ja, ich habe um, dass ich einfach wirklich ein paar Euro, ich glaube, das waren irgendwie fünf Euro oder so, einfach Fahrtkostenersatz und einfach so ein bisschen Materialkosten gebeten.
Lilli: Ja, klar.
Lydia: Und haben dann gesagt: so war es. Das war überhaupt nicht abgesprochen. Wo ich einfach gedacht habe: hallo? Ich bin hier wirklich manchmal um fünf Uhr auf. Ja, aber egal. Und dann habe ich mich auch so ein bisschen erkundigt, ob ich mich damit überhaupt selbstständig machen kann.
Und das hat dann ungefähr nochmal neun Monate gedauert, bis ich mich tatsächlich selbstständig gemacht habe. Das war dann im September 2014. Ich habe da noch ganz normal als Personalfachkauffrau gearbeitet.
Lilli: War das die Ausbildung, die du gemacht hast?
Lydia: Ich habe, ich glaube, sogar 25 Stunden die Woche gearbeitet. Das hat mich tatsächlich, glaube ich, so ungefähr acht Stunden pro Tag gekostet, weil ich musste immer eine Stunde hin und eine Stunde zurückfahren und so. Genau.
Und dann haben wir festgestellt, ich habe mich damals auch mit meiner Freundin zusammen selbstständig gemacht, dass wir von April bis Oktober komplett ausgebucht waren.
Und wir waren natürlich da komplett aus dem Häuschen, aber im gleichen Schritt habe ich auch gedacht: wie sollte denn das werden? Wann soll ich noch die Probetermine machen? Ich arbeite ja eigentlich die ganze Zeit. Und dann haben wir auch mit meinem Mann darüber gesprochen.
Und ich habe dann im Januar gekündigt. Und war für mich auch ein riesengroßer Schritt, weil ich bin ja auch gläubig, und für mich war das wirklich so ein Vertrauensschritt, dass ich einfach sagen kann, ich muss mich fallen lassen. Und ja, ich kenne mich in der Hinsicht mit Zahlen aus. Und die Zahlen haben einfach komplett gegen das Ganze gesprochen.
Lilli: Inwiefern?
Lydia: Ja, weil das hätte das, was ich vorher verdient habe, ich habe ganz gut verdient, niemals gedeckt. Ich hatte das auch schon mal in einem anderen Podcast erzählt. Im Nachhinein hatten wir in diesem Jahr, ich glaube, 12.000 Euro weniger und wir haben es aber nicht gemerkt. Wir haben uns einfach so ein bisschen eingeschränkt. Und es war alles gut, wie es war, ne?
Und ich habe in dem Jahr auch extrem viel kostenlos gearbeitet, einfach nur für Bilder. Ich hatte keine kostenlosen Kundinnen, sondern tatsächlich Shootings. Ich habe wirklich mit extrem vielen Leuten genetzwerkt.
Ich habe aus diesem Bereich, dieser Branche in diesem einen Jahr wirklich so viele Leute kennengelernt. Und ich würde auch sagen, dass das, glaube ich, so dazu beigetragen hat, dass das Jahr darauf auch noch krasser dann einfach durchgestartet ist. Genau.
Lilli: Du hattest so eine Aufbau-, Gründungsphase, Anfangszeit, wo du weniger verdient hast, viel kostenlos gemacht hast, genetzwerkt hast. Genau.
Lydia: Genau.
Lilli: Das heißt, du warst auch Mitte 20, als du dich selbstständig gemacht hast?
Lydia: Genau, ich war 24.
Lilli: Ja, ich, glaube ich, auch. Cool.
Lydia: Ja, doch, 24, 25, irgendwie so.
Lilli: Ja, ich auch. Und wie ging es dann weiter? Du hattest diese Aufbauphase. Und du hast gesagt, das Geld war weniger. Rein nach den Zahlen könntest du eigentlich nicht von diesen Brautstylings leben. Wie hast du dann weitergemacht?
Lydia: Genau, wir haben ja auch dann festgestellt, da waren wir noch zu zweit, dann wir uns aber getrennt, weil wir einfach so viele Sachen hatten. Da hat es auch steuerlich nicht gepasst. Genau. Wir sind immer noch Freunde, aber es war einfach für uns gut, dass wir uns getrennt haben.
Genau. Meine Freundin hat es auch ein bisschen mehr als Hobby gemacht. Und ich habe das einfach von Anfang an sehr ernst genommen. Genau. Dann habe ich auch die Preise direkt angehoben. Ich glaube, ich habe direkt das Doppelte von dem Jahr davor verlangt.
Lilli: Sehr gut.
Lydia: Ja, ich habe irgendwann von dieser ganzen Phase gehört, wenn du zu viele Absagen schreibst, dann bist du immer noch zu günstig. Und wir haben wirklich die ganze Zeit nur Absagen geschrieben. Genau. Dann habe ich, wie gesagt, meine Preise erhöht. Ich habe viel weniger kostenlos gearbeitet.
Ja, da war, glaube ich, so. Ich habe in dem Jahr auch direkt meinen Umsatz mehr als verdoppelt. Genau. Ich meine, der Umsatz von dem ersten Jahr waren echt Peanuts. Ich glaube, ich habe 800 Euro Gewinn gehabt oder so. Ja, das sind einfach lächerliche Zahlen.
Lilli: Und hat dein Mann das dann ausgeglichen und mitgetragen?
Lydia: Genau. Wie ich vorhin schon gesagt habe, wir haben einfach Abstriche gemacht, dass wir uns einfach viele Sachen auch nicht geleistet haben. Das war auch in Ordnung für uns. Das kam auch noch dazu, dass mein Mann auch seinen Job gewechselt und auch nochmal weniger Geld verdient hat.
Genau, das für uns beide so. Aber wir haben auch beide gesagt, Geld macht nicht glücklich. Aber das, was man einfach gerne macht, erfüllt einem umso mehr. Für uns war das definitiv auch der Fall.
Ich meine, auf Dauer ist es immer auch schwer, wenn das immer so ist und man irgendwie auch kein Geld dafür bekommt, was man macht. Ich glaube, das macht einen dann auch nicht mehr happy. Genau, für uns war das einfach ein guter Weg.
Lilli: Voll schöne Einstellung. Und meistens, wenn man dann das macht, was einen erfüllt, dann kommt auch irgendwann das Geld.
Lydia: Ja.
Lilli: Es zieht das dann an.
Lydia: Voll.
Lilli: Und dann hast du dich entschieden, dass du auch andere Friseur*innen, Stylist*innen ausbilden möchtest? Wie war das dann?
Lydia: Entschieden?
Lilli: Nicht entschieden?
Lydia: Ja. Weil ich eigentlich schon vorher von verschiedenen Leuten krass mit E-Mails bombardiert wurde. Ja, ich habe gesehen, du arbeitest für diese und diese Stylist*in.
Es sind teilweise berühmte Stylist*innen gewesen, wo ich gedacht habe: was? Ich doch nicht! Überhaupt nicht mehr. Es ging einfach um die Lockerheit. Und dann haben die verschiedenen Menschen auch geschrieben, ob ich Workshops oder Coachings anbiete. Und ich habe einfach gedacht, die haben sie nicht mehr alle.
Ich kann mich auch total erinnern, dass ich zu meiner Freundin auch gesagt habe, ganz ehrlich, egal wie erfolgreich ich werde, ich werde keine Workshops anbieten. Weil ich kann mich einfach nicht ausdrücken. Es fällt mir extrem schwer, etwas zu erklären.
