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Mehr InformationenMechthild ist Sozialpsychologin, MBSR-Trainerin, Online-Marketerin und die Gründerin von „Inklusive Achtsamkeit“ – einem Angebot, das Menschen mit und ohne Behinderung dabei unterstützt, achtsamer mit sich selbst und anderen umzugehen.
Im Interview habe ich Mechthild unter anderem gefragt:
- Inwiefern ist Achtsamkeit oft nicht inklusiv?
- Was ist Ableismus und wie zeigt er sich in der Selfcare-Branche?
- Aus welchen Gründen sollte Achtsamkeit für jeden Menschen ein Thema sein?
- Welche positiven Auswirkungen hat regelmäßiges Meditieren?
- Was umfasst Achtsamkeit noch außer der Meditation?
- Welche Vorbehalte oder Vorurteile haben viele gegen das Meditieren – und wie antwortest du darauf?
- Du schreibst auf deiner Website: „Meine Kurse, Workshops und Programme sind frei von Weltanschauung, Religion, Spiritualität und Esoterik.“ Warum ist es wichtig, das zu erwähnen?
- Ich sehe immer wieder Postings, in denen dargestellt wird, wie das Thema Achtsamkeit und Self-Care heute kapitalistisch ausgebeutet wird und Druck zur Selbstoptimierung erzeugt. Wie gehst du mit dem Thema um?
- Was ist MBSR (Mindful Based Stress Reduction)?
- Was sind deine besten Tipps für Selbstständige, um Stress zu reduzieren?
- Wie sorgst du dafür, dass deine Angebote für alle Menschen zugänglich sind?
Du kannst dir die neue Podcast-Folge hier in meinem Blog, auf YouTube, bei Spotify, Apple Podcasts, Audible und Deezer anhören. Das Transkript zum Nachlesen findest du unten.
Teile uns dein Feedback zur Folge gerne auf Instagram mit: https://www.instagram.com/inklusiveachtsamkeit/ und https://www.instagram.com/lillikoisser/
Transkript der Folge:
Lilli: Willkommen zurück im Pyjama-Business-Podcast.
Ich habe heute wieder eine Interview-Gästin mitgebracht. Und ich bin so mega gespannt auf das Gespräch, weil ich es einfach total spannend finde, was sie macht.
Und zwar ist das die Mechthild Kreuser von Inklusive Achtsamkeit. Und sie gibt MBSR-Kurse. Ich hoffe, ich habe das richtig ausgesprochen.
Liebe Mechthild, vielen Dank für deine Zeit. Und vielleicht kannst du dich mal selbst vorstellen, wer du bist, was du machst und wie du dazu gekommen bist.
Mechthild: Das mache ich sehr gerne. Danke für die Einladung.
Ich bin Mechthild. Und ich bin ja erstmal Psychologin. Das habe ich vor etwa zehn Jahren studiert. Und danach habe ich erstmal im Marketing gearbeitet.
Aber das Thema Achtsamkeit und Meditation hat mich irgendwie die ganze Zeit begleitet. Und dann habe ich vor zwei Jahren überlegt, dass ich nochmal eine Weiterbildung zur MBSR-Trainerin machen möchte. Und MBSR ist Mindfulness-Based-Stress-Reduction.
Da reden wir nachher auch noch genauer drüber. Und mein anderer Fokus ist die Inklusion. Das kommt, weil ich selber seit meiner Geburt eine Körperbehinderung habe.
Das heißt, ich bin auch selber in dem Sinn eine Betroffene. Und das ist mir wichtig, das auch als Mensch mit Behinderung selber weiterzugeben. Genau.
Lilli: Dankeschön.
Mechthild: Das ist mein Hintergrund.
Lilli: Genau, du hast Inklusive Achtsamkeit gegründet. Kannst du mal erklären, warum Achtsamkeit oft nicht inklusiv ist? Welcher Kontext ist das?
Mechthild: Ja. Inklusion bedeutet ja erstmal, dass jeder Mensch die Möglichkeit hat, an dem gesellschaftlichen Leben so teilzuhaben, wie er oder sie ist.
Und das ist heute leider oft noch nicht so, in Deutschland zumindest, ich weiß nicht, wie es in Österreich ist.