Und ja, vor allem vor Leuten zu sprechen. Und dann hat sie gesagt: ja, keine Ahnung, ich glaube, ich auch nicht oder so. Ja, und dann, ja, drei Jahre später habe ich dann einfach wirklich so viele E-Mails bekommen, dass ich dann bei einer gesagt habe: okay, was habe ich denn zu verlieren, wenn ich das zeige, was ich kann?
Die wollen ja wissen, was ich kann. Und die wollen ja nicht wissen, wie jemand anderes das kann. Und deswegen. Ich werde auch jetzt immer wieder gefragt: meinst du, ich bin bereit, Coachings zu geben? Weil ich werde manchmal gefragt oder so.
Oder ich bekomme mit, dass andere Stylist*innen gefragt werden und dann sagen: nein, ich mache sowas nicht. Wo ich denke: was ist denn bitte euer Problem? Wenn Leute da sind, die Nachfrage danach ist, warum nicht? Ich meine, man kann dabei ja nichts verlieren, wenn man einfach etwas zeigt, wie man es macht.
Lilli: Und wenn man schon danach gefragt und darum gebeten wird und nur noch ja sagen muss, warum nicht?
Lydia: Genau. Und offensichtlich macht man dann ja auch irgendwas richtig.
Lilli: Genau.
Lydia: Wenn es anderen passt oder irgendwie gefällt, was man sagt. Ja, so war das. Und dann habe ich mein erstes Einzelcoaching gegeben. Danach ist sofort das zweite Einzelcoaching gefolgt. Dann ist noch eine andere Stylistin auf mich aufmerksam geworden, die so Facebook-Lives gemacht hat. Die hat mich dann vorgestellt.
Danach ist das so voll geboomt, ja. Dann haben mich irgendwie noch mehr Leute gesehen. Und dann wurde ich auch angefragt, ob ich denn eigentlich Workshops gebe, weil nicht jeder Einzelcoachings mag. Manche kommen und wollen sich das einfach nur anschauen, wie ich das mache.
Und genau, dann habe ich meinen ersten Workshop gehalten. Ja, so ging das im ersten Jahr. Im zweiten Jahr habe ich dann mehr Einzelcoachings und noch mehr Workshops gemacht. Und in 2019 war, kann ich echt einfach so sagen, so mein Durchbruchjahr.
Da habe ich tatsächlich jeden Monat mindestens einen Workshop und einen Haufen Einzelcoachings, ich glaube 50 oder so, gehalten.
Lilli: Wow. Cool. Und hast du die Bräute nebenbei auch noch gemacht?
Lydia: Genau, ich habe auch, ich glaube, immer noch 50 Bräute dann in dem Jahr auch noch gemacht.
Lilli: Wahnsinn.
Lydia: Genau, das war richtig viel.
Lilli: Und die Online- und Videokurse und den Lockencurler hast du jetzt auch?
Lydia: Genau. Das ist auch 2019. Und das mit den Onlinekursen habe ich ja schon so lange vorgehabt, wirklich mindestens zwei oder sogar zweieinhalb Jahre, bevor ich das überhaupt gemacht habe.
Da hatte ich so die Idee und hatte einfach gedacht: wie wäre es denn, wenn man einfach so Videos aufnimmt? Da waren wirklich so Videokurse überhaupt noch gar nicht populär. Und ich habe immer wieder mitbekommen, dass Leute zu mir kommen wollten, aber denen das einfach zu weit war.
Und dann habe ich gedacht, dann mache ich einfach so ein paar Videos. Und dann habe ich damals gedacht, ja, so für, keine Ahnung, 15 Euro oder so biete ich das dann an, weil ich gedacht habe, dafür zahlt auch kein Mensch Geld, weil man findet heute auch alles auf YouTube.
Obwohl, solche, sage ich, hochwertigen Sachen hast du nicht auf YouTube gefunden. Ich weiß einfach selber, wie ich manchmal wirklich nächtelang im Internet unterwegs war, nach Sachen gesucht habe. Wie kriege ich denn jetzt das so hin, dass die Locken dann halten oder irgendwie so Sachen und Probleme, die man dann hatte.
Lilli: Und da ist es ja auch wieder, die Leute wollen nicht irgendein YouTube-Video anschauen, sondern von dir wissen, wie du es machst, weil sie dir vertrauen und dich kennen.
Lydia: Genau, ja. Das ist definitiv so, ja.
Lilli: Und ich kann mir vorstellen, dass es da vielleicht Stimmen in der Branche gegeben hat, die gesagt haben: naja, man kann doch keine Frisuren per Video lehren. Da muss man einen Workshop machen oder neben der Stylist*in stehen, um das sehen zu können. Hat dich das irgendwie zurückgehalten? Oder wie bist du damit umgegangen?
Lydia: Es gab auf jeden Fall auch eine ganz berühmte Stylistin, die auch wirklich ganz offen gegen meine Workshops wirklich gewettert hat. Ich habe das selber nicht gesehen, aber ich habe diese Sachen von verschiedenen Leuten zugeschickt bekommen.
Und im ersten Moment nervt einem das schon, weil sie hat auch relativ viel in der Branche zu sagen. Und es war dann für mich schon echt krass, muss ich sagen. Aber gleichzeitig habe ich auch gedacht, sie verbaut sich ja eigentlich selbst den Weg.
Lilli: Ja, das stimmt.
Lydia: Und deswegen. Ich habe ja nichts dadurch verloren. Danach hat sich kein Mensch abgemeldet. Umgekehrt, es haben sich noch viel mehr Leute angemeldet. Und die Ergebnissen sprechen ja einfach für sich.
Man muss bei Onlinekursen ja einfach sagen, wenn du bereit bist, etwas zu lernen und umzusetzen, dann kannst du bei Onlinekursen auch erfolgreich lernen. Wenn du nur etwas gucken möchtest und das nie umsetzt, dann hast du von Anfang an direkt verloren.
Lilli: Genau. Und ich denke mir auch, der Erfolg gibt dir recht. Es funktioniert mit Onlinekursen, man sieht es ja. Und wenn dann jemand kommt und sagt: nein, das funktioniert nicht, das ist dann einfach nicht richtig, weil es ja funktioniert.
Lydia: Genau. Ich hatte am Anfang auch meine Bedenken, dass ich gedacht habe, ich weiß nicht, ob das so gut läuft. Das ist ja definitiv der Fall, dass es trotzdem immer besser ist, wenn ich direkt daneben stehe und korrigieren kann und so. Aber es funktioniert auch so.
Ich sehe es wirklich, dass die Leute sich um Welten verbessern und die Frisuren einfach richtig schön werden. Teilweise wirklich genau so aussehen wie meine. Und wo ich denke, manche können das einfach nicht, ich zähle auch zu diesen Personen. Mir reicht ganz oft so ein Video, dass ich wirklich anschauen kann: wie macht diese Person das?
Lilli: Und du es gleich anwenden kannst.
Lydia: Genau.
Lilli: Was würdest du denn sagen, wie wird man als Stylist*in erfolgreich? Was gehört da alles dazu? Was muss man da beachten? Was sollte man auf keinem Fall tun?
Lydia: Ich habe das, glaube ich, am Anfang schon gesagt. Ich finde auf jeden Fall, wenn man netzwerkt, sich in der Branche ausbreitet oder – wie soll ich sagen? – verschiedene Leute einfach kennenlernt, dann kann man eigentlich nur erfolgreich werden, weil man sich einfach an die Leute halten muss, die einem dann empfehlen.