Lilli: Ja, ähnlich wahrscheinlich.
Mechthild: Aber, dass es Schulen gibt, in denen Menschen mit Behinderung gehen und Schulen, in denen Menschen ohne Behinderung gehen. Und dann auch später sogar Arbeitsplätze speziell für Menschen mit Behinderung. Und das ist nicht inklusiv, weil das schließt eine Gruppe aus. Und die haben auch wenig Chancen, in den anderen Teil überzugehen.
Und mein Anliegen ist, Inklusion auch über Achtsamkeit mit voranzubringen.
Und weil ein achtsames Miteinander macht ja auch viel, dass wir sehen, okay, jeder Mensch hat irgendwie seine Fähigkeiten und Stärken. Und das auch mitzunehmen und da achtsam miteinander umzugehen.
Deswegen finde ich es so wichtig, dass Achtsamkeit inklusiver wird und die Gesellschaft achtsamer wird. Ja, das ist mein Anliegen.
Lilli: Und hast du da Beispiele, wie Menschen mit Behinderung zum Beispiel von dieser Achtsamkeitsblase, Selfcare-Bubble auf Instagram oder auch Persönlichkeitsentwicklung ausgeschlossen werden? Inwiefern ist das nicht oder oft nicht inklusiv?
Mechthild: Ja. Es fängt schon oft bei der räumlichen Barrierefreiheit an.
Ich zum Beispiel sitze im Rollstuhl, wenn ich nicht in meiner Wohnung bin. Das heißt, oft sind die Räume für mich schon nicht zugänglich.
Und natürlich kann ich dann anrufen und fragen: oh ja, könnt ihr mir helfen und habt ihr eine Rampe? Aber jedes Mal das nochmal zu machen, ist auch nochmal eine extra Anstrengung und hält mich dann davon ab, vielleicht bestimmte Orte zu besuchen, in die Sauna zu gehen oder an einen Meditationsort oder in ein Yoga-Studio zu gehen.
Und dann ja auch einfach dieses Gefühl, da willkommen zu sein, wenn es vielleicht nicht mal speziell ist, aber es ist vielleicht etwas, was nicht so oft vorkommt. Das ist schon das eine.
Und das andere ist, was in der Selfcare-Szene ja auch vorkommt, dass man so sein bestes Selbst werden will oder „geheilt“ werden soll von allem, was man hat. Und das ist unrealistisch, weil meine Behinderung ist einfach ein Teil von mir. Und ich bin auch irgendwie stolz darauf, die zu haben. Und ich möchte gar nicht, dass das irgendwie weggeht und da anders wird.
Ich möchte, dass diese strukturellen Probleme angegangen werden und nicht so an der Oberfläche gekratzt wird. Genau.
Aber trotzdem weiß ich ja aus meiner eigenen Erfahrung, wie gut es mir auch getan hat, Achtsamkeit zu üben und zu meditieren. Es hilft natürlich schon.
Und deswegen möchte ich das weitergeben, aber ohne dieses, ja, alles wird dadurch besser. Weil so ist es leider auch nicht.
Lilli: Du hast es gerade schon gesagt, Achtsamkeit ist ja nicht nur Meditation, oder? Was bedeutet Achtsamkeit auch für dich?
Mechthild: Genau. Achtsamkeit bedeutet erstmal Aufmerksamkeit. Und aufmerksam zu sein auf das, was gerade, im gegenwärtigen Moment, da ist. Und ohne dann auch darüber zu urteilen. Weil oft haben wir dann schon direkt Bewertungen an bestimmte Situationen oder was passiert. Und einfach mal, ja, das, was gerade da ist, wahrzunehmen.
Und natürlich übt man Achtsamkeit in der Meditation, um sich da regelmäßig wieder in diesen Moment zurückzuholen.
Aber man kann es auch im Alltag machen. Wenn ich meine Tasse Kaffee trinke oder mich mit jemanden unterhalte und da mal nicht am Handy bin oder beim Essen einfach achtsam zu essen.
All das sind ja schon achtsame Momente. Deswegen kann man das eigentlich überall und zu jeder Zeit üben. Genau.
Lilli: Verstehe. Was ist denn Ableismus? Ich weiß nie, ob ich das richtig ausspreche. Manche sagen Ableismus, manche Ableismus.
Mechthild: Ja.
Lilli: Und wie zeigt der sich auch in der Selfcare-Branche?
Mechthild: Genau. Ableismus kommt vom englischen Wort able, also fähig oder die Fähigkeit, körperliche Fähigkeiten.
Und das heißt, wenn jemand gewisse körperliche Fähigkeiten nicht hat, werden ihm auch andere Sachen nicht zugesprochen oder wird er als weniger wert wahrgenommen, weil er oder sie gewisse Sachen nicht machen kann. Und ja, genau.
Das ist ja auch oft in der Selfcare-Branche oder Yoga ist jetzt dann immer ein gutes Beispiel, wo es darum geht, bestimmte Körperübungen zu machen, die man als Mensch mit einer Behinderung vielleicht nicht so ausführen kann. Und da einfach zu sehen: ah ja, das ist einfach auch nicht für jeden Menschen so zugänglich.
Aber es gibt natürlich Möglichkeiten, um es trotzdem möglich zu machen. Genau.
Lilli: Verstehe.
Mechthild: Ja.
Lilli: Ich glaube, deine Mission ist ja auch, dass Achtsamkeit einfach für jeden Menschen zugänglich sein soll und ein Thema sein sollte. Warum ist das so? Warum ist Achtsamkeit so wichtig? Gerade heutzutage, 2021 vielleicht?
Und welche positiven Auswirkungen hat das? Sei es jetzt achtsam durch den Alltag zu gehen oder auch wirklich zu meditieren, Yoga zu machen oder, sage ich mal, aktiv achtsam zu sein?
Mechthild: Ja, das eine ist, dass es vielleicht nicht für jeden Menschen so klar ist, was die positiven Effekte von Achtsamkeit sind. Und mir hat es jetzt zum Beispiel geholfen, mit meinen körperlichen Schmerzen umzugehen.
Weil natürlich, ich habe immer noch Schmerzen, aber ich kann besser damit umgehen, wahrnehmen und auch sehen: ah ja, ich habe zwar jetzt vielleicht gerade die Schmerzen in der Schulter oder irgendwie Kopfschmerzen, aber trotzdem gibt es auch noch so viel anderes Drumherum, was vielleicht gerade auch noch gut ist und sich nicht nur auf die Schmerzen so zu fokussieren.
Das war auf jeden Fall für mich etwas, wo mir die Achtsamkeit immer wieder hilft. Und das ist natürlich immer auch phasenweise.
In Phasen geht es besser und dann gibt es wieder Phasen, die nicht so gut sind.
Und das andere Thema ist bei mir dieses Thema Selbstakzeptanz, weil gerade als Mensch mit Behinderung, in der ich diesen Körper früher nicht gesehen habe, war es dann für mich schwierig, mich als Frau mit Behinderung auch so zu akzeptieren und so wahrzunehmen.
Und ja, da hilft Achtsamkeit auf jeden Fall auch, um das Ganze wahrzunehmen und dieses Offene und Weite zu sehen.
Genau. Was war der zweite Teil deiner Frage?
Lilli: Welche positiven Auswirkungen vielleicht speziell Meditation hat.
Mechthild: Genau. Das wird ja jetzt die letzten 20 oder schon fast 40 Jahre wissenschaftlich erforscht. Und das hat echt so viele positiven Auswirkungen.
Auch das mit dem Schmerz und der Selbstakzeptanz ist auch schon wissenschaftlich erforscht.
Und auch mit vielen neuronalen Veränderungen im Gehirn, die dadurch festgestellt werden, dass die graue Masse zunimmt, die Verarbeitung der Vernetzung im Gehirn durch regelmäßige Meditation verbessert wird.
Stärkere graue Masse ist zum Beispiel im Hypocampus, habe ich nochmal nachgelesen, der wichtig ist, um Informationen auf längere Zeit zu speichern.
Es wird auch wirklich viel in dieser Hinsicht geforscht, um zu gucken: welche positiven Auswirkungen hat das auf unsere Gesundheit, unseren Körper, Geist und unser Gehirn? Genau.