Ich habe das eher intuitiv gemacht. Ich bin am Anfang eher so in die Brautsalons gegangen und habe dort versucht, meine Flyer auszulegen. Ich habe Flyer erstellt. Und ich glaube, ich habe davon nur 20 Stück verteilt. Und der Rest ist alles in der Mülltonne gelandet.
Lilli: Ja, kenne ich.
Lydia: Genau. Und ansonsten bin ich wirklich ganz viel auf Meet-up gegangen, habe dort Fotografen kennengelernt. Und in der Zeit war das wirklich noch so, dass sie händeringend nach Make-up-Artists gesucht haben. Ich weiß nicht, wie das momentan ist. Ich war das letzte Mal vor einem halben Jahr auf einem Meet-up.
Und genau. Und dann war das wirklich so, ich habe ständig meine Visitenkarten abgegeben. Vor zwei Jahren war das so, dass ich über 30 Fotografen hatte, die mich weiterempfohlen hatten.
Lilli: Wow.
Lydia: Und die Fotografen sind ja eigentlich auch diejenigen, die von den Hochzeitspaaren eigentlich immer gefragt werden. Kannst du mir dafür jemanden empfehlen? Weil das sind meistens so die ersten, die gebucht werden. Genau.
Lilli: Ja, verstehe.
Lydia: Dann natürlich Hochzeitsplaner. Bei den Hochzeitsplanern ist es, glaube ich, immer ein bisschen schwierig, sich da selbst vorzustellen. Die finden einem meistens, habe ich die Erfahrung gemacht.
Lilli: Wie finden die einen?
Lydia: Mich haben sie zum Beispiel auch über das Wedding-Meet-up gefunden und sich natürlich die Sachen angeschaut. Oder über meine Instagram-Seite. Wie ich überhaupt erstmal meine ersten Kunden gewonnen hatte, das war bei mir Facebook.
Ich habe eine Facebook-Seite gemacht, alle meine Bekannten und Freunde eingeladen, die zu liken. Und dann habe ich Modelle eingeladen. Und ich würde auch sagen, das ist, glaube ich, so der Knackpunkt. Das sind – wie sagt man? – Übungskund*innen. Oder wie sagst du dazu?
Lilli: Testkund*innen.
Lydia: Ja, genau, Testkund*innen. Und die haben mich wirklich einfach ohne Ende weiterempfohlen. Und ich finde, das spinnt das Netz einfach immer so ein bisschen weiter.
Und dann erfahren andere und noch andere Leute von dir. Bei mir war das auch so, ich kann es echt empfehlen, als Anfänger seine Preise nicht direkt viel zu hoch anzusetzen. Wie soll ich sagen? Ich war im Verhältnis zu den anderen gut, aber ich war auch nicht bekannt. Mich kannte keiner.
Und deswegen war das dann auch so eine kleinere Hürde, zu sagen: okay, ich bezahle das Geld, ist gar kein Problem, wenn ich die nicht kenne. Ich habe dadurch nichts verloren. Und wenn man dann natürlich auch merkt, dass man überrannt wird, dann sollte man natürlich schleunigst seine Preise anpassen.
Man sollte natürlich auch nicht so Dumping-Preise machen und sich unter Wert verkaufen. Ich finde, das Thema Preis ist ja sowieso nochmal so ein Ding für sich, aber ja.
Lilli: Aber man muss sich erstmal beweisen.
Lydia: Genau. Danach ist bei mir Instagram gefolgt beziehungsweise haben wir eigentlich sofort im ersten Schritt eine Website gemacht, weil ich einen professionellen Auftritt wollte. Und ich habe mir erstmal eine Website machen lassen und später selbst gemacht.
Lilli: Die meisten machen es umgekehrt.
Lydia: Ja, ich kannte jemanden, der hat das dann gemacht. Aber wir waren nicht so ganz happy, dass wir dann nicht alles selber umändern konnten. Später, als wir uns dann getrennt haben, habe ich dann gedacht, das ist jetzt die Gelegenheit.
Ich bin sowieso so ein Mensch, gefühlt kann ich alles. Hört sich immer so sehr überheblich an, aber ich habe früher immer gesagt, ich kann alles und nichts richtig.
Lilli: Bist ein Multi-Talent.
Lydia: Genau, ja.
Lilli: Sehr schön. Und du hast schon gesagt, deine ersten Kund*innen hast du in deinem Umfeld gewonnen, was ich ja auch immer empfehle, dass man einfach mal in seinem eigenen Umfeld bekannt macht, was man anbietet, dass man jetzt selbstständig ist, dass man zum Beispiel Testkund*innen sucht.
Und du hast Website, Facebook, Instagram, Empfehlungen und Netzwerken gesagt. Sind das die Marketing-Kanäle, die sich besonders gut für Stylist*innen eignen? Oder gibt es da noch was, was du empfehlen würdest?
Lydia: Voll. Auf jeden Fall. Und Pinterest auf jeden Fall. Wobei, bei Pinterest muss man sich noch mehr reinknien. Das muss man verstehen, dass man da nicht einfach nur drauflos pinnt. Ich habe auch immer schon gepinnt. Aber ich habe immer so gedacht, ja, dann pin ich einfach mal 100 Pins am Stück, dann ist gut.
Und dann habe ich mich gewundert, dass das nicht läuft. Und dann habe ich mir aber jemanden ins Boot geholt, die das für mich macht. Mittlerweile sind wir gerade dabei, dass das jetzt an meine Mitarbeiterin übertragen wird. Aber genau.
Lilli: Ich kann mich erinnern, du hast ja die eine Million Betrachter*innen pro Monat geknackt.
Lydia: Genau. Das erste mal letztes Monat. Und jetzt zwei schon dauerhaft die ganze Zeit.
Lilli: Und da pinnst du vor allem Frisuren, oder? Und die Bräute finden das dann auf Pinterest und sagen zu ihren Stylist*innen: ja, die Frisur hätte ich auch gern. Und dadurch buchen die auch wieder deine Videokurse, richtig?
Lydia: Genau, erstmal das. Erstmal habe ich mich tierisch aufgeregt. Weil die Bianca hat das für mich die ganze Zeit gemacht. Und wir haben mit ihr besprochen, ich möchte Stylist*innen ansprechen.
Und dann haben wir das auch alles so ausgerichtet, dass es immer an Stylist*innen geht. Und trotzdem sehe ich ja, dass es wirklich haufenweise Bräute pinnen. Und das hat mich dann so aufgeregt, wo ich gedacht habe: die Reichweite ist falsch. Die kann ich so nicht wählen.
Und dann habe ich das erste Mal gemerkt, es war noch nicht mal, dass ich gemerkt habe, dass darüber Kurse gekauft wurden, sondern ich hatte eine Stylistin in dem Live-Kurs. Ich habe gefragt: wie hast du mich denn gefunden? Hat gesagt: „ja, meine Braut hat mir ein Bild von dir gezeigt.
Und dann bin ich da drauf gegangen und habe gesehen, du machst auch Videokurse. Und dann bin ich dir auf Instagram gefolgt und habe gesagt, du machst ja direkt bei mir in der Nähe einen Kurs.“ Und dann hat die sofort gebucht.
Das ist so verrückt. Weil ich so gedacht habe: ja, okay, krass, ich habe einfach mal mit einer Buchung für mich jetzt die Pinterest-Kosten von über einem halben Jahr wieder reingeholt.