Ja, genau, bessere Aufmerksamkeit, dass die Emotionsregulation durch regelmäßiges Üben besser wird. Genau.
Die Körperwahrnehmung nimmt zu, was ja auch für Menschen mit Behinderung wichtig ist, weil vielleicht dadurch, dass uns immer gesagt wird, dass unser Körper vielleicht nicht so richtig ist, wie er ist, dass dadurch die Körperwahrnehmung vielleicht anders ist und wir das wieder wahrnehmen können, dass auch unser Körper in Ordnung ist. Genau.
Lilli: Kann man sagen, dass es auf alle Menschen ganz viele positive Auswirkungen hat, oder?
Mechthild: Ja, man muss natürlich auch sagen, es gibt zum Beispiel auch Menschen, die eine akute Depression oder andere psychische Störungen haben, da muss man auf jeden Fall aufpassen.
Und es muss dann auch mit dem Therapeuten oder Arzt abgeklärt werden, bevor zum Beispiel so ein Achtsamkeitsprogramm gemacht werden soll.
Aber für jemanden, der in sich psychisch gesund ist, ist Achtsamkeit auf jeden Fall geeignet, wenn man es mal ausprobieren möchte. Genau.
Lilli: Cool.
Mechthild: Ja.
Lilli: Ich könnte mir vorstellen, dass du schon viele Vorurteile, Vorbehalte oder auch Missverständnisse über das Meditieren gehört hast. Was wären da so Typische? Und wie antwortest du dann auch darauf, wenn Leute sagen …
Mechthild: Ja.
Lilli: … ah, nein, ich kann nicht meditieren, weil?
Mechthild: Ja, zum Beispiel das eine ist, dass mal jemand sagt, dass er nicht so lange stillsitzen kann oder man immer Gedanken im Kopf hat.
Natürlich kann man das Stillsitzen auch trainieren. Und oft gibt es in dieser ganzen Selfcare- oder Self-Improvement-Bubble im Internet so Leute, die dann sagen: ah, ich meditiere jetzt direkt 30 Minuten am Tag, aber vielleicht dann erstmal mit fünf oder zehn Minuten anfangen und das auch erstmal für eine längere Zeit zu machen, weil natürlich, sich direkt 30 Minuten versuchen hinzusetzen, ist anstrengend. Und das andere mit den Gedanken, Gedanken in der (unv.) ist auch ganz normal und natürlich.
Und es geht auch gerade darum, das wahrzunehmen und dann immer wieder in den gegenwärtigen Moment zurückzukommen.
Lilli: Das sind wahrscheinlich so die zwei größten Vorurteile, oder?
Mechthild: Ja, vielleicht. Ja.
Lilli: Und ist es nicht auch besser, wenn man zum Beispiel jeden Tag fünf Minuten meditiert als einmal die Woche 30 Minuten? Weil sich dann diese Gehirnbahnen besser bilden können?
Mechthild: Ja, genau. Das ist dann einfach diese Gewohnheit und das regelmäßig zu machen. Ich sage auch immer, dass es eigentlich wie beim Sport mit Muskeln ist.
Weil du gehst auch nicht einmal die Woche ins Fitnessstudio und erwartest dann, dass du supersportlich bist, sondern du machst es auch ein paar Mal die Woche über einen längeren Zeitraum.
Und genauso ist es mit der Meditation auch. Da trainierst du ja auch den Muskel im Gehirn eigentlich durch die
Lilli: Voll.
Mechthild: regelmäßige Praxis. Genau. Und dann, wenn man nicht stillsitzen kann, gibt es natürlich auch aktive Formen wie zum Beispiel eine Gehmeditation, dass man irgendwie draußen in der Natur achtsam läuft oder auch Yoga.
Das ist sowohl eine Vorbereitung auf die Meditation, aber bei den Übungen achtet man natürlich auf den Atem und kann den Atem mit den Übungen verbinden. Genau.
Lilli: Man ist so ein bisschen mehr im Moment, ne?
Mechthild: Ja, genau.