Lilli: Wow, cool.
Lydia: Ja.
Lilli: Perfekt. Wenn jetzt jemand überlegt, Brautstylist*in zu werden, was erwartet diese Leute? Vielleicht kannst du mal so teilen, wie der Alltag aussieht und welche Erlebnisse man da auch mit seinen Kund*innen hat?
Lydia: Viele denken ja, als Brautstylist habe ich nur am Wochenende zu tun. Aber natürlich habe ich auch unter der Woche zu tun, weil wenn man das jetzt als Vollzeit macht, dann muss ich ja unter der Woche natürlich meine Probetermine machen, weil am Wochenende funktioniert das bei mir zumindest nicht. Es wäre einfach zu viel.
Genau. Ich finde, Brautstylist ist auch ein sehr emotionaler Job. Wobei man selbst nicht emotional werden darf. Du kannst einfach irgendwie eine Wand auffangen. Und ich merke dann ganz oft, ich bin hochsensibel. Und bei mir kommt das meiste dann zum Vorschein, wenn ich nachhause komme. Ich bin dann innerlich wirklich so.
Und ich kann dann abends manchmal nicht einschlafen, weil ich diese Gefühle alle so in mich aufsauge. Und ich stehe dann einfach lieb, nett und mache mein Ding. Und trotzdem, ich merke oft auch auf der Heimfahrt, dass mir dieses ganze Gewusel um mich herum schon zusetzt.
Und ich glaube, so gerade die ersten paar Wochen war ich schon immer sehr müde. Vor allem auch die Probetermine ermüden einen unglaublich. Viele sagen: ja, das ist doch richtig schön, mit glücklichen Menschen zusammenzuarbeiten.
Aber dieses auf den anderen Menschen so krass einlassen, ist auf jeden Fall schon anstrengend. Das muss ich schon sagen. Und nicht nur einlassen, sondern du musst andauernd jemanden gefallen. Verstehst du was ich meine?
Lilli: Ja, total.
Lydia: Das ist ja auch eine Dienstleistung. Du möchtest ja auch, dass die Kundin sich selbst gefällt. Und versteh mich nicht falsch, ich möchte das selber von ganzem Herzen.
Ich möchte ja auch, dass sie sich im Spiegel anschaut und sich selbst wunderschön findet. Und dann muss man sich selbst aber wirklich einen Riesenschritt zurückstellen und nicht die ganze Zeit das umsetzen, was man selber schön findet.
Lilli: Genau.
Lydia: Und dadurch, dass ich natürlich mein Portfolio zeige, habe ich schon oft die Kunden, ich ziehe damit ja auch die Kunden an, denen mein Style gefällt. Aber trotzdem gibt es immer wieder kleine Ausnahmen, wo ich jetzt einfach denke, am liebsten würde ich jetzt das machen, aber die Kundin möchte einfach etwas anderes.
Und dann muss ich auch einfach mein Gehirn ausschalten und einfach das umsetzen, wie die Kundin das möchte. Genau.
Lilli: Du bist als Brautstylistin eigentlich sehr wenig selbstbestimmt. Weil du musst wirklich genau das machen, was die Kundin haben will. Und ich stelle mir das auch mit so früh am Wochenende aufstehen zum Beispiel schwierig vor. Das wäre gar nichts für mich.
Lydia: Genau. Du kannst als Brautstylist*in trotzdem die Termine nicht annehmen. Wenn du das nicht möchtest, dann nimmst du die Termine einfach nicht an. In meinem ersten Jahr habe ich ja wirklich alles Querbeet angenommen, war dann sofort ausgebucht.
Genau, und im August waren wir wirklich tot. Wir haben gedacht, wir können jetzt nicht noch zwei Monate jedes Wochenende so weitermachen. Und teilweise wirklich fünf Bräute am Wochenende. Drei Bräute zum Beispiel am Samstag und zwei Bräute am Freitag.
Lilli: Wahnsinn.
Lydia: Das war dann schon echt heavy. Und im zweiten Jahr habe ich mir dann einfach gesagt, das mache ich einfach nicht mehr. Das war 2016. Genau, ich war dann auch noch schwanger. Das kam auch noch dazu. Ich habe 2016 noch ein drittes Kind bekommen. Und dann hat mein Mann gesagt, das kannst du einfach nicht mehr machen.
Dann habe ich nur noch drei Wochenende pro Monat gearbeitet. Ich habe auch gemerkt, ich kann das super verteilen. Ich habe mir dann einfach die Termine als frei geblockt. Und wenn mich dann eine Kundin angefragt hat, dann habe ich gesagt, ich bin da schon gebucht.
Lilli: Genau. So hast du dir dann deine Selbstbestimmtheit selbst gemacht.
Lydia: Genau. Und dann in dem Jahr danach habe ich dann gemerkt, obwohl ich jeden Monat ein Wochenende mehr frei hatte, hatte ich trotzdem genau so viele Kundinnen. Es hat sich einfach nur anders verteilt. Und dann das Jahr darauf hatte ich noch ein Wochenende mehr frei.
Ich hatte immer zwei freie Wochenenden und hatte trotzdem genau so viele Kundinnen. Das war für mich so – wie soll ich sagen? – ich habe echt so gedacht: wie funktioniert das? Aber man hat es selbst gesehen, es hat sich einfach anders verteilt. Genau.
Und wenn Kundinnen unbedingt wollten, dann sind die auch morgens um acht schon aufgestanden und haben sich auch schon stylen lassen, weil sie vielleicht unbedingt von mir gestylt werden wollten. Und genau, das hat sich einfach umverteilt. Und in dem Jahr habe ich dann auch gemerkt, okay, ich schreibe einfach immer noch viel zu viele Absagen.
Ich hatte 600 Absagen gezählt. Einfach gedacht, es kann einfach nicht sein, dass ich mit diesen Anfragen nichts machen kann. Ich habe die natürlich immer weiterempfohlen, aber ich habe teilweise auch gemerkt, ich empfehle die an Kolleg*innen weiter, die auch alle ausgebucht sind. Es hat irgendwie auch nichts gebracht.
Und ja. Ich habe dann erstmal versucht, ich habe zwei Praktikant*innen gehabt, die drauf anzulernen. Aber dann habe ich auch gemerkt, das ist nicht so easy, so Leute aus dem Nichts dann da anfangen. Die waren nicht so motiviert, wie ich mir das selber vorgestellt hatte. Und ja, dann habe ich mir meine Freelancer mit ins Boot geholt.
Einfach Leute, die schon selber selbstständig waren und aber nicht so viele Buchungen hatten. Genau. Da habe ich wirklich gemerkt, die sind motiviert, wollen voll, haben aber vielleicht keine Lust auf Social Media oder einfach selbst so viel zu zeigen. Für die war das auch einfach ein guter Job nebenbei.
Lilli: Das heißt, du hast so eine Art Agenturmodell dann eingeführt?
Lydia: Genau.
Lilli: Cool. Es ist ja auch ein saisonales Business. Es gibt eine Hochzeitssaison von, weiß ich nicht, April bis Oktober. Ich könnte mir vorstellen, dass ich jetzt viele fragen: ja, aber wie mache ich dann den Winterumsatz? Wie hast du das immer gelöst? Oder was würdest du empfehlen?
Lydia: Am Anfang war das auch tatsächlich so, dass es sehr saisonal war. Und mit der Zeit hat sich das einfach mega verteilt. Ich habe auch immer im Winter Bräute gehabt.