Lilli: Du schreibst auf deiner Website „meine Kurse, Workshops und Programme sind frei von Weltanschauung, Religion, Spiritualität und Esoterik“. Das fand ich sehr cool. Warum ist es wichtig, das zu erwähnen?
Mechthild: Genau. Das kommt eigentlich so aus dem MBSR-Programm, das an der Uni in der USA entwickelt wurde. Und deswegen natürlich diese frei von irgendeiner Spiritualität.
Aber mir ist es auch selber wichtig, weil ich auch jemand bin, der so wissenschaftlich an der Uni studiert hat und auch nie so mit irgendwelchen merkwürdigen Meditationsformen in Berührung kommen wollte.
Und deswegen hat mich dieses MBSR auch so angesprochen und begleitet mich jetzt schon so lange, weil es einfach gerade von so Spiritualität, Religion weg ist. Und natürlich kann sich auch durch gewisse Praxis eine Spiritualität entwickeln, aber das ist keine Voraussetzung und es muss niemand spirituell sein oder Angst davor haben, dann in irgendeine komische Meditationsgruppe zu landen, wenn er einen Kurs macht.
Lilli: Das ist eher so eine sachliche und wissenschaftlich basierte Meditationsform? Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe.
Mechthild: Genau, ja.
Lilli: Kannst du vielleicht gleich mal ein bisschen mehr auf MBSR eingehen, was das genau ist?
Mechthild: Sehr gerne. MBSR steht für Mindfulness-Based-Stress-Reduction, also Stressreduktion durch Achtsamkeit – achtsamkeitsbasierte Stressreduktion. Und es wurde schon 1979 von Jon Kabat-Zinn entwickelt.
Den Namen kennt man vielleicht, wenn man sich auch schon mehr mit dem Thema Achtsamkeit, Meditationen beschäftigt hat. Und er hat selber auch schon als Student meditiert, Yoga gemacht und auch für sich selber diese positiven Effekte kennengelernt.
Er war Biologe, aber hat dann in einer Klinik an der Uni in den USA gearbeitet und hatte dort Menschen mit chronischen Schmerzen und chronischen Erkrankungen als Patienten, die eigentlich von der westlichen Medizin schon so ausgeheilt waren.
Und dann hat er überlegt: wie kann ich diesen Menschen aber dann trotzdem noch unterstützen? Und hat dann dieses achtwöchige Programm mit Meditation, Body-Scan und Yoga entwickelt, das sind so unsere drei großen Hauptübungen.
Und auch Achtsamkeit im Alltag und, ja, dieser wissenschaftlichen Untermauerung angelernt wird, wie wir besser mit dem Stress im Alltag umgehen und achtsamer kommunizieren können, wie unsere Wahrnehmung funktioniert, wie Stress, Emotionen, schwierige Gedanken und Gefühle entstehen. Das sind so die Haupthemen im MBSR.
Und das wird seitdem jetzt auch weltweit unterrichtet.
Und in Deutschland gibt es auch einen Verband, den MBSR-Verband, wo Lehrende sich dann auch anmelden können, wenn sie diese Ausbildung gemacht haben, die über ein bis anderthalb Jahre geht.
Und wenn man als MBSR-Lehrender eine gewisse Vorausbildung wie Psycholog*in, Pädagog*in, Mediziner*in hat, dann kann man auch seine Kurse als Maßnahme der Krankenkasse über die zentrale Prüfstelle Prävention als Präventionsmaßnahme abrechnen lassen.
Lilli: Cool.
Mechthild: Ja.
Lilli: Das sind acht Wochen, oder?
Mechthild: Genau, acht Wochen.
Lilli: Das ist wahrscheinlich standardisiert, oder? Das hat immer denselben Ablauf, egal wer das
Mechthild: Genau.
Lilli: erklärt.
Mechthild: Ja. Es sind immer zweieinhalb Stunden pro Woche in der Gruppe einmal die Woche. Und dann Übungen für zuhause über Aufnahmen, die man dann zuhause jeden Tag machen kann.
Und dann gibt es noch nach der fünften und sechsten Stunde einen Tag der Achtsamkeit, in der dann nochmal alle Übungen so zusammen gemacht werden, wie so ein Mini-Retreat-Tag eigentlich.
Lilli: Und du bietest das jetzt seit Corona online an, oder?
Mechthild: Genau. Ich habe ja jetzt erst dieses Jahr dann angefangen, diese Kurse zu geben.
Das heißt, ich hatte sogar einen Raum, der barrierefrei war. Und dann war im Januar ja nichts mit vor Ort Kurs machen, deswegen bin ich dann auch direkt online eingestiegen.
Und ich hatte natürlich schon die Idee, auch Sachen online anzubieten, weil es natürlich auch einfach wieder inklusiver ist, weil es ja für viele Leute einfacher ist, Sachen online zu machen.
Aber natürlich wäre es auch schön, die Leute vor Ort zu treffen. Aber vielleicht geht bald wieder beides. Aber genau, meine Kurse gebe ich momentan online.
Lilli: Cool. Wir haben ja viele Selbstständige, die den Podcast hören. Was sind deine besten Tipps für Selbstständige, um Stress zu reduzieren? Du bist ja jetzt auch selbst selbstständig.
Mechthild: Genau.
Lilli: Und kommst auch aus dem Marketing und so. Was würdest du uns raten?
Mechthild: Genau. Erstmal, Stress ist an sich ja nichts Schlechtes, weil es hilft ja auch dabei, konzentriert und fokussiert zu sein.
Aber wenn man zu viel Stress hat und zu viel in diesem Sympathikus ist und die Stresshormone, zu viel Kortison und Adrenalin, die ganze Zeit über einen längeren Zeitraum ausgeschüttet werden, dann kann das auch negative Effekte haben und sogar irgendwann zu einer Erschöpfung führen, wenn diese Hormone nicht abgebaut werden.
Deswegen sind regelmäßige Pausen wichtig, abschalten, vielleicht auch mal nicht noch abends und direkt am Morgen nach dem Aufstehen am Handy sein, sondern sich da wirklich auch so die Zeiten für sich zu nehmen.
Und natürlich ist es auch in Ordnung, mal zum Abschalten irgendwie auf der Couch liegen, um Netflix zu gucken.
Aber sich vielleicht auch Zeit nehmen zum Meditieren, Journalen oder was davon euch dann hilft, um irgendwie für sich Zeit zu haben. Genau.
Lilli: Auch auf die Balance und Entspannung nach einer Stressphase
Mechthild: Ja.
Lilli: achten.
Mechthild: Genau. Dass es dann nicht überhandnimmt. Weil wenn es dann zu viel und zu lange wird, dann kann es irgendwann einfach bis zu einer Erschöpfung führen. Ja.
Lilli: Ich wollte noch das Thema Kapitalismus ansprechen.
Mechthild: Ja.
Lilli: Weil vielleicht hast du es eh gesehen, ich teile manchmal so Postings von anderen Accounts …
Mechthild: Ja.
Lilli: … in denen dargestellt wird, wie so Achtsamkeit und Selfcare heute eigentlich oft kapitalistisch ausgebeutet werden.
Und es schwingt immer so dieser Druck zur Selbstoptimierung mit. Dieser Druck irgendwie: ah, ich muss jetzt jeden Tag meditieren, Yoga machen und das und das.
Erstens, hast du das auch so wahrgenommen?
Und zweitens, wie gehst du auch mit diesem Thema als Anbieterin um? Weil du willst ja natürlich auch deine Angebote verkaufen, dein Thema in die Welt bringen und so, aber wahrscheinlich jetzt nicht irgendwem super Druck machen.
Mechthild: Ja, genau. Ja, das sehe ich auch so. Deswegen sind wir auch damals in Kontakt gekommen.
Lilli: Ich glaube, ja.
Mechthild: Weil wir unter dem Post beide was geschrieben hatten. Genau.
Ich bin mir dessen auch bewusst und dass ich natürlich mit meinem Angebot auch Teil davon bin. Und ja, einfach dadurch, dass ich es ja auch Menschen anbiete, die vielleicht bis jetzt noch nicht so viel Zugang dazu haben und auch Räume für diese Menschen öffnen möchten, sodass sie es annehmen können. Ich gucke natürlich auch, wie ich mein Angebot auch vielleicht finanziell oder vom Inhalt her zugänglich machen kann.