Je bekannter man wird, desto mehr Leute finden einen auch einfach, weil es heiraten einfach das ganze Jahr über Menschen. Und ich habe auch in den Wintermonaten einfach zusätzliche Leistungen angeboten. Ich würde grundsätzlich auch immer sagen, ich habe mir jetzt auch mehrere Standbeine aufgebaut.
Da es immer Sinn macht, zusätzliche Leistungen zu dem Brautstyling-Business zu machen, die man einfach nochmal zusätzlich zum Brautstyling verkaufen kann, aber auch wenn man auf einmal vielleicht krank wird oder auch irgendwas ist, oder wie jetzt Corona war, dass man trotzdem irgendwas hat, das man auch durchführen kann.
Ja, bei mir waren das erstmal kleine Workshops, die ich gemacht habe. auch nicht für Kolleg*innen, sondern Privatkund*innen, sowas wie Junggesellenabschiede oder einfach Menschen, die einfach lernen wollen, sich zu schminken.
Genau. Für mich selbst habe ich gemerkt, dass das nicht mehr Ding ist. Für mich ist das sehr anstrengend, auch in Gruppen zu arbeiten. Deswegen sind Workshops für mich auch immer anstrengend.
Lilli: Wenn man hochsensibel ist, dann muss man darauf eh achten.
Lydia: Genau. Ich komme abends nicht richtig runter. Das dauert bei mir wirklich fast schon eine Woche, wirklich, sage ich jetzt mal, von so einem Trip runterzukommen. Genau. Ich wirke auch gar nicht so.
Lilli: Nein, gar nicht.
Lydia: Genau. Ich wirke immer so voll extrovertiert, bin ich aber gar nicht. Genau, deswegen.
Lilli: Man merkt es dir gar nicht an.
Lydia: Ja.
Lilli: Ich finde es wichtig zu wissen, dass man so veranlagt ist und dass es auch eine Stärke sein kann. Man kann sich dann zum Beispiel total in andere hineinversetzen oder Schwingungen von Kund*innen zum Beispiel besser wahrnehmen.
Gerade als Brautstylist*in ist das ja sehr wichtig. Und dann braucht man Strategien, dass man sagt: okay, ich habe zwei freie Wochenenden pro Monat, weil ich brauche das einfach. Dass man sich auch traut, Grenzen zu setzen und sie zu wahren.
Lydia: Genau.
Lilli: Und dass man Strategien hat, um runterzukommen. Dass man irgendwas zum Ausgleich hat oder sagt: okay, ich weiß einfach, ich brauche eine Woche, um mich von so einem Gruppenevent zu erholen. Und ja, dass man sich in der Woche dann weniger Social Interaction einteilt.
Lydia: Genau. Bei mir sind das wirklich einfach freie Tage. Ich plane mir einfach danach dann nichts ein. Danach bin ich einfach fix und fertig. Und meistens liegt man wirklich auf dem Sofa. Und ich merke auch einfach, ich brauche das einfach, um meine Akkus wieder aufzuladen.
Lilli: Kann ich sehr gut verstehen. Was würdest du denn sagen, was gute Stylist*innen auf jeden Fall haben oder machen sollten? Was macht gute Stylist*innen aus?
Lydia: Auf jeden Fall, dass die dran bleiben. Wie sagt man? Ich habe immer so Probleme mit Stichwörtern. Heißt das Zahn der Zeit oder so?
Lilli: Am Zahn der Zeit? Ich glaube schon, ja. Ich bin auch nicht so gut mit Sprichwörtern.
Lydia: Verwechsle immer alles. Auf jeden Fall, dass man einfach auch dran bleibt, auch einfach die Trends und so erkennt. Dass man auch schaut: wie macht man das heutzutage? Aber ich finde auch ganz krass, dass man auch selbst weiter im Üben bleibt.
Für mich ist es zum Beispiel auch mega wichtig, ich habe auch überlegt, ob ich mit den Bräuten aufhören soll, weil ich hätte theoretisch genug Umsatz mit meinen Coachings, dass ich meine Bräute nicht mehr bräuchte. Aber für mich ist es selber mega wichtig, einfach im Thema zu bleiben.
Ja. Ich weiß nicht, ich habe einfach Angst, dass ich aus dem Thema zu sehr raus bin und einfach nur noch so von weit weg so coache.
Lilli: Ja, dass du im Markt bleibst und alles mitbekommst und so.
Lydia: Genau.
Lilli: Weil ich glaube schon, dass sich die Beauty-Branche schnell ändert, dass es da immer wieder neue Trends gibt.
Lydia: Auf jeden Fall, total.
Lilli: Und welche Fehler sollten auch angehende Stylist*innen oder auch welche, die schon selbstständig sind, vermeiden?
Lydia: Ich würde grundsätzlich sagen, was die Selbstständigkeit betrifft, glaube ich, eher, ich habe mir zum Beispiel damals kein eigenes Konto dafür gemacht. Es ist für mich ein großer Fehler gewesen, dass ich das alles sehr vermischt habe. Ich habe das danach nicht so ganz ernst genommen.
Aber auch, dass ich nichts zurückgelegt habe und dann überrascht worden bin. Weil ich habe auch gedacht, ach, ich verdiene ja nicht so viel Geld. Ich weiß nicht, wie viel ich dann nachzahlen muss. Wenn es ein paar hundert Euro sind. Und dann waren es doch ein paar mehr hundert Euro, die ich da Steuern zahlen musste.
Genau. Aber auch grundsätzlich, dass man sich mit dem Thema Selbstständigkeit vielleicht zu wenig befasst, aber auch, was ich sehr häufig wahrnehme, dass Stylisten auch so in ihrer Bubble bleiben. Dass sie dann nur mit anderen Stylisten oder nur mit ihren eigenen privaten Personen connecten.
Manchmal noch nicht mal mit anderen Stylisten, dass man so unter sich bleibt. Ich habe einfach auch selber so gemerkt, mein Durchbruchjahr war eher in 2019. Das war ja auch das Jahr, wo ich dich gefunden oder mit dir gearbeitet habe.
Und ich habe ja schon seit jeher immer meine Fühler weiter ausgestreckt, als das Brautstyling- und Hochzeits-Business. Ich habe auch immer schon Bücher gelesen. Zeitmanagement hat mich schon immer interessiert oder, ja, keine Ahnung, einfach andere Sachen, die außerhalb von meiner Bubble waren.
Lilli: Genau. Dass man auch diese ganzen unternehmerischen Aspekte berücksichtigt und nicht nur die eigene Dienstleistung. Sondern was alles drum herum ist, Finanzen, Buchhaltung, Weiterbildung, alles Mögliche. Ja, das vernachlässigen viele aus allen Branchen.
Lydia: Voll. Ich liebe auch immer noch bis heute total, mich einfach mit anderen Selbstständigen zu unterhalten, wenn man irgendwie die Gelegenheit hat und feststellt: ach, du bist selbstständig? Dann kommt das direkt so gleich zur Sprache. Man bubbled einfach ganz viel.
Und wie machst du das und das? Und wie machst du es mit der Steuer? Oder keine Ahnung, was auch immer das ist. Das sind so verschiedene Sachen. Oder Leasing oder keine Ahnung. Das sind so kleine Dinge, wo man dann draufkommt.
Und das hilft einem so unglaublich. Egal, was das für Gespräche sind, das motiviert einen, das gibt einfach so einen ganz anderen Blickwinkel, auch wenn es so komplett andere Businesse, Zweige, Branchen sind. Aber ja.
Lilli: Die Probleme sind ja oft dieselben. Egal, ob ich jetzt eine Texter*in, Stylist*in oder Designer*in bin. Wir machen alle eine Dienstleistung, haben mit Kund*innen zu tun und wir haben trotzdem alle dieselben Probleme.
Und da tut es gut, sich auch mit Branchenfremden mal auszutauschen, weil die oft doch einen anderen Blickwinkel haben, irgendwas anderes machen oder weil man sich überlegen: was könnte ich davon für meine Branche anwenden oder abwandeln?
Genau. Du hast vorher schon angesprochen, du bist Dreifach-Jungs-Mama, Unternehmerin, hast viele Projekte, bist viel mit deinen Workshops et cetera unterwegs. Wie organisiert ihr euch da als Familie? Du hast ja auch Haus und Hof, sage ich mal, und dein eigenes Studio. Da gibt es ja zuhause wahrscheinlich auch ganz viel zu managen und zu tun.
Lydia: Genau. Definitiv. Angefangen hat es einfach damit, dass mein Mann einfach auch wirklich krass dahinter war. Wir haben es wirklich – wie sagt man heutzutage so schön? – so committed, dass wir einfach wirklich gesagt haben. Wir stehen wirklich beide dahinter.
Es sind unsere beiden Kinder, nicht nur meine, wie das ja ganz häufig irgendwie so dargestellt wird. Ich verstehe das heutzutage sowieso nicht, dass es immer noch so ist, obwohl wir ja eigentlich mittlerweile so weit sind, dass trotzdem die Mamas immer irgendwie die sind, die so für die Kinder verantwortlich sind.
Ich verstehe das nicht. Auch teilweise Freunde. Wie haben die gesagt? So, sie sind immer so verwundert darüber, dass mein Mann das mitmacht. Ich denke so: wieso mitmacht? Ich mache das ja nicht, um mich selbst irgendwie krass zu verwirklichen oder so, sondern es ist meine Arbeit.
Wenn das mein Mann machen würde, wenn er reisen oder auf Montage müsste, zwei Jahre war mein Mann viel auf Montage, da hat das kein Mensch gefragt, wie ich das mitmache. Deswegen.
Das war für uns einfach noch nie irgendwie, sage ich jetzt, besonders. Wir haben schon von Anfang an immer unsere Hausarbeit auch geteilt, auch wo wir auch nur zu zweit waren. Da hat mein Mann schon immer das Klo geputzt.
Lilli: Meiner auch.
Lydia: Und andere Sachen gemacht. Muss auch einfach sagen, in der Hinsicht ist mein Mann auch wirklich tatsächlich besser. Wir sind auch beide wirklich der Meinung, es gibt einfach Sachen, die der eine oder andere besser kann.
Genau. Natürlich nervt ihn das manchmal, dass er dann auch von der Arbeit kommt. Der hat auch einen. Vollzeitjob. Ich bin dann gefühlt zuhause. Und dann denkt er, es wurde nichts gemacht. Das ist so das Problem, wenn man dann von zuhause arbeitet.
Lilli: Genau, ja.
Lydia: Das sind aber so Sachen, wo wir uns dann einfach aussprechen, einfach miteinander gnädig sein dürfen, auch wenn er zuhause ist und auch von zuhause gearbeitet hat, dann ich auch gnädig. Meistens ist er aber derjenige, der mir immer so beweist, wie viel man zuhause machen kann.
Lilli: Dann bleibt die Arbeit liegen.
Lydia: Genau. Ja deswegen. Wie gesagt, wir haben schon immer einfach zusammengearbeitet. Aber ich habe auch wirklich relativ schnell festgestellt, ich muss auch nicht alles alleine machen. Und ich glaube, da haben wir auch ganz oft schon drüber gesprochen.
Vor fast zwei Jahren habe ich mir für meinen ganzen Bürokram Hilfe geholt, den ich auch einfach nicht gerne mache. Ich kann mich auch noch, als wäre das heute, an unser erstes Einzelcoaching erinnern, wo du mir erklärt hast, es gibt einfach Sachen, die einen Wert von zehn Euro die Stunde
Lilli: Genau.
Lydia: einen Wert von 100 Euro die Stunde und was auch immer haben. Und das war für mich wirklich so Mindblowing. Ich weiß noch, wie ich danach mit meinem Mann da so gesessen habe. Habe gesagt: ja, ist voll wahr. Und dann haben wir die ganze Zeit nur diskutiert.
Was machen wir zuerst? Holen wir uns eine Putzfrau? Oder holen wir uns jemanden, der meine Bürosachen macht? Und ich habe wirklich, glaube ich, noch einen Monat überlegt.
Und dann habe ich recht schnell jemanden gefunden, der meinen Bürokram macht. Und eine Putzkraft kam dann auch hinterher. Aber jetzt putze ich gerade wieder selbst. Wegen Corona war das ja dann auch erstmal wieder schwieriger. Genau.
Lilli: Ich finde das auch immer ganz wichtig, dazu zu sagen. Du machst diese vielen verschiedenen Sachen nicht alleine, sondern du hast Hilfe von deinem Mann, Assistenz, Putzkräften.
Die Leute vergleichen sich dann vielleicht mit anderen und machen selbst alles selbst und sagen: oh nein, ich schaffe nicht so viel, ich kann das nicht und ich bin nicht gut genug.
Aber man muss immer aufpassen, mit wem man sich vergleicht, weil man die Hintergründe einfach nicht kennt. Und viele, mit denen man sich vergleicht, die machen nicht alles alleine. Und man sieht es von außen nur nicht.
Lydia: Mir ist es auch echt wert. Die Zeit ist es mir wert, dass ich dafür bezahle.
Lilli: Genau.
Lydia: Und am Anfang wäre das vielleicht noch nicht so gewesen, aber ich sage mal, der Schmerz war einfach groß genug. Ich hatte eine Braut, die wirklich sechs Wochen auf ihre Antwort gewartet hat. Und ich bin einfach nicht dazu gekommen.
Und das war für mich auch so schlimm, ich habe mich so geschämt, dass ich, ich glaube, nach vier Wochen einfach nicht mehr antworten wollte. Und letztendlich habe ich ihr trotzdem geantwortet. Und die hat sogar noch gebucht. Ich verstehe das bis heute immer noch nicht.
Ich hätte einfach gesagt: jetzt brauchst du dich auch nicht mehr zu melden. Genau. Und irgendwas wollte ich dir noch sagen, aber ich habe es jetzt vergessen. Sorry. Ich habe jetzt auch mittlerweile eine feste Assistentin, eine Vollzeitmitarbeiterin.
Lilli: Cool.
Lydia: Das heißt, mir ging wirklich – auf Deutsch gesagt – der Arsch auf Grundeis im September. Wir hatten alles schon vorher besprochen. Und ich habe einfach gedacht: was hast du da gemacht? Bist noch ganz dicht?
Ja, aber jetzt so einen halben Monat später habe ich das Ganze wieder anders gesehen. Und jetzt, zwei Monate später, jetzt ist sie fast zwei Monate bei mir, wo ich einfach denke, einfach mega. Besser hätte ich es nicht machen können. Ich merke einfach, wie mich das krass entlastet, was für eine Freiheit mir das selber gibt.