Genau.
Weil ich sehe auch, es gibt ja auch so viel Content. Ich werde auch manchmal müde von allen Kursen, die es gibt und was man alles noch machen kann und so. Und mir dann auch einfach da bewusst zu sein, wie viele Angebote es heute auch schon auf dem Markt gibt. Genau.
Aber ich hatte einfach gemerkt, dass das, was ich mache, noch niemand macht. Weil es gibt zwar schon vielleicht andere Menschen, die wieder was für Menschen mit Behinderung anbieten, aber es ist auch immer wichtig, dass es von einem Menschen mit Behinderung selber kommt, wir das dann auch anders vermitteln können als ein Mensch ohne Behinderung. Genau.
Lilli: Ich habe diese inklusive Achtsamkeit tatsächlich so noch nie gesehen. Ich finde auch den Namen total super. Man weiß gleich, was gemeint ist. Und ja, genau.
Mechthild: Ja.
Lilli: Wie sorgst du denn dafür, dass deine Angebote für alle Menschen zugänglich sind? Du hast schon gesagt, wenn du Räume hättest, dann Barrierefreiheit.
Mechthild: Ja.
Lilli: Kann man das zum Beispiel auch im Internet umsetzen? Oder auch finanziell hast du jetzt auch angesprochen.
Mechthild: Ja, genau. Bei den MBSR-Kursen gibt es so einen Preis, den hier, ich wohne in Köln, ungefähr alle MBSR-Lehrenden anbieten. Da halte ich mich auch danach, dass jeder, der MBSR lernt, die Möglichkeit hat, diesen Preis auch zu zahlen. Wenn man es dann wieder zu günstig anbietet, macht man auch den Markt kaputt. Genau.
Aber bei den anderen Angeboten denke ich auch auf jeden Fall darüber nach, dass ich es vielleicht auch für jemanden, der nicht so viel Geld verdient, auch günstiger anbiete. Du hattest ja auch schon eine Folge über die Sliding scale.
Lilli: Genau.
Mechthild: Das ist auf jeden Fall auch ein Thema, mit dem ich mich beschäftige. Genau.
Lilli: Und was zum Beispiel so deine Website oder Instagram-Postings betrifft? Wo kann man da ansetzen?
Mechthild: Ja, bei der Website und Instagram kann man ja auch viel mit Barrierefreiheit machen.
Bei Instagram kann man ja immer die Bildbeschreibung, die Alternativtexte angeben.
Ich habe jetzt sogar gesehen, man kann es mittlerweile sogar in Facebook über das Creator-Studio machen.
Man muss es nicht mehr über die einzelnen Posts. Das hat mich am Anfang immer so viel Zeit gekostet.
Aber es ist mir einfach wichtig, dass die Bilder dann auch beschrieben sind. Dass jemand, der blind ist, dann auch weiß, was auf der Grafik drauf ist und nicht nur die Caption lesen kann. Genau. Das ist wichtig.
Und auf der Website kann man natürlich auch viel über die Texte machen, dass man versucht, die nicht so kompliziert zu schreiben.
Und es gibt dann nochmal einen Unterschied zur leichten Sprache, die wirklich für Menschen wichtig ist, die zum Beispiel Down-Syndrom oder eine andere Lernschwierigkeit haben.
Aber auch sonst vielleicht einfach wenig Fremdwörter benutzen oder die gut zu erklären und auch wieder die Alt-Texte zu beschreiben. Weil das ist ja sowieso eigentlich alles, was auch gut für SEO ist, ist auch meistens gut für Menschen
Lilli: Voll, ja.
Mechthild: die eine Behinderung haben, weil Google natürlich auch drauf achtet, dass die Websites allen Menschen zugänglich sind. Genau.
Lilli: Und dann können wir Webdesign wahrscheinlich auch ansetzen, oder? Ich habe mich jetzt auf deiner Website sehr gut zurechtgefunden.
Mechthild: Ah ja. Genau. Wir haben geguckt, dass es alles übersichtlich ist, auch vielleicht nicht zu viele Informationen, dass man das genau so machen kann.