Und wir haben da auch schon ganz oft darüber gesprochen. Eins von meinen Werten ist einfach Freiheit. Und wenn ich das habe, bin ich wirklich glücklich. Das ist auch das, was für mich so wert ist zu arbeiten, was für mich auch Erfolg bedeutet.
Genau, wenn ich einfach frei sein kann, in dem, was ich mache, wohin ich fahre. Deswegen war, glaube ich, auch Corona für mich so schlimm, weil ich nirgends wo hin konnte. Und ja.
Lilli: Man fühlt sich dann in seiner Freiheit so beschnitten.
Lydia: Genau.
Lilli: Ja, ich glaube, irgendwann merkt man, dass man das Nadelöhr in seinem eigenen Business ist und man selbst das Problem ist, weil man sich nicht traut, andere reinzulassen oder was abzugeben. Und wenn dann die Kunden sechs Wochen auf eine Antwort warten, dann checkt man es, oder?
Lydia: Ja, voll.
Lilli: Dass es einfach nicht mehr alleine geht und man sich selbst damit im Weg steht und Sachen verbaut.
Lydia: In der Zeit habe ich wirklich so geguckt: kann ich jemanden einstellen? Ich habe auch selbst gegoogelt: wann sollte ich Mitarbeiter anstellen? Das ist auch etwas, was ich ständig gefragt werde. Da hat dann ein Unternehmer gesagt: wenn der Schmerz groß genug ist.
Lilli: Das ist eine gute Antwort, ja.
Lydia: Und ich muss es auch immer noch sagen, wo du gerade auch gesagt hast, Menschen vergleichen sich. Ich werde immer wieder gefragt: wie schaffst du das alles? Dann sage ich auch immer: ich habe Hilfe.
Und dann spreche ich ein Jahr später wieder mit diesen Personen und sie fragen mich schon wieder: wie schaffst du das alles? Dann sage ich immer noch: ich habe Hilfe. Und dann erkläre ich denen sogar alles, wie ich das genau gemacht habe, und diese Personen haben sich immer noch keine Hilfe geholt. Ja, so what?
Lilli: Und sind am selben Fleck. Ja, das Ding ist auch, Geld kommt wieder, aber Zeit nicht. Ich kann jederzeit wieder neues Geld beschaffen, aber ich kann die Zeit oder Freiheit nicht zurückholen. Oder wenn ich den ganzen Tag am Laptop und Handy klebe, dann ist das ja auch irgendwie gar nicht alles wert, finde ich.
Lydia: Ja, finde ich auch. Vor allem sind es so viele Kleinkram-Sachen, die man dann abgeben kann.
Lilli: Die man auch gar nicht selber machen muss. Es gibt keine Notwendigkeit, dass ich jetzt selber meine ganzen E-Mails beantworte oder wenn die Leute ihr Passwort für den Onlinekurs verloren haben, dass ich ihnen das zuschicke und so. Das ist einfach nicht notwendig.
Lydia: Ja.
Lilli: Genau.
Lydia: Ich liebe das auch einfach, wenn ich einfach mit meinen Kindern oder was auch immer unterwegs bin, und da kommt eine E-Mail rein, die superwichtig ist. Ich weiß noch, wie ich mich dann früher einfach hingesetzt habe und dann musste ich das schnell am Handy tippen oder was auch immer.
Wo ich jetzt einfach sagen kann: hier, Elisa heißt meine Assistentin, kannst du nicht vielleicht einfach mal gucken? Bist du gerade am Laptop? Und dann sagt sie: ja, klar, mache ich. Oder es muss eine Rechnung rausgesucht werden. Meine Bürokraft ist eine Freelancerin. Die habe ich ja auch noch.
Und die macht meine ganze Buchhaltung. Die macht das auch meistens so auf Zuruf, wenn sie gerade am Laptop ist. Deswegen ist das für mich echt eine große Freiheit oder auf jeden Fall ein großer Schritt in Richtung Freiheit.
Lilli: Sehr schön. Ich habe noch eine beziehungsweise zwei Fragen an dich. Dir ist ja etwas Schlimmes passiert.
Du hattest ja schon ganz viele Instagram-Follower*innen, hast dir da eine mega Community aufgebaut, deine ganzen Kund*innen darüber gewonnen und dann wurde deine Facebook- und damit auch den Instagram-Account gehackt und du konntest dich nicht mehr einloggen.
Und das war irgendwie dann alles weg. Kannst du uns da mal ein bisschen mitnehmen, was da passiert ist, welche Auswirkungen das hatte und was du jetzt anderen einfach als Vorsorge dafür empfehlen würdest?
Lydia: Genau. Ich glaube, so richtig vorsorgen kann man tatsächlich nicht. Ich habe mich damals erkundigt und nochmal schlau gemacht. Ich hatte tatsächlich schon die Zwei-Stufen-Authentifizierung, trotzdem haben sie es irgendwie geschafft.
Ich bin ja, glaube ich, nicht irgendwie böswillig gehackt worden, auf mich persönlich bezogen, sondern ich bin einfach der Meinung, es wurde Instagram einfach damit angegriffen. Genau. Das war schon echt ein mega Schock für mich.
Ich bin einfach morgens aufgewacht, ich habe an dem Tag noch ausgeschlafen und noch gedacht: ach, ich gucke heute nicht direkt auf mein Handy, weil man ja häufig so schnell sofort so guckt. Und dann haben wir noch gefrühstückt.
Und irgendwann bekomme ich von einer Kollegin eine Nachricht: was ist mit deinem Instagram los? Dann habe ich gedacht: okay, was ist denn? Keine Ahnung. Habe oder wollte mich einloggen und dann bekomme ich schon die Nachricht, dass irgendwas nicht funktioniert.
Und dann habe ich das nochmal versucht. Und dann habe ich erst so wahrgenommen, okay, da ist wirklich irgendwas im Busch. Habe ich mich bei Facebook angemeldet und erstmal habe ich wirklich gedacht: ach ja, es vergeht bestimmt ganz schnell.
Innerhalb von einer halben Stunde wurde mir dann auf einmal so klar, ich glaube, es könnte wirklich sein, dass alles einfach direkt ist. Das hat mich schon extrem schockiert, weil das war auch in der Zeit, wo es mir sowieso nicht gut ging, weil Corona ja da war und wir durften ja auch nicht arbeiten.
Und das Ganze war sowieso schon schlimm genug. Es war alles auch stressig, weil die Kinder ja auch zuhause waren. Und ich habe dann einfach alles gemacht, was ich machen konnte. Ich habe meinen Ausweis da hingeschickt und so weiter und so fort. Das musste ich dann da auch machen, um meinen Account wieder zurückzubekommen.
Und die meisten, die sich damit so auskannten, haben mir auch gesagt: ach, es wird bestimmt maximal ein paar Tage dauern, vielleicht zwei, drei Tage, dann hast du deinen Account wieder. Ich habe meinen Account bis heute ja nicht. Und ja, ich weiß auch, insgesamt habe ich das Ganze so relativ sachlich und so – wie soll ich sagen? – clean gesehen.
Das war für mich nicht so wirklich emotional, wo ich gedacht habe: ach, ja, ist ja nur Instagram. Ich definiere mich ja sowieso nicht über die Followerzahl. Ich habe dann auch sofort gedacht, zum Glück habe ich meinen Newsletter. Das war für mich so das erste, wo ich gedacht habe, Newsletter, Website, ich werde immer noch gefunden.
Das ist nicht das Problem. Und ich sage jetzt mal, ich habe mir 2019/2020 auch so ein bisschen einen Namen gemacht. Es heißt ja, die Leute vergessen einen nicht sofort.
Lilli: Genau, du hast deine Marke aufgebaut.
Lydia: Genau. Und dann habe ich aber meinen Mann angerufen. Und als ich meinen Mann angerufen habe, da habe ich gemerkt, okay, das ist doch wirklich schlimm.
Ich habe dann Rotz und Wasser geheult und in dem Moment auch so richtig gecheckt: ach du meine Güte, da ist ja so viel Text und Mehrwert, was einfach verloren gegangen ist. Ich kann das ja noch nicht mal wiederverwenden. Es ist einfach weg.
Lilli: Die ganzen Inhalte waren auch weg?
Lydia: Ja, natürlich.
Lilli: Ich habe geglaubt, du kannst dich einfach nicht einloggen und den Account bespielen. Aber es war einfach alles weg?
Lydia: Es war alles weg. Alles.
Lilli: Oh Gott.
Lydia: Ja, genau. Ich habe die Bilder ja einfach noch auf meinem Handy und so. Bilder und Videos waren teilweise noch gespeichert, aber auch viele Bilder und Videos waren einfach weg, weil ich manche Sachen auch einfach gelöscht habe, weil ich gedacht habe: wofür brauche ich das? Das ist auf Instagram.
Ich habe auch gedacht: wie soll ich dieses Jahr überhaupt überleben? Wer wird überhaupt meine Kurse buchen? Und ja, keine Ahnung. Ich habe ja irgendwie meine Plattform verloren, irgendwie auch meine Audience. Und 6.000 Follower sind ja auch schon. Ich hatte fast 6.000.
Mir haben wirklich ein paar Follower zu 6.000 gefehlt, wo ich mir so gedacht habe: cool, dann mache ich wieder ein neues Gewinnspiel oder irgendwas. Den Tag davor hatten wir auch noch ein Live-Video und davor noch ein Live-Video. Und irgendwie ging das gerade so krass durch die Decke.
Ja, und jetzt so ein paar Monate später, das war ja Ende März, wo das alles passiert ist, muss ich echt sagen, es ist überhaupt nichts passiert. Es ist überhaupt nicht schlimm.
Ich habe so viele Kolleg*innen, die mich dann auch unterstützt haben und dann auch wirklich das alles so krass in ihren Stories geteilt haben. Ich hatte dann innerhalb von paar Tagen wieder tausend Follower, glaube ich.
Lilli: Genau, du hast ja dann einen neuen Account einfach gestartet.
Lydia: Genau.
Lilli: Hast eigentlich wieder von null begonnen und, ja, machst das so weiter.
Lydia: Genau. Nein, tausend ist nicht wahr, aber ich glaube, so 500 oder 600 hatte ich dann wieder eingesammelt. Und da hat man auch schnell gemerkt, das sind dann die Leute, die das auch interessiert.
Und jetzt so vor, ich glaube, zwei Monaten bin ich gefragt worden, da kannte jemand jemanden, der bei Instagram sitzt und hat dann gesagt: ich kann mich für dich, wenn du möchtest, erkundigen, ob die dir deinen Account zurückgeben.
Und ich muss ehrlich sagen, ich will den nicht mehr zurück. Ich brauche den nicht. Auf den neuen funktioniert das einfach so viel besser. Ich merke einfach, es wurde so ein bisschen die Spreu vom Weizen getrennt.
Lilli: Genau, ja.
Lydia: Ich habe wirklich zu 90 Prozent Stylist*innen auf meinem Profil. Das ist ja auch meine Zielgruppe. Genau, deswegen.
Lilli: War es vielleicht für das gut.
Lydia: Ja, auf jeden Fall.
Lilli: Cool. Vielen Dank für deinen Bericht, sehr spannend. Das heißt, mit Website, Newsletter und vielleicht auch Pinterest, dass du einfach nicht alles auf ein Pferd gesetzt hast, sondern dir eine Marke aufgebaut hast, die über verschiedene Kanäle erreichbar ist und bei den Leuten einfach auch in den Köpfen bleibt.
Lydia: Ja.
Lilli: Nicht nur vom Instagram-Account abhängig ist.
Lydia: Ganz genau.
Lilli: Und du hast schon gesagt, 2019 war so dein Durchbruchjahr. Wir haben gemeinsam Coaching gemacht, du hast meine Online-Kurse belegt. Du warst schon zweimal in meiner Mastermind. Wie hat dich das auf deinem Weg unterstützt?
Lydia: In erster Linie auf jeden Fall einfach, dass ich jemand anderes auf mein Business gucken lassen habe. Nicht nur darauf gucken lasse, was ich mit meinen Händen mache. Das mache ich ja sowieso.
Aber wirklich so von ganz außerhalb so einen ganz anderen Blickwinkel zu bekommen, das fand ich richtig Hammer. Ich muss ganz ehrlich zugeben, ich bin ein ganz schlechter Teamplayer. Ich mag das ja voll so für mich zu sein und für mich zu arbeiten.
Für mich war das mit der Mastermind echt herausfordernd, auch sich da so zu committen und einfach mitzumachen. Nicht nur Feedback zu bekommen, sondern auch selber Feedback zu geben, ist für mich herausfordernd. Aber auch sehr viel sehr augenöffnend, vor allem sehr motivierend.
Ich habe jetzt auch in der zweiten Mastermind dieses Jahr, das war ja gerade mit Corona, richtig krass auch aus dem Loch gefunden, weil ich einfach wieder so etwas hatte, einfach wie eine Routine, die ich dann gemacht habe. Und ich muss auch sagen, die Selbstständigkeit an sich hat mir da einfach sehr viel geholfen, mich zu organisieren.
Weil ich neige einfach dazu, ich bin einfach auch ein sehr chaotischer Denker, aber auch ein chaotischer Mensch. Und so war auch ein bisschen meine Selbstständigkeit. Genau. Einfach so Organisation und, ja, so eine Struktur reinzubringen.
Lilli: Sehr schön. Vielen Dank. Liebe Lydia, danke, dass du uns so viele geheime Tipps und Tricks aus der Branche verraten hast, wie das alles bei die verlaufen ist. Sehr spannend!
Wie gesagt, ich finde es immer total cool, wenn man auch in anderen Branchen reinschaut, wie die Selbstständigen dort schalten und walten. Wo kann man dich denn finden, wenn man noch mehr über dich wissen möchte? Sei es als Braut oder wenn man überlegt, selbst Stylist*in zu werden?
Lydia: Genau. Auf Instagram lydia.gerzen.styling findet man eigentlich für beides. Oder auf meiner Website lydiagerzen.de.
Und wenn man Stylist ist, dann kann man noch das Training davorsetzen, dann ist es traing.lydiagerzen.de. Genau, da findet man eigentlich so den groben Überblick über alles. Das sind dann auch so die Links zu allen anderen Sachen verlinkt.
Lilli: Werde ich sehr gerne in den Shownotes und im Blog-Artikel verlinken. Lydia, vielen Dank, dass du mein erster Gast warst. Hat sehr viel Spaß gemacht und alles super funktioniert. Und jetzt hoffe ich noch, dass der Ton passt. Und dann
Lydia: Ja.
Lilli: geht es ab damit. Vielen Dank auch im Namen meiner Zuhörer*innen. Und genau, vielen Dank, dass du dabei warst.
Lydia: Danke dir.
Links:
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