Weil ich habe auch die letzten Jahre davor bei einigen Kulturprojekten auch mitgearbeitet, die auch inklusiv waren und da vor allem teilweise auch den Fokus auf die Websites gelegt.
Deswegen, ich habe auch schon ein bisschen Erfahrung im barrierefreien Webdesign gesammelt. Genau.
Lilli: Super.
Mechthild: Ja.
Lilli: Gibt es noch irgendwas, was du dir für unsere Gesellschaft oder von deinen Mitmenschen wünschen würdest, wenn du dir irgendwas wünschen könntest?
Mechthild: Ja, einfach auch das Interesse weiter zu haben, dass wir aneinander interessiert bleiben, für die Geschichten von anderen Menschen offen bleiben, uns die Erfahrung von anderen Menschen anhören, uns dafür interessieren und die dann auch so anzunehmen.
Weil es passiert mir auch oft, dass meine Erfahrung dann von anderen Menschen nicht so angenommen wird, die diese Erfahrung nicht machen können, weil sie diese Behinderung nicht haben.
Und das finde ich dann schwierig, weil es ist meine Erfahrung und mein Gefühl. Und ich will auch, dass das akzeptiert wird. Und genauso mache ich das auch bei einer anderen Person.
Und deswegen, das ist mir einfach wichtig, dass wir da offen füreinander bleiben und uns dann vielleicht auch selber nicht angegriffen fühlen, sondern das vielleicht auch einfach so als Empfehlung oder auch erstmal nur als Geschichte annehmen. Ja, genau.
Lilli: Voll gerne. Wo können wir dich denn finden? Wie finden wir deine Website? Und was bietest du aktuell an? Wann gibt es zum Beispiel wieder so einen MBSR-Kurs bei dir?
Mechthild: Genau. Man findet mich auf meiner Website inklusiveachtsamkeit.de, alles zusammen und mit dem K in inklusive, das Deutsche.
Und mit dem Namen inklusiveachtsamkeit auch auf Instagram und Facebook.
Und mein nächster Kurs wird jetzt erstmal im August stattfinden, weil die Folge ja dann Ende Juli rauskommt.
Lilli: Genau.
Mechthild: Dann startet der schon. Das heißt, der nächste Kurs wird dann ab Oktober stattfinden.
Und das werde ich auf jeden Fall auch über Instagram, meine Website und meinen Newsletter, den Achtsamkeitsbrief, auch dann verkündigen, wenn die neuen Termine da sind.
Und dann werde ich ab August zum Beispiel wahrscheinlich wieder meine Meditationsabende anbieten, wo man so einfach reinschnuppern kann, wenn man es mal ausprobieren möchte. Ja.
Lilli: Cool. Vielen Dank, werde ich alles gerne in den Shownotes verlinken.
Mechthild: Ja, danke dir.
Lilli: Mechthild, danke für deine Ausführungen. Hat mir jetzt auf jeden Fall Lust gemacht, mich wieder mehr mit Meditation zu beschäftigen, weil mit der ganzen Corona-Krise, wo sich dann, sage ich mal, spirituelle Esoteriker-Menschen auch so auf dieses Meditationsthema und das alles gesetzt haben, hat sich das dann alles so vermischt.
Und dann habe ich davon wieder mehr Abstand genommen.
Aber solche Angebote, wie bei dir zum Beispiel, ich finde das super, dass dann Menschen, die jetzt davon irgendwie abgeschreckt waren, doch wieder Zugang dazu finden und es nicht spirituell, esoterisch und problematisch sein muss.
Mechthild: Ja.
Lilli: Und auch alle Menschen miteinbezieht. Voll schön. Danke.
Mechthild: Ja, das hoffe ich. Danke, das freut mich zu hören.
Links:
Mechthilds Website: inklusiveAchtsamkeit.de
Mechthilds MBSR-Kurs: inklusiveAchtsamkeit.de/mbsr-kurse
Mechthilds Achtsamkeitsbrief (Newsletter): inklusiveAchtsamkeit.de/achtsamkeitsbrief
Mechhild auf Instagram: https://www.instagram.com/inklusiveachtsamkeit/
Mechthild auf Facebook: https://www.facebook.com/inklusiveachtsamkeit
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